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Reif für die Insel – die Malediven


… das sollte man auf jeden Fall sein, wenn man sich auf eine Reise zu den Malediven begibt.

Das Wort Malediven allein genügt, um 100 % Urlaub zu verheißen: vorm geistigen Auge erscheinen in Sekundenschnelle kilometerlange, feinkörnige, weiße, saubere Sandstrände umgeben von türkisblauem Meer, sanfter Wind umschmeichelt die Haut und Kost und Logis sind vom Feinsten. Sonnenuntergänge aus dem Bilderbuch, gefühlsechte Erlebnisse, abschalten, einfach sein, nichts hören und sehen müssen von der Welt. Das vollkommene Glück für Diejenigen, die sich Ferien dort leisten können…

Jedoch gibt es neben Urlaubsträumen auch ein reales Leben vor Ort, welches den meisten Feriengästen unbekannt ist:

Die Malediven sind eine Inselgruppe von 1.200 Inseln, welche sich auf einer Fläche von 298 km² auf einer Länge von 600 km erstrecken, wovon nur einige wenige Eilande für Touristen erreichbar sind und einige wenige „Einheimischen-Inseln“ unter fachkundiger Begleitung besucht werden dürfen.
Sonst schottet sich dieser Staat von Einflüssen von außen weitestgehend ab.
Selbst die Hauptstadt Malé, auf einer eigenen Insel gelegen, kann nur mit einem Ausflugspaket erkundet werden.

Geografisch gesehen liegt der Rieseninselstaat einmalig: direkt am Äquator hingestreut, kartografisch geteilt in 26 Atolle. Diese Korallenringe vulkanischen Ursprungs beherbergen die meisten der Inseln.
Das ganze Jahr über tropisches Wetter, manchmal getrübt durch Regenstürme.
Luft- und Wassertemperatur betragen ganzjährlich um die 28 ° C.

Nach einer 10-stündigen Reise sieht man beim Anflug auf Malé die ganze einmalige Pracht: wie ein Stoffmuster auf dem Ozean verstreut: hellblaue Kreise von einem grünen Ring umschlossen, das sind die herrlichen Atolle.
Dazwischen einzelne Sandbänke, welche im Meer grün durchschimmern. Man kann sich nicht sattsehen, Unwirkliches trifft auf das Urlauberauge.
Das Farbenspiel gleicht einer Fototapete in Neonfarben, so intensiv trifft das Licht die Netzhaut: gelber Sand wird harsch unterbrochen von knalltürkisem Wasser. Grellgrüne, dickblättrige Büsche überziehen die Eilande. Es scheint, als gäbe es keine Schattierungen.

Der Flughafen befindet sich ebenso auf einer eigenen Insel, auf der schon Platzprobleme herrschen ob der einzigen Start- und Landebahn.

Touristen aus der ganzen Welt, zahlenmäßig vorrangig Chinesen und Russen, werden zügig auf zwei Transportmittel verteilt: Schnellboote und Wasserflugzeuge.
Einige Ferieninseln liegen kilometerweit vom Flughafen entfernt, andere „gleich ums Eck“.

Es gibt Ferien-Ressorts mit gepflegten Anlagen, vergleichbar einem All-Inclusive-Ferienclub oder im Meer verstreut liegende Bungalows, die entweder per Steg oder Motorboot zu erreichen sind.
Hochpreisige Unterkünfte verfügen über eigene Butler und Transportservice um schlanke € 5.000,-- pro Person/Nacht.
Ein Traum von Urlaub also.

Das Personal in den Ressorts setzt sich mehrheitlich aus Gastarbeiter/innen aus Indien und Südostasien und einheimischen Kräften zusammen, Unterkünfte für Divehis (Bewohner der Malediven) gibt es dort nicht.
Es ist auch nicht erlaubt, mit Einheimischen inoffiziell ihre Heimatinsel zu erkunden.

Mehr als 30 % der Divehi leben in Malé, welche seit den 1960er-Jahren aus Platzgründen schon um die Hälfte aufgeschüttet wurde. Dicht an dicht findet man Hochhäuser in modernem Stil vor, die Straßen sauber und gepflegt, fast nicht lebendig. Eine Wohnung mit Zimmer/Küche kostet in etwa US$ 900,-- pro Monat.
Das gesamte öffentliche Leben des Staates der Malediven findet hier statt – höhere Bildung ist nur hier oder im Ausland möglich.

Auf jeder der Inseln mit ungefähr 600 m Länge gibt es dorfähnliche Strukturen: einen Kindergarten, eine Grundschule, Polizeistation (die Kriminalität sei hier wegen der sozialen Kontakte sehr niedrig, so wird betont), eine Krankenstation.
Sie heißen z. B. Meerufenfushi, Kuramathi, ...
Die Haupteinnahmequellen bilden Fischerei und Tourismus.
Die kleinen, mit Kühlanlagen ausgestatteten Fischerboote sind 2-3 Wochen auf dem Ozean unterwegs, bevor ihr Fang im Hafen gewogen, dessen Temperatur gemessen und dieser zur Weiterverarbeitung freigegeben wird.
Auch hier hohe Sauberkeit, die Frauen arbeiten im Haus, die Männer sind oftmals als Kaufleute tätig und auf die wechselnde Kundschaft eingestellt: Werbeschilder in Mandarin und Russisch sind an der Tagesordnung.
Es gibt auch Souvenirs aus Naturmaterialien zu erstehen, wie z. B. das Gebiss eines Walhais, welcher jedoch unter Artenschutz steht.
Jede Insel bildet das Leben eines kleinen Städtchens ab, mit Straßen, hier aus Sand, Werbeplakaten der Großkonzerne, unfertigen Häusern, Fussballplätzen – und dann ist die Insel zu Ende.

Landwirtschaft findet spärlich statt, die Importe sind lebensnotwendig.
Zusatzkosten für den Nachmittagskaffee z. B. sind hoch (US $ 6,--).
Die Müllentsorgung findet auf einer eigenen Insel statt, auf Thilafushi.

Ein Urlaub hier empfiehlt sich für jene, die an einem kleinen Ort ihr persönliches Wohlbefinden erleben können: joggen, lesen, baden, chillen. Eventuell noch Spa und Fitnesscenter.
Honeymooners sind in hohem Prozentsatz vertreten, auch Schauspieler - Es gibt keine Haustiere auf den Inseln, das Insektenaufkommen ist gering.

Im Korallengürtel, der rund um jede Insel liegt, sind
Meerestiere in allen Formen und Farben vorhanden: auf 1 m² allein kann man mit freiem Auge 5 Fischarten zählen: zum Beispiel: Doktorfische, Drückerfische, Falterfische, Lippfische, Papageienfische usw., um nur einige namentlich zu erwähnen. Direkt am Strand schwimmen gerne die kleinen Walhaie, mit denen man mitlaufen kann.
Zum Schwimmen gibt es einen Korridor durch das Korallenriff, eventuell an einem Bojenseil entlang, um die Korallen nicht zu zertreten und bei Wellengang nicht Schürfwunden mit allergenen Stoffen ausgesetzt zu sein. Schnorcheln kann man direkt am Strand, ein Boot ist nicht notwendig.
Lediglich die Taucher begeben sich ins offene Meer hinaus.
Im letzten Jahrhundert wurden Korallen oftmals zum Hausbau verwendet.

Urlauber, die auf den Malediven unterwegs sein möchten, buchen sich auf einer Yacht ein, welche 1-2 Wochen lang verschiedene Inseln anfährt. Manchmal ankert sie auch nur auf einer Sandbank, der Sonnenschirm wird eingesteckt und das Badevergnügen kann beginnen!

Die Einheimischen sprechen Dhivehi, eine indogermanische Sprache, welche auch lokale Dialekte aufweist. Es gibt ein eigenes Schriftsystem, ähnlich dem Arabischen. Die Kommunikation der Ausländer mit den Einheimischen erfolgt auf Englisch.
Die Malediven sind ein muslimischer Staat, eine andere Religion ist nicht gestattet.

Die höchste Erhebung der Malediven beträgt 2,4 m über N.N.
Bei einem stetig steigenden Meeresspiegel ist der drohende Umzug der Bevölkerung vorhersehbar.
Da ein Einkaufen von Grund und Boden in einem nahe liegenden Staat wie Indien z. B. das Staatsbudget bei weitem übersteigen würde, behilft man sich mit dem Aufschütten von Sand zur Landgewinnung.

 

Susanne Wallner
5/2015


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