Purkersdorf Forum Archiv 2008
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Andreas Offenborn ® sagt am 09.07.2008 21:26 zu Schlagitweit ®:Erster Beitrag

Re: Pendlerförderung


Lieber Christian, liebe Diskussionsteilnehmer,
jetzt wird es Zeit, dass ich mich aus meiner beobachtenden Mitleserrolle aufraffe und Euch meine differenzierte, aber eventuell nicht leicht zu verstehende Meinung zu diesem schon oft diskutiertem Thema mitteile:
Der öffentliche Nahverkehr, daher auch die S50, leidet unter Anderem beträchtlich an der Finanzierung der Verkehrsleistungen durch einen sogenannten "Besteller". Ein großer Teil (ca. 50%) der Finanzierung des Betriebes wird immer noch über die Fahrkartenerlöse aufgebracht. Wenn nun die Einnahmen auf Grund einer Zonenerweiterung drastisch sinken, ist das derzeitige ( ohnehin lückenhafte ) Fahrplanangebot schlichtweg nicht mehr finanzierbar! Ein Lösungsansatz dieser Problematik liegt für mich in der überfälligen Reform des VOR ( Verkehrsverbundes OstRegion ) die unter anderem die Aufteilung der derzeitigen Außenzonen in kleiner "Zonenwaben" vorsehen würde, die dann jede für sich gesehen etwa halb so viel wie der derzeitige Zonenpreis sein müßte, Motto: man zahlt nur(etwa)das, was man wirklich benützt und nicht wie jetzt, die Strecke bis einschließlich Pressbaum (Haltestelle) mit, die man selten bis nie benützt!
Eine Übernahme des Einahmenausfalls einer Zone(derzeitiges System) durch die Gebietskörperschaften ( Land, Gemeinden ), wie von vielen, auch durch LIB, gefordert halte ich für falsch, da diese Beträge nach einiger Zeit als "Einsparungspotential", je nach regierender politischer Macht gesehen werden und daher erst recht einen Notstand bewirken können! Nur Fahrpreiseinnahmen selbst sind der ÖV-Finanzierung sicher!
Weiters: Der Argumentation der Ersparnis durch die Benützung des eigenen KFZ's bis zur Zonengrenze kann ich deshalb nicht folgen, da der Preis einer Monatsmarke für diese Zone etwa die halben Kosten für eine Tankfüllung meines Autos ( ja, auch ich verwende das Ding hin und wieder!) betragen, ganz zu schweigen von den sonstigen Kilometerkosten, wobei kurze Fahrtstrecken den Preis/km noch erheblich steigen lassen.
Wesentlich wichtiger für die S50 ist die Forderung für Finanzierung zur Schließung der derzeitigen Fahrplanlücken (Frühverkehr zw. 7:57 und 9:48, Abendverkehr ab 19:18, und Verkehr an Sonn-u. Feiertagen) zu sorgen!!!!!
Weiters gehe ich mit Deiner raumplanerischen Argumentation natürlich konform, speziell dass die Zersiedelung nicht noch durch die öffentlich Hand gefördert werden darf.
Ich hoffe, dass das nicht zu kompliziert war.
liebe Grüße
Andreas
Danke für Ihre differenzierte Betrachtung. Für einen attraktiven öffentlichen Verkehr haben wir uns immer stark gemacht, und so manche Fahrplanverbesserung haben wir bewirkt. Die Ausweitung der Kernzone ist uns ein Anliegen, doch die Konkurrenz Pröll-Häupl wird das nicht leicht machen (man kann im dominierenden politischen Denkschema ja nicht einem Mitbewerber an einem Erfolg teilhaben lassen, wie uns die jüngste Geschichte von SPÖVP lehrt). Auch eine weitere Haltestelle in Neupurkersdorf und gute Busanbindung an die Züge sind Eckpfeiler unseres Engagements. Eine weitsichtige Raumordnung sollte verdichtete Verbauung dort möglich machen, wo Öffis sind. Hier müssen auf Gemeindeebene die Verwertungsinteressen von Grundeigentümern und Immobilienlöwen in die Schranken gewiesen werden. Da schaut es angesichts der politischen Verhältnisse in Purkersdorf schlecht aus. So wie jetzt teilweise gebaut wird, produzieren wir enormen Bedarf an Individualverkehr. Und weil das Autofahren am Beginn einer enormen Verteuerung steht, schaffen wir damit ein soziales und Verkehrsproblem - das wir hinterher mit Förderungen für Autofahren abmildern sollten?
Der VP-Antrag hat die Förderung der Zeitkarten mit der Teuerung beim Treibstoff begründet. Das ist Nonsens. Ein kostengünstiger und attraktiver öffentlicher Verkehr ist die Lösung. Wer auch immer sich dafür einsetzt, den/die sehen wir dabei als Partner. Auch haben wir uns sozialpolitisch immer dafür stark gemacht, dass bedürftige Menschen von der Stadtgemeinde Hilfe in Anspruch nehmen können. Hätte der Antrag der VP nicht so undifferenziert über ALLE Pendler die Förderung mit der Gießkanne verteilt, würde ich ihn ernsthaft aufgreifen. Er ist im Ausschuss zur weiteren Behandlung gelandet (das könnte ernsthafte Erörterung heißen, doch meist ist es die Endablage).

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