Purkersdorf Online

"First Love" und "Das Erste Mal"


Sexualität und Kontrazeption aus der Sicht der Jugendlichen

Links:
ÖGF-Jugendberatungsangebote
Zusammenfassung der Ergebnisse der Studie "Das Erste Mal"

DSA Bettina Weidinger
Sozialarbeiterin und Sexualberaterin in den ÖGF- Jugendberatungsstellen, Autorin der Studie "Das Erste Mal"

Prim.Univ.Prof. Dr. Karl Philipp
Leiter der geburtshilflichen - gynäkologischen Abteilung des Donauspitals im SMZ-Ost

Die Österreichische Gesellschaft für Familienplanung (ÖGF), Trägerin von geförderten Familienberatungsstellen in Wien und Niederösterreich, präsentiert die Ergebnisse ihrer Studie zur Jugendsexualität. Die Studie "Das Erste Mal" von Weidinger, Kostenwein und Drunecky, basiert auf einer Fragebogenerhebung mit 1.044 Jugendlichen. Die Befragung wurde zum Teil an Schulen und zum Teil im Internet durchgeführt. Diese Erhebung wurde Dank der Unterstützung der MA 57 Frauenbüro der Stadt Wien ermöglicht.

"Eltern sind nach wie vor Ansprechpartner in Fragen der Sexualerziehung, aber Jugendliche suchen vermehrt Informationen außerhalb der Familie" meint Prof. Peter Wagenbichler, Präsident der Österreichischen Gesellschaft für Familienplanung und ärztlicher Leiter der Ignaz Semmelweis-Frauenklinik. Erfreulich ist, dass fast allen Jugendlichen das Kondom und die Pille bekannt waren, der Wissensstand hinsichtlich der sogenannten "Pille danach" jedoch leider sehr gering ist. Die ÖGF kommt dem Informationsbedarf Jugendlicher im Bereich der Sexualerziehung mit ihren niederschwelligen Angeboten wie der Telefonberatung "Herzklopfen" und ihrer E-Mail-Beratung in einem online - Jugendmagazin entgegen. Die ÖGF ist Dank der Förderung ihrer Beratungsstellen durch das BMSG und die MA 57 Frauenbüro der Stadt Wien in der Lage diese Anliegen umzusetzen. "Leicht zugängliche Angebote, die größtmögliche Anonymität in den für Jugendliche heiklen Bereichen Liebe und Sex gewährleisten und die kostenlos sind, sind somit die ersten Anlaufstellen und unbedingt notwendig" fordert Prof. Wagenbichler. Mit den sexualpädagogischen Angeboten (Besuch von Schulklassen in allen ÖGF-Beratungsstellen und Einladung von Teams in Schulen) unterstützt die ÖGF den schulischen Auftrag zur Sexualaufklärung. Für hilfesuchende Jugendliche, die eine persönliche Beratung im Bereich der Empfängnisverhütung und allen anderen Aspekten der reproduktiven und sexuellen Gesundheit wünschen, haben sich die First Love Beratungsstellen als probates Mittel der Unterstützung erwiesen, so Prof. Wagenbichler.

Ergebnisse der Studie

"84% der Jugendlichen artikulieren das Bedürfnis nach mehr Information" konstatiert Bettina Weidinger, Autorin der Studie "Das erste Mal". Geht man davon aus, dass Jugendliche zumindest einen Teil ihrer Informationen über Sexualität bereits durch Eltern und Schule erhalten haben, muss man leider feststellen, dass Wissensvermittlung im Bereich der Sexualität die Lebenswelt der Jugendlichen oft verfehlt. "Jugendliche schöpfen ihr Wissen oft aus Quellen, die Stereotype vermitteln und Bilder entstehen lassen, die fern der Realität liegen" erklärt Bettina Weidinger. Innerhalb der Sexualaufklärung und Sexualpädagogik muss daher in erster Linie der Lebenskontext Jugendlicher ernst genommen werden. Nur auf dieser Basis können handlungsrelevante Informationen vermittelt und neue Perspektiven eröffnet werden. Durch die Beratungsstellen der ÖGF kann genau dieser Beratungskontext aufgegriffen und damit die Ebene erreicht werden, die das Verhalten Jugendlicher bestimmt.

Mehr Beratungangebote für Jugendliche

"Wie wir der Studie entnehmen können, wird die Aussage, dass Verhütung Frauensache ist, sowohl von Burschen wie Mädchen mehrheitlich abgelehnt. Für 3/4 aller Jugendlichen ist das Kondom die Methode schlechthin beim "Ersten Mal" aber 10 % haben nicht verhütet", stellt Prof. Karl Philipp, Primarius der geburtshilflichen-gynäkologischen Abteilung des Donauspitals im SMZ-Ost fest. Da der 22. Wiener Gemeindebezirk, in dem es einen großen Anteil junger Menschen gibt (über 13.000 im Alter zwischen 10 und 19 Jahren), ungenügend mit Beratungseinrichtungen für diese Gruppe versorgt ist, ist es zu begrüßen, dass die ÖGF mit Unterstützung des Krankenanstaltenverbundes und der gynäkologischen Abteilung eine neue First Love Beratungsstelle im Donauspital installiert hat. Damit wird den Jugendlichen der weite Weg über die Donau in die Krankenanstalt Rudolfstiftung erspart, wo die erste ÖGF First Love Beratungsstelle seit 10 Jahren lokalisiert ist. "Die neue Beratungsstelle in meiner Abteilung mit dem Angebot einer einfühlsamen gynäkologischen Erstuntersuchung stellt das partnerschaftliche Verhalten in Sachen Kontrazeption und HIV-Prävention ins Zentrum ihrer Tätigkeit. Deshalb gibt es in der neuen First Love Beratungsstelle im Donauspital darüber hinaus ein explizites Angebot für Burschen - erstmals in Österreich -, das Beratung durch einen Urologen und einen Gesundheitspsychologen inkludiert" definiert Prof. Philipp das Tätigkeitsfeld der neuen Stelle. Ab Herbst wird die Beratungsstelle auch für den Besuch von Schulklassen offen sein und das Team wird damit seinen Beitrag im Bereich der noch immer verbesserungsfähigen Sexualerziehung leisten. Ein Angebot, dass den 54 Schulen des 22. Wiener Gemeindebezirkes zu Gute kommen und angenommen werden wird hofft abschließend Prof. Philipp.

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Letzte Änderung: 2002-06-22 - Stichwort - Sitemap