Stoppt die Wienerwaldverkäufe
Stefan Moidl
WWF Österreich
Stoppt die Zerstörung des Wienerwaldes!
Stoppt die Waldverkäufe!
Der Wienerwald ist wieder in Gefahr! Erschließungswünsche von Steinbruchbetreibern, Intensivierung der Forstwirtschaft, Erweiterungen von Siedlungsgebieten und neue Straßenplanungen sind nur einige der anstehenden Entscheidungen. Gerade aktuell wollen die österreichischen Bundesforste (ÖBF) im Wienerwald mehr als in anderen Regionen Österreichs Flächen verkaufen. Bestehende Schutzgebiete wie Natura 2000 Gebiet Wienerwald und auch Naturpark Föhrenberg werden mit einem Federstrich reduziert. 130 Jahre nach Josef Schöffels erfolgreichem Kampf gegen die Zerstörung des Wienerwaldes ist eine neue Initiative zur Erhaltung des Wienerwaldes dringend notwendig. Daher hat der WWF die Frage eines Nationalparks im Wienerwald neu aufgegriffen. Um die aktuellen Überlegungen in Richtung neue Schutzgebiete im Wienerwald nicht zu untergraben fordert der WWF eine Einstellung der Verkaufsaktivitäten der Österreichischen Bundesforste (ÖBF AG) im Wienerwald.
- Der Wienerwald stellt das größte zusammenhängende Laubwaldgebiet Österreichs dar und gehört zu den artenreichsten Waldökosystemen Österreichs.
- Das Gebiet des Wienerwaldes umfaßt rund 130.000 ha, wovon rund 70.000 ha bewaldet sind.
- Die geschlossensten Waldkomplexe befinden sich in der Mitte des Wienerwaldes, an den Rändern, wo verstärkt landwirtschaftliche Gebiete liegen, ist der Waldanteil geringer. Die Wälder des Wienerwaldes weisen einen sehr hohen Grad der Natürlichkeit auf (Hemerobie) und haben für den Naturschutz eine besondere Bedeutung.
- Der Wienerwald weist eine reiche Palette verschiedener Waldgesellschaften auf, wobei neben dem Grundgestein und der Seehöhe vor allem klimatische Bedingungen sowie Exposition und auch Hangneigung für die Verteilung der Waldgesellschaften maßgeblich sind. Der Großteil des Waldes sind sommergrüne Laubmischwälder mit der Buche als Hauptvertreterin, die 46 % seines Bestandes ausmacht. Die wichtigsten anderen Baumarten sind : Schwarzföhre mit 10 %, Fichte mit 9,6 %, Tanne und Rotföhre mit je 8 %, Eiche mit 6 % und Lärche mit 3,4 % Flächenanteil.
Der Schutz des Wienerwaldes ist nicht ausreichend!
Der Großteil des Wienerwaldes gehört dem "Schutzgebiet Wienerwald" an, das mit einer Größe von ca. 115.000 ha gemäß Wiener und Niederösterreichischem Naturschutzgesetz als Landschaftsschutzgebiet (in Wien zur Gänze auch als Schutzgebiet Wald- und Wiesengürtel gemäß Bauordnung für Wien und in einigen Bereichen als Naturschutzgebiet) ausgewiesen ist. In Niederösterreich sind Teile des Wiener Waldes als Naturpark ausgewiesen z.B. Naturpark Föhrenberg. Ein Teil des Wienerwaldes wurde auch nach den EU -Naturschutzrichtlinien als Natura 2000 Gebiet ausgewiesen.
Die bisherigen Schutzkategorien haben aber nicht die laufenden Substanzverluste und Zerstörungen im Wienerwald verhindern können. Gerade in jüngster Vergangenheit wurde der Naturschutz im Wienerwald massiv reduziert. Im Frühjahr 2001 wurde die aufgrund der Fauna- Flora- Habitatrichtline der EU ausgewiesene Natura 2000 Fläche im Wienerwald
halbiert und auf hunderte Einzelflächen zergliedert. Im Sommer 2000 wurde der Naturpark Föhrenberg um 20 ha per Verordnung verkleinert, um eine massive Erweiterung des Steinbruchs am Mitter Otter in Gaaden zu ermöglichen. Ohne diese Aufhebung des Schutzes als Naturpark wäre eine legale Erweiterung des Steinbruches nicht möglich gewesen.
Der Naturschutz im Wienerwald ist in der Defensive.
Gerade die Region des Wienerwaldes benötigt für eine nachhaltige Entwicklung eine neue Vision, ein neues Leitbild zur regionalen Entwicklung. Nur so kann gewährleistet werden, daß dieser phantastische Lebensraum als unverzichtbares Erholungsgebiet der Bevölkerung und als Naturjuwel langfristig für Mensch und Natur erhalten bleibt. Darum schlägt der WWF Österreich zur Sicherung des Wienerwaldes
die Schaffung eines Nationalparks Wienerwald
vor. Diese Idee wurde in Fachkreisen schon länger diskutiert. Die Zeit ist reif sie auch umzusetzten.
Um die aktuellen Überlegungen in Richtung neue Schutzgebiete im Wienerwald nicht zu untergraben fordert der WWF eine Einstellung der Verkaufsaktivitäten der Österreichischen Bundesforste (ÖBF AG) im Wienerwald.
Es gibt 10 gute Gründe, gerade jetzt eine Planung und Realisierung des Nationalparks im Wienerwald voranzutreiben:
- Beste Voraussetzungen: Kaum ein Gebiet hat so gute Voraussetzungen in der Besitzstruktur für eine Nationalpark-Gründung. Im Wiener Stadtgebiet ist die Gemeinde Wien größter Grundbesitzer. In Niederösterreich dominieren Wälder der Österreichischen Bundesforste (ÖBF AG) mit rund 50 % der Waldfläche und kommunale Wälder der Gemeinden Wien, Perchtoldsdorf, Purkersdorf, Mödling, Bad Vöslau etc. . Gerade auf Besitz der öffentlichen Hand könnte auf Naturschutz, Bevölkerung und Erholungsuchende mehr Rücksicht genommen werden.
- Bestehenden Schutz verbessern: Im Wienerwald bestehen heute schon unterschiedlichste Schutzgebiete. Nach den EU-Naturschutz-Richtlinien wurde der Wienerwald als NATURA 2000-Gebiet ausgewiesen. Der Wienerwald ist Landschaftsschutzgebiet, es existieren noch weitere kleinere Naturschutzgebiete, Naturparke, Naturwaldreservate und Naturdenkmale. Naturschutz hat im Wienerwald Tradition, es fehlte aber bisher eine große Vision!
- Verkaufte Zukunft: Im Bereich der "Wienerwaldgemeinde" sollen in einem ersten Schritt rund 4,5 % des Besitzes der ÖBF AG verkauft werden, mehr als im österreichischen Durchschnitt (österreichweit ca. 3 %). In einem Nationalpark wäre ein Verkauf nicht möglich. Daß die Privatisierungs-Diskussion nicht vor anderen Gebietskörperschaften halt macht, zeigt die immer wieder aufkommende Diskussion in der Steiermark um den Verkauf der Landesforste.
- Attraktion für die Region und seine Besucher: Wien rühmt sich richtiger Weise, mit dem Nationalpark Donauauen eine der wenigen Städte der Welt mit einem Nationalpark im Stadtgebiet zu sein. Seit Kurzem hat Budapest einen Teil der Budaberge bis zum Donauknie zum Nationalpark erklärt! Mit dem Nationalpark Wienerwald wäre Wien die einzige Stadt mit zwei Nationalparks. Niederösterreich hätte damit seinen Dritten Nationalpark.
- Ökologisch wertvoll: Der Wienerwald zählt zu den artenreichsten Waldökosystemen Österreichs. Eine Studie des Europarates unterstreicht seinen ökologische Wert als letzter großer, noch weitest gehend intakter Buchenwald Europas! Der Wienerwald vereinigt in einmaliger Weise und auf kleinstem Raum Lebensgemeinschaften der alpinen, submediterrane und osteuropäischen Regionen.
- Missing Link: In keinem der fünf bisher bestehenden österreichischen Nationalparks finden sich namhafte Buchenbestände. Eine wichtige österreichische Landschaft käme somit unter dauerhaften Schutz.
- Bedrohte Vielfalt: Trotz der Konflikte zwischen Forstwirtschaft und Erholungsnutzung bzw. Naturschutz wurde in den letzten Jahren immer mehr Holz im Wienerwald eingeschlagen und das Durchschnittsalter der Waldbestände herab gesetzt. Dadurch verliert der Wald an ökologischer Qualität. Besonders betroffen davon sind viele gefährdete Insekten- und Vogelarten.
- Ökologisches Image: Das Prädikat "Nationalpark-Region" könnte vor Allem für touristische Leitbetriebe und Gemeinden eine Aufwertung des ökologischen Images bedeuten. Neue Chancen für eine nachhaltige Entwicklung und ökologisch verträglichen Tourismus wären damit eröffnet, wie es bereits andere österreichische Nationalparks vorgezeigt haben.
- Bundes- und EU-Gelder: Nationalparks sind die einzige Naturschutzkategorie bei denen der Bund 50% mit finanziert. Das erfolgreiche Modell der Donauauen könnte auch auf einen, die Landesgrenzen überschreitenden Nationalpark übertragen werden. Die Ausweisung als NATURA 2000-Gebiet eröffnet zusätzlich die Möglichkeit, Förderungen von der Europäischen Union zu erhalten.
- Ideales Konzept: Ein Nationalpark Wienerwald bietet ideale Voraussetzungen, um den vorhanden Interessenskonflikt zu lösen. Mit der in Nationalpark üblichen Zonierung in Naturzone mit strengem Naturschutz und Außenzonen mit Regeln und Förderungen für naturverträgliche Nutzung können die Interessen von Naturschutz, Bevölkerung und Wirtschaft kombiniert werden.
Mag. Stefan Moidl
WWF Österreich
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