Purkersdorf Forum Archiv 2008
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Gunnar ® sagt am 21.07.2008 03:42 zu Regedit ?:Erster Beitrag

Re: Atomkraftwerk flog in die Luft


Im Prinzip erübrigt sich die gesamte Diskussion hier, weil die Nuklearanlage in Yongbyon mit Energiegewinnung ungefähr soviel zu tun hat, wie ein Porsche Cayenne mit klimaschonendem Autofahren. Bevor man also diese Thematik als Argumentationsbasis für seine Aversion gegen die Atomlobby heranzieht, bitte etwas mehr über die Hintergründe informieren. So schließen atomare AbRÜSTUNG und der Betrieb eines AKWs einander nicht aus, solange das aus dem Spaltvorgang gewonnene Plutonium in weiterer Folge nicht militärischen Zwecken zugeführt wird. Nun war es aber die einzige Motivation des nordkoreanischen Führers (und seines verstorbenen Vaters) diese Nuklearanlagen deshalb zu betreiben, um in den Besitz von waffenfähigem Plutonium zu kommen (was seit den späten 80ern auch sukzessive gelang – siehe Atomtest 2006). Die Energieversorgung wäre mit dieser Anlage ohnehin nie sichergestellt gewesen, da nicht einmal adäquat an das Stromversorgungsnetz angebunden. Einziges Ziel war es an das Abfallprodukt heranzukommen. Deshalb die Forderung der internationalen Staatengemeinschaft Yongbyon abzubauen, um Pjöngjang seine Plutonium-Quelle zu nehmen.

Kernkraftwerke werden grundsätzlich wegen ihres "Abfalls" gebaut, da ist Yongbyon kein Sonderfall. Ist ja auch logisch: Kein vernünftiger Mensch betreibt derart riskanten Aufwand, um mittels hochbrisantem Wassersieder eine umgebaute Schiffschraube in Bewegung zu setzen. Die Diskussion erübrigt sich also keinesfalls, denn offensichtlich gibt es hier noch einiges abzuklären.
Es gab insgesamt viele Gründe für die Sprengung des Yongbyon – Reaktors. Ein Bekenntnis zu einem neuen „Öko-Trip“ oder der Beitrag zur Luftverbesserung zählten sicher nicht dazu! Bevor jemand den Argumentationsfaden verliert: ich bin ebenfalls gegen die Stromgewinnung aus AKWs, aber die Nordkorea-Thematik ist eine sicherheits- und keine umweltpolitische.

Wenn die Gefahr besteht, daß größere Lebensräume (sprich Umwelt) und/oder eine Menge Menschen verletzt oder vernichtet werden, so besteht auch die Gefahr, daß Untergebene, Rohstoffe und Nahrungsmittel schwinden, was bedeutet, daß mit wirtschaftlichen Verlusten zu rechnen ist. Genau hier liegt der Knackpunkt, wenn die Dosis dieser Verluste ein kritisches Maß überschreitet wird reagiert. Und genau deshalb wird abgerüstet, oder eben ein Atomkraftwerk abgerissen. Sicherheits- und Umweltpolitik gehen Hand in Hand, oder glaubt hier ernsthaft jemand daran, daß den Regierungen die Sicherheit einer kleinen Bevölkerungsgruppe (Minderheit) mehr Anliegen ist, als ein - sagen wir - sehr fruchtbares Land, welches zerstört werden würde und wirtschaftliche Verluste bedeuten könnte?
Kurze Erinnerung: Zitat aus: http://www.tagesschau.de/ausland/sellafield2.html Eine Evakuierung der britischen Bevölkerung hielt die Londoner Regierung damals nicht für nötig. Nach offiziellen Schätzungen starben bis zu 40 Menschen an den unmittelbaren Folgen des Unfalls. Ehemalige Mitarbeiter wie Tom Tuohy erkrankten mehrfach an Krebs. Überhaupt traten rund um Windscale deutlich mehr Leukämiefälle auf als im Landesdurchschnitt. Heute weiß man zudem, dass mindestens doppelt so viel radioaktives Material freigesetzt wurde, als man noch vor 50 Jahren annahm. Zu dem Ergebnis kommen jüngst britische Forscher, die die Unterlagen von damals erneut überprüft haben.
Kurz nach dem Störfall wurden die Reaktoren in Windscale versiegelt, stillgelegt und die Anlage umbenannt. Heute heißt dieser Ort Sellafield. Doch auch unter neuem Namen sorgt das Gelände für Aufsehen: Zwei Wiederaufarbeitungsanlagen gerieten wiederholt in die Schlagzeilen, weil sie den Atommüll einfach in die Irische See kippten. Zitat Ende
Trotzdem angenehme Woche! Ich werde mich entspannt zurücklehnen und ruhigen Gewissens Musik hören ... mit oekostrom, versteht sich ;-)

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