Eine Freundin meines Partners schickte im Frühjahr Fotos von ihrem Arbeitsaufenthalt in Spanien, wie fein es hier sei und wie schön ihre Aufgabe – vier Katzen und ein Haus sitten. Sie nannte uns die Organisation, „Workaway“, welche auf der ganzen Welt Aufenthalte unterschiedlicher Art anbietet.
Die Idee kam auf, dies in den Sommerferien zu machen und wir registrierten uns als Paar um Zugang zur Kommunikation mit den Gastgeber*innen zu erhalten. Wir mussten ein Profil über unsere Persönlichkeiten und Interessen veröffentlichen.
Dann begann der anstrengende Teil – etwas zeitlich, örtlich und inhaltlich Passendes zu finden!
Tiere zu betreuen ist immer mein großer Wunsch.
Längere Zeit fokussierten wir ein Hundesitterprojekt von Huskies in Schweden. Nachdem ich den Gastgeber zweimal per E-Mail um Entscheidung gebeten hatte gaben wir dieses auf.
Sollte es Europa bleiben oder vielleicht auch ein anderer Kontinent?
Ich schaute mal ganz unverbindlich bei Afrika nach ;-)
Tanzania offerierte viele Projekte. Ich fand ein sehr interessantes:
Begleitung und Unterstützung eines Tierarztes auf seinen Fahrten. Dieser meldete sich gleich zurück, sein Projekt sei derzeit nicht aktiv, es täte ihm sehr leid.
Sonst fand ich im Land kein anderes Projekt mit Tieren.
Viele andere Projekte kamen mir und meinem Partner körperlich zu anstrengend vor – Renovierungsarbeiten, Feldarbeiten… Ich legte die Suche einmal auf Eis.
An einem Sonntagabend Anfang Juni erhielt ich plötzlich ein Mail aus Tanzania von der „Zion Gates Foundation“ von einem Herrn Cosmas. Er musste unser Profil gelesen haben und dass wir schon in Tanzania auf Suche waren. Seine Organisation mache mehrere Projekte, unter anderem Waste Pickering, Tree Planting, School Teaching. Außerdem würde sie auch Trips auf den Kilimandscharo und Safaris ausrichten.
Also doch Tanzania! Ich schrieb zurück um genaueres zu erfahren. 4-5 Stunden täglich seien zu leisten.
Da die Reisezeit für uns schon drängte, sagte ich zu.
Wir meldeten uns verbindlich an, vereinbarten den Zeitraum von 18 Tagen und suchten in Folge die Flüge heraus, welche uns an den Fuß des Kilimandscharo, nach Kilimanjaro International Airport bringen sollten. Von dort war es nur mehr 45 Minuten zu unserem Zuhause. Ein Fahrer sollte uns vom Flughafen abholen.
Moshi Town war die nächste Stadt in welcher sich viele Wanderer und Abenteurer ausrüsteten und welche man mit einem Tuktuk leicht erreichen konnte.
Wir packten und erhielten 4 Tage vor Abreise die Bitte, einige Leintücher für die Unterkunft mitzubringen.
Da kam etwas Stress auf und ich erklärte, dass wir glücklicherweise noch zuhause seien und etwas mitnehmen könnten. Ich erwähnte auch, dass eine etwas frühere Information mehr Erfolg gezeitigt hätte (Flohmarkt zum Beispiel).
So waren unsere Koffer bis zum Bersten damit gefüllt. Das Online-Visum hatten wir schon früher beantragt.
Als wir aus dem Flughafengebäude traten standen wir auf dem von mir so geliebten afrikanischen Sand.
Der Flughafen ist nicht groß, aber eben international. Für uns ein Vorteil, nicht weit über Land anreisen zu müssen.
Viele unserer Flug-Mitreisenden eilten zu den bereitstehenden Safarijeeps und mich beschlich eine leise Wehmut, dort nicht mitfahren zu können, sondern in unbekannte Welten aufzubrechen im Moment.
Unser Fahrer war pünktlich, es war noch ein weiterer Mann im Fahrzeug.
Ungefähr 45 Minuten dauerte die Fahrt zu den Außenbezirken von Moshi; wir hielten neben einem kleinen Grundstück auf einer Hauptroute, US $ 50,-- verlangte er. Wir versuchten zu verhandeln, dies erschien uns entschieden zu viel. Jedoch erfolglos. Mein Partner meinte sofort, „Das ist ein Reinfall“.
Aber in dem Moment erschien Cosmas in der Tür und hieß uns herzlich willkommen. Es waren noch zwei Mädchen aus Frankreich da. Sie blieben drei Monate!
Es gab ein Zimmer mit zwei Stockbetten, ein Doppelzimmer für uns und ein Einzelzimmer.
Ich hatte verabsäumt, für mich ein Einzelzimmer vorab zu akklamieren (um nicht zu umständlich zu erscheinen). Daher war dies jetzt nicht mehr möglich, da noch mehr Personen kommen sollten.
Das Haus wies außer einem TV-Gerät, einer ausgeleierten Couch, Esstisch mit Sesseln keinerlei Möblierung auf.
Die Dusche und das WC befanden sich in einem Raum ohne Möglichkeit etwas abzulegen oder aufzuhängen. Ein kleines Waschbecken zum Händewaschen befand sich davor. Die Küche war ebenso einfach eingerichtet.
Cosmas lebte mit seiner hochschwangeren Frau in EINEM eigenen Raum.
Als wir den Garten besichtigten begrüßten uns 2 Hundewelpen: sie waren auf einem der Spaziergänge mit Cosmas von den französischen Mädchen „gerettet“ worden, da die Besitzerin diese ablehnte.
Es gab jedoch weder eine Behausung noch geeignetes Futter für die beiden. Einer war schwächlich, aber eifrig. Oft saß ich bei ihnen am Boden trotz der „gefährlichen“ Moskitos und streichelte sie, wärmte sie, sprach mit ihnen.
Es kam eine hundehüttenähnliche Behausung in den nächsten Tagen hinzu. Mineralwasserflaschen mit warmem Wasser gefüllt dienten den Kleinen als Wärmequelle. Ins Haus zu kommen war undenkbar.
Unsere Gruppe schwoll von uns vier anfänglich am nächsten Tag um einen Spanier, dann eine Deutsche und zwei Südafrikanerinnen an. Der Spanier erhielt das Einzelzimmer, die anderen verstauten sich in den Stockbetten.
Unsere Leintücher wurden mit Freude erwartet.
Als wir ein wenig ausgeruht hatten – die erste Nacht durfte ich noch im Einzelzimmer ruhen - fuhren wir mit dem Tuktuk nach Moshi Town und Cosmas zeigte uns die wichtigen Dinge – Internetcafé (!), Gärtnerei, Tischlerei, den Markt.
Als wir zurückkehrten machten sich die beiden Französinnen gerade auf ins Internetcafé, da nur dort ein passabler Internetzugang herrschte.
Damals hatten wir die zusätzlichen Annehmlichkeiten desselben noch nicht entdeckt – eine europäisch anmutende Enklave im afrikanischen Leben mit Kellnern und Schokotorte und Heißer Schokolade)). Eine kleine Auszeit für uns Europäer*innen und die zahlreichen Abenteurer*innen.
Wir lernten bald mit den Tuktuk-Fahrern (nur männlich hier) zu verhandeln, wussten die Streckenpreise.
Auch zu Fuß waren wir gerne unterwegs – gleich gegenüber von der Straße aus konnte man, wenn die Wettersituation es zuließ, den Kili in all seiner Pracht sehen! Oft trug er ein Wolkenhaupt.
Aber immer erschien er sehr nah; wir lebten an seinem Fuß hier. Und dieser war sehr fruchtbar.
Verköstigt wurden wir von einer Nichte von Cosmas, 19 Jahre alt, welche gerade keine Beschäftigung hatte. Seine Ehefrau konnte dies derzeit nicht leisten.
Es gab lokales Essen, Yamswurzel, Erdäpfel, Gemüse, Getreide. Oft im Eintopf.
In der Früh weißes Brot oder Toast; eine Marmelade hatte ich mitgebracht, die versüßte uns im wahrsten Sinn des Wortes den Tag.
Ayana putzte auch im ganzen Haus. Bei 10 Personen eine Menge.
So unterstützt die ganze (Groß)Familie einander.
Oft sah ich die 18-jährige Michelle mit einem ortsansässigen Jungen in unserem Garten, auf der Mauer des Gartenzauns sitzend, plaudern.
Sie hatten einander bei den Spaziergängen kennengelernt. Ihr vertrieb er die Einsamkeit, ihm brachte sie englische Konversation.
Ins Haus zu kommen schickte sich auch hier nicht.
Michelle offenbarte mir auch, dass sie am Anfang ihres langes Aufenthalts sehr von Heimweh geplagt war.
Sie war die einzige „Workawayerin“ im Haus. Erst eine Woche später sollte Natalie dazukommen.
Oft hat sie Tränen vergossen und gedacht sie fahre früher nach Hause… Aber jetzt hatte sie sich an die Situation gewöhnt, Gepflogenheiten für ihren Alltag eingeführt (z.B. Internetcafé) und Cosmas wurde fast wie ein großer Bruder für sie. Sie scherzten häufig miteinander.
Ich kenne dieses Gefühl des plötzlich Alleingelassen-Seins in einem fremden Kulturkreis nur zu gut. Die Heimat muss in solchen Momenten erst wieder in einen einziehen damit man sich wohl fühlt. Um dies zu erreichen – wenn keine gleichgesinnten Menschen vorhanden sind – muss man sehr konsequent mit sich und stark sein. Dann gilt es sich an den kleinsten Dingen zu erfreuen, Bekanntes zu suchen.
Oft habe ich Cosmas gefragt, was unsere nächsten Pläne seien. Anfänglich hat er noch gerne geantwortet, später hat er solch eine Frage genervt entgegengenommen. In Afrika laufen die Uhren anders.
Obwohl er einen Plan hatte, war dieser nicht dazu da, verlautbart zu werden. Bestimmte Uhrzeiten waren nur ein Hinweis; „When I come home we`ll go to …“ war öfters zu hören.
Da empfahl es sich das kleine Tagesrucksäckchen gepackt im Zimmer stehen zu haben.
Mit den Nachbar*innen hatten wir nur durch die Hunde Kontakt, wenn einer wieder einmal beim warmen Feuer drüben geschlafen hatte. Dort wohnten viele Frauen gemeinsam. Einige Häuser weiter gab es auch eine Bar.
Was waren also unsere Aufgaben?
Wir fuhren in die nächste Ortschaft, Michelle kannte diese schon vom letzten Monat und sammelten mit Plastiksäcken Müll an der Straße ein. Es gab auch opportunistische Dorfbewohner (nur männlich), die uns baten vor ihrem Haus den Abfall zu entsorgen.
Die Säcke wurden dann am Müllplatz entleert – einem rechteckigen Betonplatz mit einer 2-seitigen Betonmauer. Kommt der Wind, nimmt er einen Teil wieder mit …
Diese Sammelaktion soll eine Vorzeigewirkung haben.
Mein Partner hatte sich sehr auf das Baumpflanz-Projekt gefreut. Ich sprach Cosmas darauf an.
Wir wanderten von unserem Haus weg an einem Vormittag durch die Gegend, holten bei einem Bekannten Baumsetzlinge ab und ich erwartete ein freies Feld wo wir diese einpflanzen sollten.
Wir gingen jedoch zu einem Wäldchen, wo wir zwischen den bereits stehenden Bäumen die Pflanzungen vornahmen. Vom Fluss holten wir Wasser zum Gießen. Doch wer sollte die Bäume weiter gießen? – Cosmas meinte die Bäume wären hier gut aufgehoben so.
Eine 3-tägige Tour führte uns in höher gelegene Ortschaften, eine Stunde von uns entfernt; wir fuhren mit einem Minibus sowie Gepäck und Zelten dorthin.
Bei einem Bauernhof durften wir lagern und in einem Rohbau kochten und aßen wir.
Nicht nur wir – die drei Kinder des Bauern im Kindergartenalter hatten entdeckt, dass es hier etwas Unbekanntes zu essen gibt und vor allem viel davon!
Und so teilte mein Partner mit dem 3-Jährigen seinen Teller, fütterte ihn und ich gab meinem Partner sein Essen in den Mund, da es sonst kalt wurde.
Wir beide wuschen das gesamte Geschirr am Brunnen des Bauernhofs.
In der Früh kam ein Kind nach dem anderen dick angezogen mit Haube aus dem Haus und staunte. Ich hörte sie nur reden wenn der Großvater bei ihnen war.
An der Hauptstraße unten sammelten wir wieder Müll auf.
Am Nachmittag wanderten wir 1,5 h in eine Richtung zum nächsten Markt um dort einzukaufen.
Wir erreichten einen rechteckigen abschüssigen Platz wo einige Verkäuferinnen mit Obst und Gemüse saßen.
Dann gingen wir zu einem Schulgelände welches ebenso uneben war, mit einigen Gebäuden mit Fenstern ohne Scheiben versehen und einer ganz guten WC-Anlage.
Die Schüler*innen waren oft allein in ihren Klassen, saßen an ihren Plätzen, unterhielten sich. Es war nicht immer ein/e Lehrer*in da.
Es gab auch einen kleinen „Speisesaal“ für spezielle Schüler*innen mit einfachsten Tischen und Sesseln.
Wenn die Schulstunde zu Ende war übernahmen einige Schüler*innen das Zusammenräumen, Wischen der Tafel etc.
Wir sprachen auch mit der Direktorin, sie erwähnte, dass auch Waisenkinder hier betreut werden – ich ließ eine Spende da für Margaret, die ich persönlich treffen konnte.
Abends saßen wir am Lagerfeuer und es besuchte uns auch einmal eine Ordensschwester, die am Nebengrundstück wohnte und uns einlud.
Am nächsten Tag spazierten mein Partner und ich zu ihr, sie freute sich sehr. Sie war gerade dabei Tee für ihre Mutter und sich zu kochen.
In der Früh war es noch empfindlich kalt, aber beide saßen schon draußen. Auch wir wurden zum Tee eingeladen.
Eunice arbeitet über der Grenze in Kenia in einem Ordenshaus und besucht gerade 3 Monate zur Pflege ihre Mutter.
Was für ein Kontrast für sie! Am Feuer im Garten kochen, das einfache Haus bestellen. Die Grenzen des Garten heben sich von dem übrigen üppigen Grün des Kili kaum ab.
Am letzten Tag wanderten wir bergan zu einem Wasserfall. Unterwegs konnte man an Holzbuden Kracherl kaufen. Der Weg war steil und zunehmend beschwerlich. In das Flussbett hinunter zu gehen vermied ich dann.
Die Gegend allein war wunderschön, alles grün und der Kili wieder um ein Stück näher!
Zurückgekehrt besuchten wir eine örtliche Schule in welcher Information zu heiklen Themen in Form eines Projekts kundgetan werden sollte.
Es ging um Gewalt in der Familie, in der Gesellschaft, ein Tabuthema …
Deshalb waren wir „Fremde“ dazu angehalten zu unterrichten – die hier tätigen Lehrer*innen können dies in ihrem eigenen Kulturkreis nicht.
Ich erwartete also gewisses Unterrichtsmaterial von unserer Foundation. Doch weit gefehlt!
Unsere Kolleg*innen, die durchwegs jünger waren – wir wurden ja nett „Bibi wa Babu“, „Opa und Oma“ genannt –– gaben uns ihr Smartphone in die Hand und sagten, das sind die Unterlagen!
Wer da nicht im Moment flexibel, einfallsreich, vertrauensvoll und gut bei Sicht ist, sollte es lieber lassen.
Wir kamen zu einer großen Halle, viele Schüler*innen saßen schon gespannt auf dem Boden, es wurden vom Direktor noch immer welche hinzugeholt.
Wir waren 8 Leute die sich das Thema teilten.
Mein Partner und ich übernahmen Mobbing. Spielerisch, in Englisch, stellten wir verschiedene Situationen dar und diese wurden gut rezipiert!
Unser spanischer Kollege machte Theater. Er tanzte auch mit den Kindern und sang.
Ursprünglich wollte ich auf dieser Reise bei keinem Schulprojekt mitmachen, das hatte ich schon angegeben. Aber dies war dann doch eine sehr gute Erfahrung!
Eine weitere Aktivität für die Jungen unserer Gruppe und auch für meinen Opa-Partner war ein Fußballspiel in der Nähe mit Schüler*innen der dortigen Schule.
Im aufgewirbelten Staub des Feldes wurde es eine interessante, aber anstrengende Partie!
Am ersten Sonntag gingen wir alle in die Messe in die 15 Minuten entfernt liegende Kirche.
Es saßen hunderte Kinder still auf den Holzbänken, wir zwängten uns dazwischen. Die Messe dauerte 1,5 h. Es wurde auch gesungen und mit einem eigenen Instrument – ein flacher Bambuskasten gefüllt mit Reis – der Rhythmus geschlagen.
Ich sah auch einige Ordensschwestern vom nahegelegenen Konvent.
Auf dem Heimweg kam mir eine Idee.
Ich hatte ja vor 30 Jahren in Namibia auch bei Ordensschwestern gewohnt.
Ich grüßte die Schwestern die vor dem Eingang des Konvents standen und fragte Cosmas, welcher Orden dies sei – ein italienischer – und ob wir diesen besuchen könnten?
Cosmas war sichtlich erstaunt, ging mit uns jedoch hinein.
Wir wurden von der Leiterin Christine aus den Philippinen zum Tee gebeten.
Es war der Eintritt in eine andere Welt.
Ein blitzblankes weißes Gebäude mit rechteckigem Patio, gepflegten Pflanzen und Blumen und einem Brunnen erwartete uns. Auf 3 Etagen gab es Türen zu den Schlafräumen. Ich wähnte mich in Italien.
Christine und ich fanden uns sympathisch und ich kam gerade heraus mit meiner Frage ob ich hier nächtigen könnte aus persönlichen Gründen?
Christine überlegt kurz, fragte eine der Schwestern, ob im Erdgeschoss Zimmer Nr. 5 doch jetzt frei sei? Und ich hatte meine Möglichkeit eine von Schnarchen ungestörte Nacht zu verbringen!
Bis 21 h musste ich eintreten, da dann die Hunde vom Nachtwächter freigelassen würden, welche zur Sicherheit im Eingangsbereich herumlaufen durften (tagsüber waren diese in Zwingern gehalten). Der Nachtwächter arbeitete im Freien mit einer Decke umhüllt.
Und so brachte mich mein Partner nach dem gemeinsamen Abendessen um 20.45 h täglich zum 5 Minuten entfernten Kloster und ich genoss meine Freiheit und Ruhe.
Es gab Ensuite ein persönliches Badezimmer mit Toilette und einfacher, kalter Dusche – was will man mehr?
Doch bei jedem Glücksfall kann es auch einen Wermuthstropfen geben.
In der ersten Nacht, ich war beim Einschlafen, hörte ich die Hunde an meinem vergitterten Fenster vorbeischlurfen. Es erhob sich ein Gebell. Ich wartete auf sein Ende, jedoch – es kam nicht.
Ich musste lernen auch bei diesem Tür-an-Tür-Lärm meinen Schlaf zu finden. Die Hunde taten nur ihr Werk, sie meldeten Leute oder Tiere vor den Toren.
Ich fragte die Schwestern am nächsten Tag ob sie das Gebell auch gehört hätten? Welches?
Die folgenden Nächte gestalteten sich sehr annehmbar.
Als ich einmal bei Tageslicht ins Konvent kam, waren zehn Schwesternschülerinnen im Patio versammelt, grüßten sehr freundlich; ich durfte zusehen. Sie machten Kreis- und Singspiele unter Aufsicht von Christine. Wohlgemerkt – die Mädchen waren 19 Jahre alt!
Zum Frühstück ging ich wieder zu unserem Haus, kaufte beim Händler unterwegs EINE Banane – welche am darauffolgenden Tag einen anderen Preis haben sollte – ich widersprach!
Als wir zu unserer Safari abreisten musste ich schon um 5.30 h das Kloster verlassen, was sich als unmöglich erwies – alles war verschlossen (ich hatte meine frühe Abreise aber avisiert) – und so musste ich schweren Herzens Christine wecken…
Die Hunde mussten zuvor eingesperrt werden.
Cosmas fragte mich ob sie eh nichts verrechnet hätten für die Nächtigung? Nein.
„You know, they are rich!“
Unseren Welpen ging es nicht so rosig. Der Schwächere war leider verstorben, ein Schock für mich.
Oft denke ich an das lebendige Bild als die beiden, um nicht verloren zu gehen, an dünnen Ketten miteinander verbunden, auf uns zuliefen! Trotz Medikamente, welche die Französinnen aus Moshi besorgten, schaffte er es nicht. Als ich den lebenden Hund in unserem Garten streichelte schaute ich in einen dort stehenden Karton und da lag sein toter Bruder darin…
Aber Cosmas war fest davon überzeugt, „Dieser (Lebende) jetzt wird es schaffen!“
Viele unserer Gruppe kamen gerade vom Kili oder hatten die Besteigung noch vor. Eigentlich wollte ich keine Safari mehr mache und mein Partner, der noch nie auf Safari war, auch nicht.
Jedoch die Nähe zum Ngorongoro-Krater und der Serengeti waren zu verlockend und so nahmen wir die Dienste Cosmas in Anspruch der uns ein zeitlich maßgeschneidertes Angebot machte.
Am Flughafen wurde unser Gepäck von Hand durchsucht vor dem Einchecken. Trotz der frühen Morgenstunde entging mir nicht, wie eine 10 cm große Kakerlake unter dem Tisch hervorkroch und in meinen Koffer sprang! Auch die Flughafenangestellte zeigte sich empört.
Mein geliebtes Afrika.
Wieder ging eine Reise zu Ende in eine uns noch immer nur minimal bekannte Welt, in ein oft nicht nachvollziehbares Leben, wenn wir unsere Maßstäbe anlegen.
Cosmas hat mir gesagt, er würde nicht weggehen von Tansania, es gibt hier so viel zu tun und auch noch zu verbessern.
Susanne Wallner
Juli 2023