Purkersdorf Online

Wem gehört die Straße


Zusammenfassung der Veranstaltung der LIB zum Thema Verkehr (mit Leo Nemec)

Von Stefan Peters

Um Pferdestärken als Machtfaktor, automobile Vernunft und den Stellenwert von Gehsteigen im Straßenbild ging es bei einer Diskussionsveranstaltung der Liste Baum, die der Verkehrspädagoge Leo Nemec leitete.

Nemec, als Fahrlehrer, bekennender Motorrad- und Oldtimerfahrer nicht mit dem Odium des Maschinenstürmers behaftet, versuchte in der Runde, die sich in den Rathausstuben getroffen hatte, Gründe für PS-Verliebtheit und Perspektiven für ein Miteinander der Verkehrsteilnehmer gegenüber zu stellen. Die Emotionalität, mit der heute Kraftfahrzeuge beworben würden, stelle, so Nemec einen Rückschritt in die 60er und 70er Jahre dar. Vor einem Jahrzehnt seien Sicherheit und Verbrauch die wichtigeren Verkaufsargumente gewesen als dieser Tage. Nemec: "Für wen bauen die eigentlich diese Autos? Hier geht es um Fahrleistungen, die im Straßenverkehr nirgendwo umgesetzt werden dürfen."

Nachdem die Projekte Magermotor und Wasserstoff-Brennzelle in den Schubladen der Hersteller verschwunden sind, sieht er die einzig positive Perspektive für den Individualverkehr in passiver Sicherheitstechnik, die manche Luxusklasseautos bereits heute automatisch auf der Autobahn fahren lassen könnten.

Die Straßenbauer kritisiert der Verkehrspädagoge für die Praxis, "dass immer dann das Geld ausgeht, wenn es um den Bau von Rad- oder Fußwegen geht."

Typische Beispiele dafür in Purkersdorf präsentierte Nemec anhand mitgebrachter Photos, die eine Reihe von "Fußgängerfallen" wie Tankstelleneinfahrten, Lichtmasten und Radargeräte dokumentierten. Etwa im Fall der Wienerstraße, "die ich nie begehen möchte. Ich bin ja nicht meines Lebens Feind." Problematisch auch die Situation in der Kaiser Josef-Straße. Abgesehen vom Zebrastreifen an deren Beginn, wo der Fußgänger hinter einer Hecke hervortritt und für Autofahrer erst sichtbar wird, wenn er bereits auf der Straße steht, moniert Nemec schmale Gehsteige und fordert für die Verkehrssicherheit ein Tempolimit von "um die 20 km/h. Mehr wäre schon zu gefährlich."


Es ginge darum, einen Machtausgleich zwischen den Verkehrsteilnehmern zu schaffen und um die Bildung des Bewusstseins bei allen Beteiligten, dass Verkehrswege öffentliches Gut sind, auf dem konfliktfrei miteinander umgegangen werden muss.

Stefan Peters
Fotos: Leo Nemec, Karl Berger


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Letzte Änderung: 2001-07-02 - Stichwort - Sitemap