Purkersdorf Forum Archiv 2003
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Karl Berger ® sagt am 19.05.2003 13:58 zu Dark ®:Erster Beitrag

Re: was gemacht wurde - viel zuwenig Strafe!


lauter theorieren - aber wahrscheinlich die realitiät!


und genau das macht mir persönlich ANGST!
ANGST was wieder passiern wird!
Muss wieder etwas passiern, das die Menschen
aufwachen!!!!!!!!!

das aufwachen gilt in mehreren richtungen: die diskussion, zu der es zugegebenermaßen sehr viele beiträge gibt, wird von einigen diskutanten geradezu überschwämmt, daher die hohe zahl der beiträge. zwei oder drei der vielschreiber dürften persönlich betroffen sein, und ich verstehe ihre aufregung sehr gut. aber meiner meinung nach unterliegen sie in ihrer verzweiflung mehreren fehlschlüssen:
die missbrauchten kinder tragen schwer und lange an dieser last, und ich bin sicher, die eltern tun alles menschenmögliche ihnen zu helfen. ob von der gesellschaft ausreichend hilfe geleistet wird, weiß ich nicht. naheliegend wäre auch, dass sich die angehörigen des täters verpflichtet fühlten, dass ihnen mögliche zur verringerung des leids der kinder beizutragen. ob das geschieht, ist mir ebenfalls unbekannt. aber der glaube, mit härteren strafen (und verurteilung für mehr fälle) wäre irgendwas erreicht, scheint mir mir der tatsache geschuldet, dass jede hilfe an grenzen stößt, und sich eltern, an jeden strohhalm klammern.
ich kenne verschiedene fälle aus dem sogenannten maßnahmenvollzug, wo menschen mit relativ geringem strafausmaß (da man prinzipiell jeden »widerstand gegen die staatsgewalt« dazu aufbrummen kann, reichen schon kleine diebstähle und ein psychiatrisches gutachten um in den maßnahmenvollzug zu kommen) in wirklichkeit ein vielfaches ihrer strafzeit abbrummen. das problem liegt darin, dass auch der beste psychiater nicht wirklich in die menschen hineinschauen kann, und aufgrund einiger aufsehenerregender rückfalltäter, keiner die verantwortung übernehmen will, menschen wieder »raus« zu lassen. daher ist es relativ egal, ob der täter 2 1/2 jahre oder 5 oder 8 jahre bekommen hat. der sinn des maßnahmevollzug besteht darin, dass menschen erst dann wieder in freiheit entlassen werden, wenn sie nach dafürhalten der fachleute keine gefahr mehr darstellen. tatsächlich ist auch die rückfallquote – z.B. der haftanstalt mittersteig – relativ gering, obwohl es rundherum an mittel fehlt, die häftlinge tatsächlich so zu betreuen, dass die haft wirklich zur heilung beiträgt. die größte gefahr, dass der täter, um den es hier geht, zu früh rauskommt, geht davon aus, dass diese regierung vieles tut, um menschen ins gefängnis zu bringen (z.B. verschärfung der drogengesetze u.ä.) und gleichzeitig den sektor aushungert. das bringt steigende häftlingszahlen, schlechtere betreuung (die haftbedingungen in österreich sind derzeit schon katastrophal) und dadurch höhere rückfallquoten, sowie den druck, häftlinge abzubauen. dass das für kinderschänder auch gilt, bezweifle ich aber heftig. diese gelten in der gefängnishierarchie als der unterste bodensatz, und – falls das die rachegefühle der eltern etwas befriedigen sollte – sie sind auch für die mithäftlinge das letzte, und haben absolut keine gute zeit im gefängnis. ob die strafe also relativ mild ist, oder ob es noch mehr fälle gibt ist also eigentlich irrelevant.
uns ist aber sicher allen bewußt, dass die einzige möglichkeit, rückfälle mit sicherheit zu verhindern, ist, alle täter lebenslang einzusperren. und da die meisten straftaten von vorher unbescholtenen begangen werden, müsste man diese präventiv auch gleich lebenslang einsperren.
ein zweiter fehlschluss besteht darin, dass man vermeintlich ausgebliebene bestrafungen oder aufarbeitungen durch – sozusagen – böse nachrede kompensieren könne, und dazu das internet gebrauchen kann. das internet ist kein rechtsfreier raum, und übkle nachrede – auch wenn man noch so überzeugt ist, dass sie richtig ist – bleibt im internet das selbe wie in jedem anderen medium. gerade, wenn man davon überzeugt ist, dass der rechtsstaat funktionieren sollte, und auf vermeintliche mängel hinweisen will, muss man sich selbst an rechtsstaatliche normen halten.
ein dritter fehlschluss besteht , glaube ich darin, dass es irgendwas gegen kindesmissbrauch hilft, wenn man jetzt gegen diesen kindergarten im speziellen etwas unternimmt. ich bin mir ziemlich sicher, dass din diesem kindergarten alles versucht wird, den schlechten ruf vergessen zu machen, und dort wird so ein fall kaum mehr vorkommen. hilfreicher ist es da schon, an die fälle zu denken, die noch nicht bekannt sind, den kindern zuzuhören, ein offenes, möglichst angstfreies klima zu seinen kindern aufzubauen, selbst aufmerksam zu sein, usw
die alttestamentarische rachestimmung samt lynchfantasien sind jedenfalls erschreckend. auch die schlimmsten verbrechen sollten uns nicht soweit bringen können, dass wir selbst zu tätern werden.

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