Purkersdorf Forum Archiv 2007
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karin ® sagt am 15.03.2007 07:48:Erster Beitrag

Stellungnahme Agathon


Als Obfrau und Geschäftsführerin möchten wir zur Diskussion um das Jugendzentrum Purkersdorf Stellung beziehen:
1. Zielgruppe und Zielsetzungen: Zielgruppe sind alle Jugendlichen und junge Menschen bis ca. 22 Jahre im Raum Purkersdorf und Umgebung. In den letzten 13 Jahren hatten wir mit Jugendlichen aus den verschiedensten Schichten und Cliquen mit unterschiedlichen Interessen und Problemen zu tun: HauptschülerInnen, SchülerInnen der AHS, Lehrlinge, SkaterInnen, BMX-FahrerInnen, Hip-HoperInnen, Musikbands, DJs und DJanes, Sprayer, "Alternative", "Faschos", Jugendliche mit Migrationshintergrund, aus "gutbürgerlichem" Haus (Eltern angesehene Purkersdorfer Geschäftsleute) und aus dem Arbeitermilieu, Jugendliche mit Behinderung und auch mit psychischen Erkrankungen oder Suchtproblemen. In manchen Perioden dominierte eine Gruppe und es gab Konflikte mit anderen, zu anderen Zeiten war es möglich die verschiedenen Interessen miteinander in Einklang zu bringen. Ungefähr alle zwei Jahre gibt es einen "Generationenwechsel" bei den Jugendlichen und in 13 Jahren ändert sich einiges.
Unsere Zielsetzung ist es, den Jugendlichen einen Rahmen für möglichst eigenständig gestaltete Freizeitaktivitäten zu bieten. Dazu gehört neben der Ausstattung wie z.B. Wuzzler, Darts, Internet-Corner, Beach-Volley-Platz, Lagerfeuerstelle usw. auch eine Betreuung, die bei der Umsetzung von Ideen unterstützt, bei Problemen als Ansprechperson fungieren kann und auf einen einigermaßen reibungslosen Betrieb achtet. Besonders letzteres ist nicht immer ganz einfach und hängt sehr von den BesucherInnen ab, die das Jugendzentrum für sich in Anspruch nehmen. Um für möglichst viele verschiedene Jugendliche attraktiv zu sein, arbeiten wir auch mit den Schulen zusammen (Projektwochen), veranstalten Konzerte, Parties und Feste oder bieten Workshops an. Bei allen Aktivitäten steht die Beteiligung der Jugendlichen im Vordergrund. Vieles wurde und wird von ihnen selbst organisiert (Wuzzler-Anschaffung, Beach-Volley-Platz, viele Feste). Partizipation ist bei uns kein Schlagwort, sondern wurde bereits praktiziert, als es diese Diskussion in der Jugendarbeit noch gar nicht gab.
2. Finanzielles: Der Verein betreibt seit 1994 das Jugendzentrum, seit 2000 eine Suchtberatungsstelle und eine Mobile Betreuung, im heurigen Jahr (voraussichtlich ab Mai) wird eine Jugendberatungsstelle eröffnet. Wir sind als Träger der freien Jugendwohlfahrt vom Land NÖ anerkannt und die Jugendberatung wird vorrangig vom Land NÖ finanziert werden. Unter der Voraussetzung, daß sich die Beratungsstelle bewährt, können wir in Zukunft (ca. 2 Jahren) damit rechnen, daß die NÖ Jugendwohlfahrt auch für regionale Streetwork (mobile Jugendarbeit) Finanzierungsmittel bereitstellen wird.
Die Kosten für das Jugendzentrum werden zu ca. 70% von der Stadtgemeinde Purkersdorf getragen. Ein Teil der Betriebskosten und des Personals wird vom Land NÖ über die Suchtberatung mitfinanziert. Für unsere kulturellen Aktivitäten erhielten wir bis vor einigen Jahren Förderungen von seiten des Landes NÖ und des Bundes. Nach einer Änderung der Förderrichtlinien ist dies wesentlich schwieriger und für die Höhe der möglichen Förderungen verwaltungstechnisch zu aufwendig geworden.
Für offene Jugendarbeit (d.h. nicht verbandlich organisiert, ohne Zugehörigkeit zu einer politischen, religiösen oder sonstigen Gruppe), verbunden mit sozialpädagogischer Betreuung gibt es in Niederösterreich keine Förderungen. Wir haben mehrmals aus diesem Grund Ablehnungen erhalten (erstmals 1995). Wir sind Mitglied im Dachverband NÖ Jugendinitiativen und es gibt kein einziges Jugendzentrum, das vom Land NÖ Subventionen für die Basiskosten erhält. Die Forderung ans Land gibt es seit zwei Jahrzehnten und in anderen Bundesländern ist dies auch möglich.
Purkersdorf hat sich für ein Jugendzentrum entschieden und auch dafür, einen nennenswerten Betrag im Budget dafür vorzusehen. Ein optimaler Betrieb - mit mehr Öffnungszeiten, den sich alle Seiten wünschen, ist mit dieser Summe allerdings nicht möglich.

Wir möchten klar zum Ausdruck bringen, daß wir die finanzielle Unterstützung der Stadtgemeinde für die Errichtung und Erhaltung des Jugendzentrums anerkennen und schätzen und uns der Meinung anschließen, daß offene Jugendarbeit nicht nur von den Gemeinden alleine getragen werden soll. Die einzelnen Vereine und Initiativen konnten beim Land NÖ jedoch bisher keine Veränderung erwirken und wir glauben, daß es sinnvoll wäre, wenn von seiten der Gemeinden der Bedarf ans Land kommuniziert wird. Sinnvoll wäre ein Förderschlüssel von je einem Drittel Gemeinde/Land/Bund, wie es auch in anderen europäischen Ländern der Fall ist. Diese Verhandlung zu führen, kann jedoch nicht an die einzelnen Initiativen ausgelagert werden, sondern ist ein Fall für die politischen Entscheidungsträger. Eine Änderung kann überdies nicht in kurzer Zeit erwartet werden.
Wir leisten unsere Jugendarbeit mit größtem Einsatz im Rahmen des gegebenen Budgets und möchten an alle Beteiligten appellieren, die Diskussion auf einer sachlichen Ebene und ohne gegenseitige Beschuldigungen zu führen. Für konstruktive Anregungen gerade hinsichtlich des derzeitigen Konflikt- und Vandalismuspotentials - ohne Polemik und Untergriffigkeit - sind wir offen und wir freuen uns auch über jede Art der tatkräftigen Unterstützung.
Mag. Karin Eitel (Geschäftsführung) Ulrike Putz Alb (Obfrau)

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