Purkersdorf Online

Walter Galla †


Wir geben in tiefer Trauer bekannt, dass Walter Galla am 3.4.2020 nach langer, schwerer Krankheit von uns gegangen ist.
Nicolina und Sebastian Galla, Margareta, Hermi Galla

LEBENSLAUF:
Walter Galla, geboren am 30.9.1957 in Tulln, gestorben am 3.4.2020 in Purkersdorf, Liedermacher, Kabarettist, Gebrauchsschreiber, wohnhaft in Purkersdorf seit 1988.
Seit 1976 Regie- und Schauspieltätigkeit an diversen Amateurbühnen Österreichs; Konzerte und Lesungen.
Von 1986 bis zum Sendungsende 2009 war Galla ständiger Mitarbeiter der satirischen Sonntagsmatinee "Der Guglhupf" auf Ö1. Galla schrieb dafür allwöchentlich satirische Lieder zu aktuellen politischen und gesellschaftlichen Themen.

Ehrung Walter Galla 1990 Gründung der "Theatergruppe Purkersdorf" (heute: Theater Purkersdorf), bei der er in den ersten Jahren künstlerischer Leiter war und Regie führte ("Jedermann", "Häuptling Abendwind", "Frühere Verhältnisse", "Talisman", "Ein Sommernachtstraum")

Am 27. Oktober 2015 erhielt Walter Galla die Silberne Ehrennadel der Stadtgemeinde Purkersdorf für die Theatergründung verliehen (Bild rechts: Bürgermeister Mag. Karl Schlögl, Walter Galla, Vizebürgermeister Dr. Christian Matzka).

Walter Galla 1993 Veröffentlichung der CD "A scheena Tag", unter anderem mit Wolfgang Staribacher und Leo Bei
(Bellaphon 1993, CD 290-30-019).
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2001 legt er mit "JACKPOT" seinen ersten Roman vor:

Josef Kircher, midlifecrisisgeschüttelter Schildermaler, ist der Gewinner eines gigantischen Lottojackpots. Also beschließt er, niemandem von seinem Glück zu erzählen, nicht einmal der Familie oder gar Freunden, um ein völlig neues Leben zu beginnen. Täuscht einen tödlichen Unfall vor. Und wird zur Geisel seines eigenen Planes.

Walter Galla
Format: 13,5 x 21,5 cm
221 Seiten
ISBN 3-902057-22-X

LESEPROBE:

...." Hörens S´, passen S´ auf meinen Hund auf, ja?!"
    Quietschend versucht das winzige Bündel Fell seinen Stummelschwanz zwischen die zappelnden Beinchen zu bekommen, ehe es von der erzürnten Besitzerin empört hochgehoben und in Schutz genommen wird.
    "Glauben S´, Sie sind allein auf der Straßn? - Is ja scho gut, Bauxi, brauchst keine Angst mehr zu haben. - Schaun´S, wie er zittert! Was täten Sie denn sagen, wenn ein Elefant über Ihnen stolpert? Glauben S´, so ein Viecherl hat ka Schmerzempfinden? - Ja, Bauxi, brav, Bauxerle, brauchst keine Angst mehr haben. - Baux! - Jetzt...!"
    Zornig hält sein Frauerl das vor Furcht brunzende Bauxerle von sich. " Jetzt schaun S´, was S´ gmacht haben! Mei schöne Blusn! Das werden Sie bezahlen, Herr!"
    "Entschuldigen Sie" stottert Kircher, "ich habe Ihren Hund wirklich nicht gesehen, wahrscheinlich wegen dieser langen Leine. Ich ersetze Ihnen selbstverständlich ..."
    "Ersetzen, ersetzen! Nix können S´ ersetzen! So a Blusn gibt´s ja gar nimma! - Ja, is ja gut, kannst ja nix dafür, Bauxi. - Die Bluse hat mir mein Mann voriges Jahr in Venedig gekauft, im Urlaub! Und er mag den Hund eh auch nicht - gelt Bauxerle. - Was glaubens was mir der erzählt, wenn er erfährt, daß das Viech draufgmacht hat!" Bauxerle wird wieder auf den Boden gesetzt.
    "Es tut mir wirklich leid, vielleicht daß eine Putzerei ..." Kircher nästelt umständlich seine Brieftasche aus dem Sakko.
    "Putzerei, Putzerei! Die mit ihrem chemischen Klumpert!" Die resolute Dame, gut zwei köpfe kleiner als Kircher, bläst sich eine vermutlich in Ehren ergraute Haarsträhne aus der Stirn. Ihre füllige Oberweite reckt sich drohend diesem ungeschickten Menschen entgegen. "Weiß ich, ob ma die Blusn überhaupt chemisch reinigen kann? steht ja gar keine Waschanleitung drin! Jetzt hab ich sie immer extra vorsichtig mit der Hand ..., daß nur ja nix passiert ... Wenn mein Mann da wär, der würd schon wissen, wie man mit Leut wie Ihnen redt!" Bauxi fängt zu knurren an und umtrippelt seinen Feind. "Ja! Brav, Bauxi." Passanten beginnen sich für die Szene zu interessieren.
    "Liebe Frau, ich..."
    "Was? Liebe Frau? I bin ka liebe Frau! Und für Sie schon gar nicht! Liebe Frau!" Flammenden Blickes wendet sie sich den Umstehenden zu. "Haben S´ das gesehen? Was ist den das für eine Stadt, in der patscherte Leut hilflose kleine Hund niederrennen dürfen?"
    Bauxerle beginnt zu kläffen. Nach zweimaliger Umrundung Kirchers hat das Hündchen ihn ziemlich in die Leine verwickelt, und Kircher kann sich nicht befreien ohne es wiederum miteinzubeziehen. Hilfesuchend wendet nun auch er sich an das immer größer anwachsende Publikum.
    "Ich habe das liebe Tier nicht gesehen" fleht er, "es tut mir wirklich schrecklich leid. Und ich bin bereit, den angehenden Schaden umgehend zu ersetzen. Hier." Er öffnet die Brieftasche und entnimmt ihr eine Fünfhundert Schilling Banknote: "ist das genug?"
    Die Hundehalterin gerät außer sich! "Fünfhundert Schilling?! Mein Mann hat in Italien achthundert Schilling dafür bezahlt! Fünfhundert Schilling, ha!"
    Ein jüngerer, etwas heruntergekommen wirkender Mann mischt sich in das Gespräch: "Geh , Oma, jetzt mach halt kaan Aufstand und nimm des Knödl. Solche Itakerfetzn san doch eh nix wert."
    Sogleich ist Kircher vergessen! "Oma?! Ihnere Oma bin ich noch lang nicht, du Rotzbub! Es geht um den ideellen Wert! Aberso, wie du ausschaust, weißt ja net einmal was das heißt - ideell!"
    "Ah, leck mi am Oasch, oide Kuchlfee!" Der junge, etwas ungepflegt wirkende Mann entfernt sich. Immerhin hatte Kircher die Möglichkeit, sich im Zuge des kleinen Intermezzos aus der Leine zu befreien. " Ich möcht mich nochmals für mein Mißgeschick entschuldigen." Er reicht der empört schnaufenden Dame den Geldschein, welchen diese automatisch entgegennimmt. "Ich denke auch, daß dieser Betrag den angerichteten Schaden bei weitem übersteigt. bei allem Idealismus. Auf Wiedersehen."
    Während er sich eiligst vom Schauplatz des Geschehens entfernt, versucht er das Gekeife der von seiner Frechheit überraschten Tierfreundin zu überhören und biegt schleunigst in eine der vielen Seitengassen ein. Dann in die nächste. Und in noch eine. Geschafft! Der Lynchjustiz entronnen! Josef Kircher atmet wieder frei.
    Und er schmunzelt bereits, als er ein Lokal betritt um ein Glas Bier zu bestellen, nach dem ihm höchst zumute ist.
    Auf Bauxerle, denkt er, während er seinem Spiegelbild zuprostet, auf Bauxerle und all s´die anderen armen Hunde dieser Stadt.
    Und auf diese Stadt überhaupt, die nun bald ohne ihn auskommen wird müssen.......

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Letzte Änderung: 2020-04-06 - Stichwort - Sitemap