Adi Hirschal, sein Spitzbubencharisma vor sich herschiebend und hinter sich nachziehend, betritt die kleine Bühne. Zwei Musiker (E-Piano, kleine Trommel) im Schlepptau.
"Da schau her", zischelt eine Gästin ihrer Nachbarin zu, "der hat ja jetzt aan Bart! Passt ihm aber eh gut. Direkt seriös." Das ist wohl der Fluch eines Fernsehserienerfolges.
Der Pianist findet zu den Schwarz-Weißen, der Trommler beserlt sich ein, Adi beginnt, mit koketten Blicken ins Publikum, seine Stimme zu erheben.
"Ja - was singt der denn da?!?"
"Des is aber do kaa Weanerliad net!"
Doch, doch. Es sind schon "Weana Liada". Am Text erkennt man die bald.
An der Musik nicht. Denn Herr Hirschal nimmt sich die Freiheit und
Frechheit, wienerisch zu lateinamerikanischen Rhythmen zu raunzen,
ein wenig später lässt er die Reblaus rocken. Voodoo trifft
Todessehnsucht, Herrmann Leopoldi rotiert vermutlich jetzt noch im Grab
ob Adis Interpretation des "Ringelspiels". Man kann auch vor Freude
rotieren.
Adi Hirschal erzählt bei Einleitungen von seltsamen Musikantenbräuchen, Liederschreibern aus seltsamen Ländern, gibt Beispiele davon zum Besten, und wo landet er? Immer wieder in Wien. Er verfremdet, verzerrt, überrascht - und schafft es trotzdem, die Kirche im Dorf zu lassen.
Das anfangs etwas konsternierte Publikum vergilt es ihm mit heftigem Applaus, Petrus hat ein Einsehen uns hält sich, regnerisch, einigermaßen zurück.
Sie hat sich selbst die Latte hoch gelegt, die Belegschaft des Stadtcafes Purkersdorf. Und hat sie, nicht zuletzt dank Adi Hirschal und des zu Recht freudig gestimmten Publikums, locker übersprungen.
Blüht da was?
Walter Galla