Dazu kann man nur Busch zitieren: "Erstens kommt es anders, zweitens als man denkt." Die Ehe ist heute keine Versorgungseinrichtung mehr, mit allen Vor- und Nachteilen, die sich daraus ergeben. Einerseits sind Frauen nicht mehr dazu verpflichtet, stumm zu leiden, andererseits müssen sie auch lernen, die Verantwortung für sich zu übernehmen. Die Generation der jetzt 50 bis 60jährigen spürt das am deutlichsten, da sie noch unter ganz anderen Voraussetzungen als heute geheiratet und eine Familie gegründet hat. Aber man kann leider für alle Altersschichten verallgemeinern: Irgendwann sind die Kinder erwachsen, die Leere soll gefüllt werden, vielleicht am besten indem man arbeiten geht. Da muß noch gar kein finanzieller Zwang, wie es oft bei einer Scheidung der Fall ist (und zur Scheidungshäufigkeit muß ich gar nichts sagen), dahinter liegen. Leider bleibt in diesen Fällen den Frauen (und vereinzelt Männern) keine Wahl mehr - nur ein schlecht qualifizierter und demgemäß auch schlecht bezahlter Job ist noch möglich - denn die "die hole ich später nach"-Ausbildung fehlt natürlich, weil sie nie nachgeholt worden ist. Leider ist auch ein einziges Einkommen in den seltensten Fällen zu wenig um eine Familie in ausreichend gesicherten Verhältnissen zu erhalten, vom Risiko, was passiert, wenn der Alleinerhalter ausfällt, ganz zu schweigen.
Man kann sehr kurz zusammenfassen: Ausbildung ist immens wichtig, weil sie das Einzige ist, das man wirklich immer mitnehmen kann (und aus den meisten Katastrophen retten kann). Das Thema führt jedoch weiter zur Chancengleichheit. Gerade Frauen sind oft sehr nachlässig und vertrauensselig, was ihre späteren Chancen am Arbeitsmarkt betrifft. Wir sind heute in der glücklichen Lage, daß in Schulen die Chancengleichheit ziemlich gewährleistet ist. Ob die Koedukation für Mädchen wirklich ein gutes Modell ist wird zwar gerade wieder in den öffentlichen Diskussionen angezweifelt (anscheinend entfalten sich Mädchen besser, wenn sie unter sich sind), aber im wesentlichen kann man Chancengleichheit annehmen. Unter diesen Voraussetzungen sind die Erwartungen von Frauen, wenn sie die Ausbildung gerade beenden natürlich viel zu hoch gesteckt, da sie folgende Faktoren nicht miteinbeziehen:
Die Schulatmosphäre ist mit den meisten Firmen nicht vergleichbar, da der Frauenanteil in gehobenen Positionen (=Lehrerinnen) sehr hoch ist, daher ist auch die Struktur nicht mehr ausschließlich männlich dominiert In den meisten Firmen sind die höheren Hierarchieebenen weitestgehend mit Männern besetzt, daher ist die Struktur männlich dominiert Diese Umstellung auf eine andere Organisationsform ist um so schwieriger wenn man vom Gleichheitsgrundsatz beseelt ist Die gläserne Wand, gegen die Frauen dann stoßen, ist am Anfang noch nicht spürbar und tritt erst zu Tage, wenn es fast zu spät ist Es wird behauptet, daß mittelmäßige Männer die gleichen Chancen haben wie erstklassige Frauen - ob das stimmt, möchte ich zur Diskussion stellen
Was ist die gläserne Wand? Bei diesem Thema geht es um die Grenzen, die den jeweiligen Personen in einer Hierarchie gesetzt sind. Man kann es relativ simpel formulieren: Es gibt eigentlich keine objektiven Gründe, warum meistens Männer die oberen Hierarchieebenen besetzen, es ist aber so, ohne daß man eine Bevorzugung feststellen kann. Da die Gründe, warum jemand befördert oder nicht befördert wird, immer sehr persönlich sind, ist es sehr schwer, die allgemeinen Gegebenheiten davon zu trennen. Die gläserne Wand ist auch nicht nach dem Gleichbehandlungsgesetz einklagbar, da sie meistens unsichtbar verläuft (und regelmäßig geputzt wird). Allgemein kann man jedoch sicher folgendes feststellen:
Mag. Gabriele Scholz