Purkersdorf Online

Keine zweite Kenzelbrücke!


Ein anonymes Flugblatt ist aufgetaucht, in dem zum Widerstand gegen den Bau einer zweiten Brücke neben dem bestehenden Übergang über den Wienfluss beim Bahnhof Sanatorium aufgerufen wird. Die darin enthaltenen Fehlinformationen veranlassen mich zur folgenden Klarstellung:

Neue Holzbruecke
Grafik der neuen Holzbrücke
Die Stadtgemeinde Purkersdorf hat im Vorjahr beabsichtigt, den Stahlsteg (Kenzelbrücke) über den Wienfluss zu sanieren. Nach dem Befund des Statikers zeigt das Tragwerk im unteren Bereich bei vielen Knoten stark rostige Nieten, durchrostete Knotenbleche und verrottete Profile. Die Streben bei den Auflagern sind stark rostig bis durchrostet, ein Versagen konnte nicht ausgeschlossen werden. Darüberhinaus zeigte die statische Nachrechnung, dass der Steg seinerzeit nur auf eine Nutzlast von 100 kg/m2 bemessen wurde. Heute fordert die ÖNORM das vierfache! Es sind also keinerlei Reserven bzw. Sicherheiten mehr vorhanden. Wegen der dadurch gegebenen Einsturzgefahr wurden die Auflagerstreben provisorisch durch Anschweißen von Eisenprofilen verstärkt.

Mittlerweile wurde das Sanierungsprojekt ausgearbeitet und die Arbeiten ausgeschrieben. Dabei zeigte es sich, dass durch die erforderlichen Sanierungen (Austausch von Stäben und Knotenblechen, Verstärkungen der Obergurte, Umgestaltung der Geländer nach den heutigen Sicherheitsstandards, behindertengerechte Abänderungen usw.) die Konstruktion nicht mehr dem alten Objekt entsprochen hätte. Wirtschaftlich nicht vertretbar waren auch die Kosten des Ausschreibungsergebnisses: Es lagen einschließlich der Varianten 13 Anbote vor, die von 242.000.-€ bis 608.000.-€ reichten. Trotz der hohen Kosten wäre weder die erzielbare Nutzlast, noch die vorhandene Breite für einen Geh-Radweg ausreichend gewesen.

Neue Holzbruecke
Alter Stahlsteg
Obwohl es schön gewesen wäre, den Stahlsteg zu erhalten, erklärte nun das Bundesdenkmalamt, dass die Konstruktion kein Unikat sei und nahm Abstand vom Denkmalschutz!

Als optisch ansprechende, in das Landschaftsbild passende und auch wirtschaftliche Alternative wird nun eine Holzbrücke ausgeführt. Die Brücke wird überdacht sein um Benützer, vor allem aber die Konstruktion vor Witterungseinflüssen zu schützen; breit genug für einen Geh-Radweg und doppelt soviel tragen wie die sanierte Eisenbrücke – und das bei den halben Kosten. Sie wird keine Stufen mehr haben und so auch für Radler und Rollstuhlfahrer geeignet sein. Sie wird wenige Meter flussabwärts des derzeitigen Steges errichtet, damit die alte Eisenbrücke während der Bauarbeiten für Fußgänger und Versorgungsleitungen bestehen bleiben kann. Nach Fertigstellung der neuen Holzbrücke wird die Eisenbrücke abgetragen.

All das hätte ich dem anonymen Schreiber (oder den Schreibern?) des Flugblattes auch gerne persönlich erklärt!

Dipl.Ing. Erich Liehr,
Baustadtrat


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Letzte Änderung: 2004-07-29 - Stichwort - Sitemap