Gedanken zur Stadtentwicklung
Einige Gedanken zum Stadtentwicklungskonzept für Purkersdorf
Zur Suche nach einem geeigneten Leitbild:
Die Idee der Ökomusterstadt besticht, nicht nur
mangels anderer Alternativen. Weil sich richtige Ideen
höchstens verzögern aber nicht aufhalten lassen, sind
wir gut beraten eine Entwicklung in diese Richtung auch
als wirtschaftliche Chance zu begreifen.
Allerdings ist nur eine tatsächliche Ökologisierung
erfolgversprechend.
Exemplarisch nur einige wichtige Punkte:
Verkehr:
wichtigster Punkt, weil von der Gemeinde leicht
beeinflußbar und vergleichsweise billig ist eine
vernünftige Radweg-Anbindung an Wien. Die Wichtigkeit
der Verlängerung des geplanten Wientalradweges bis nach
Purkersdorf muß endlich erkannt werden.
Idee: Kreuzungsfrei vom Naschmarkt nach Purkersdorf
und zurück.
Zur Erreichung einer attraktiven Verbindung ohne
Schikanen ist jedenfalls schon jetzt die aktive
Mitgestaltung seitens unserer "fahrradfreundlichen"
Gemeinde angesagt.
Ressourcenschonung:
Entlastung der Wasserversorgung und Abwasserentsorgung
durch:
- Liberalsierung des Kanalanschlußzwanges und dadurch
Ermutigung zur dezentralen Behandlung von Abwässern
(Kleinkläranlagen), die ohne finanzielle Belastung der
Gemeinde möglich ist, da der Kanalnetzausbau
ungeschickterweise bereits fast vollkommen ist und
dadurch nur eine zögerliche Trendumkehr in Richtung
Kleinanlagen zu erwarten ist.
- öffentliche Komposttoiletten:
Beispiel NeuSeeland: In
einem Land in dem der Hygienenstandard deutlich höher
ist als hierzulande und in dem öffentliche Toiletten
durchwegs bedenkenlos benützbar sind gibt es bereits
eine Vielzahl von kommunalen Humustoiletten.
Einer Gemeinde, die für den Klimaschutz eintritt kann
es nicht egal sein wie seine Abwässer behandelt
werden und dieses Problem an die angrenzende Großstadt
delegiert anstatt sich eigenverantwortlich und
vorbildhaft darum selbst zu kümmern.
Die Alternative heißt Kompostierung. Im Gegensatz zur
momentanen Praxis, wo organische Materie in den
biologischen Stufen der Kläranlagen unter
Energieaufwand degradiert wird, soll eine Veredlung
durch einen aeroben Rotteprozeß erfolgen. Statt die
Atmosphäre zusätzlich mit CO2 zu belasten, sollten wir
den Kohlenstoffkurzschluß, den uns die Kompostierung
bietet, nutzen, zumal die organische Substanz
gleichzeitig auf unseren Feldern durch den langen
Einsatz von Mineraldünger Mangelware ist. Daher ein
- Pilotprojekt Fäkalienkompostieranlage ermöglichen
- Flächenentsiegelung wo möglich
- intensive Dach- und Grauwassernutzung
Infrastruktur
- Stärkung des Bauernmarktes durch moderate
Standgebühren und damit verbunden eine kurzfristige
Aufwertung des Hauptplatzes
- Mittelfristig bedarfgerechtere Gestaltung des
Hauptplatzes
Soziales:
- Public Gardens:
sinnstiftende Tätigkeiten sind in der integrativen
Beschäftigung des Gärtnerns mehrfach enthalten.
Didaktisch wertvoll, als Brücke zwischen den
Generationen und als Vorbeugung gegen Vandalismus
sollte es wert sein Grund und Boden zur Verfügung zu
stellen. Auch städtische Rest- und Abstandsflächen sind
dazu heranzuziehen. Neben der Versorgung von
Grundbedürfnissen können so Kristallisationspunkte
eines aktiven Soziallebens entstehen.
- und damit in Zusammenhang:
Änderung der Bewirtschaftungskriterien für öffentliche
Grünflächen in Richtung Extensivierung.
Überdenken der rein ästhetisch motivierten Arbeiten;
Beispiel: An die Stelle arbeits- und kostenintensiver
einjähriger Zierpflanzen könnten mehrjährige
Nutzpflanzen treten.
Umlagerung der Kapazitäten zur Betreuung der
innerstädtischen Schaugärten statt mehrmaliges Mähen
der gesamten Grünflächen
- Erhaltung und Förderung des funktionierenden
Kommunikationszentrums in der Fürstenberggasse statt
die bereits bestehende, einzige alternative Einrichtung
in der viel zu homogenen Purkersdorfer Szene zu
gefährden!!
Nur 1/10 des Budgets, das zur Neuerrichtung
eines "Jugendzentrums" veranschlagt ist, in das
Bestehende investiert, hätte sicherlich
mehr Wirkung
als ein Neubau der nur zögerlich angenommen wird, und
zu dem sowieso das Geld fehlt.
Schließlich wäre es wünschenswert in jeder Hinsicht
gesamtheitliche Betrachtungen anzustellen:
Beispiel: Lärmbelästigung durch Kirchenglocken. Ein
scheinbares Tabu, das endlich auch thematisiert gehört.
Zugegeben ein heißes Eisen für politische Parteien aber
die Ablehnung gegen das übertriebene Läuten wird immer
breiter...
im Sinne der Vielfalt und
Weiterentwicklung
Dr. Michael Endl
Ökologe und Permakulturdesigner
Hardt-Stremayrgasse 8
A-3002 Purkersdorf