Purkersdorf Online

Studie Hauptplatz


Im folgenden ein nüchternes externes Gutachten zur Hauptplatzlage, das nichts an Deutlichkeit vermissen lässt, wenngleich nicht allen Einschätzungen beigestimmt werden muss. Es ist zu hoffen, das dies in der verfahrenen Situation einen Impuls für eine gemeinsame Kraftanstrengung für eine Neuorientierung des Purkersdorfer Zentrums liefert:


24.12.2001 Prof. Dr Schörghuber

Daten und Fakten:
Fußgänger-Wochenfrequenz im Oktober 2001

Hier ist das Ergebnis für die Frequenzaufzeichnung mit der fix installierten Kamera. Vom Rathaus aus war die Kamera auf die Fußgängerzone am Hauptplatz gerichtet.
Gezählt wurde die Bewegungen die gedachte Linie quer über den Platz nach dem BIPA, Hauptplatz 11. Die Fußgängerbewegungen wurden gleich in welche Richtung gehend aufgezeichnet und zwar nur Personen ab ca. 14 Jahre.

Zeit Montag Dienstag Mittwoch Donnerstag Freitag Samstag Total
15. 10. 16. 10. 17. 10. 18. 10. 19. 10. 20. 10.
8-9 124 96 76 96 96 96 584
9-10 152 152 96 112 124 88 724
10-11 164 176 148 144 168 112 912
11-12 208 184 168 128 220 152 1060
12-13 100 128 144 80 152 80 684
13-14 152 136 104 116 152 44 704
14-15 124 128 124 40 124 16 556
15-16 204 140 100 168 204 56 872
16-17 292 152 176 172 292 96 1180
17-18 220 148 172 116 220 36 912
Total 1740 1440 1308 1172 1752 776 8188

Am Montag herrschte schönes Wetter, für den Rest der Woche war der Himmel bedeckt. In dieser Zeit fanden keine Werbeaktivitäten durch die Gemeinde oder den Gewerbeverein Purkersdorf statt.

Die Wochen - Gesamtfrequenz und die erzielte Bewohner - Umschlagsleistung

Wochenfrequenz am wahrscheinlich besten Standort von Purkersdorf im Schnitt insgesamt: 8.200 pro Woche.
Einwohner der Stadt: 6.413 (Volkszählung 1991).
Derzeit etwa: 7.600.

Daher Umschlagsindikator Frequenz zu den Bewohnern: 1.1 mal.

Das heißt: Die eigene Wohnbevölkerung schlägt sich mehr oder minder nur einmal pro Woche um. Das deutet darauf hin

  1. dass Purkersdorf nur noch von Teilen seiner Gemeinde lebt und über kaum mehr Attraktivität für den Einzugsbereich wie etwa die Nachbargemeinden verfügt.

  2. Ein Indikator unter 2,0 bedeutet in dieser Größenklasse, dass die Stadt eigentlich keine klassische Stadt mehr mit überörtlicher Attraktivität ist.

In der Vergangenheit hat die Stadt wahrscheinlich permanent an Frequenz verloren und ist bereits beim "Eigenbetrieb" mit Frequenz durch die Mitarbeiter der Geschäfte ringsum, im Rathaus und der Bewohner in 200m Umkreis, angelangt.

Zur Einordnung von Purkersdorf in das Bewertungsschema der Standortbonität von Österreichs Innenstädten:

Wochenfrequenz am besten Punkt der Innenstadt Lagebewertung Purkersdorf steht hier
bis 20.000E - Lage. Keine bis schwache Attraktivität. Das Überleben der Innenstadt ist ernsthaft gefährdet. X
20.000 bis 30.000D - Lage. "Schwellenstadt", Hoffnungsgebiet, Kleinstadt.
30.000 bis 50.000C - Lage. Durchschnittliche Bezirksstadt.
50.000 bis 100.000B - Lage. Top Bezirksstadt in Österreich. Überregionales Zentrum mit über den Bezirk hinausgehender Attraktivität.
über 100.000A - Lage. Sehr gute bis zur Toplage in Österreich.

Quelle: Schörghuber & Partner, Frequenzwelle II, 2001.

Die vorhergehende Tafel zeigt die Dringlichkeit einer neuen Art der Stadtentwicklung entweder in der historischen Innenstadt von Purkersdorf oder an einem neuen Standort Innenstadt auf, um durch mehr Attraktivität = mehr Frequenz = mehr Umsatz = mehr Arbeitsplätze = mehr direkte und indirekte Steuern und Abgaben zu erzielen.

70 % aller neuen Arbeitsplätze kommen aus dem konsumorientierten Bereich. Eine gute Innenstadt zieht die ganze Wirtschaft mit ihren Dienstleistungen im konsumorientierten Bereich mit sich und lässt die Stadt aufblühen.

Das Zentrum von Purkersdorf bedarf einer grundlegenden Standortsanierung mit dem Erstellen eines Masterplans für die ganze Innenstadt um mehrere Eckwerte zu erreichen: Schaffen eines ausreichend großen und modernen Branchenmix vor allem zu dem Bestand an Kleinflächen auch der gefragten Betriebstypen mit Großflächen, inclusive zentraler Parksilo, damit die Bürger zum Einkaufen wieder in Ihre Stadt kommen.

Wenn diese Standortentwicklung für die Innenstadt nicht gewünscht oder/und nicht möglich erscheint, dann sollte eine Alternative gefunden werden. Die zentrale Stadtentwicklungsfrage ist dann:

"Wo können wir eine neue Innenstadt an einem besser gelegenen Standort aufbauen?"

Die bisherige Stadtmarketingstrategie und die eingesetzten Mittel dafür sind offensichtlich nicht tauglich, daraus für die Stadt auch eine "Innenstadt als anerkanntes Zentrum" nach den heutigen Maßstäben für die Standortattraktivität für die Bürger zu machen. Zu weit ist das Frequenzergebnis von den heute geltenden Standortkriterien entfernt.

Unser Rat für die Stadtentwicklung der Zukunft um die Attraktivität für die Bürger nachhaltig zu verbessern:

Purkersdorf braucht eine Neuordnung im Stadt  und Standortmarketing. Seit Herbst 2000 laufen von der Stadtgemeinde aus Arbeiten in Richtung Neukonzeption der Stadtentwicklung und neuer Verkehrsentwicklungsplan.

Die Fragen der Standortentwicklung sollten vor alle unter Einbindung eines wirtschaftlichen Standortexperten für Innenstädte aufbereitet werden. Dazu gehört auch

das Beschaffen des Standortmarketing 1x1 in den für eine sinnvolle Planung notwendigen Instrumenten, wovon die Frequenzerhebung ein Teilchen davon darstellt.

Die bauliche Planung sollte dann das beste aus dem wirtschaftlichen Anforderungsprofil an den Standort machen. Umgekehrte Planungen, dass technisch über einen Standort gegangen wird und dann erwartet wird, dass sich schon irgend etwas dort dann ansiedelt oder entwickelt und es die Bürger (zwangsweise, weil sie nichts anderes in der Stadt geboten bekommen) annehmen werden, hat weder für die Verkehrsplanung noch für das Schaffen von Frequenzattraktivität Gültigkeit. Das haben schon genug Missplanungen dieser Art speziell in den letzten 15 Jahren in Österreichs Städten gezeigt.

Die Nachfrage und Annahme des Zentrums der Zukunft zum Einkauf mit dem Geld der Bürger folgt gewissen Baugesetzen, die beherzigt werden sollten.

Das Ergebnis der Missachtung wäre ein fortgesetzter massiver Ertragseinbruch für die Innenstadt bei Wirtschaft und bei der Gemeinde.

Im Team mit dem beauftragten Stadtplaner sowie der Bauabteilung der Gemeinde sollte zumindest ein grober Masterplan für die dringend notwendige wirtschaftliche Attraktivitätsentwicklung der ganzen Innenstadt (nicht nur Teilprojekte der Entwicklung zu bearbeiten, wie das üblich ist), erstellt werden. Dabei kann eventuell auch herauskommen, dass die derzeitige Innenstadt nach den modernen Kriterien nicht mehr ausreichend entwickelbar ist. Dann sollte die Stadtentwicklung einen Masterplan für eine rigorose Neustadtentwicklung erstellen, die dann aber mehr beinhalten sollte als ein paar Wohnbauten, ein Kindergarten und ein Supermarkt irgendwo.

Insbesondere sind diese klassischen Standortfragen für die kleine Innenstadt des 21. Jahrhunderts zu beantworten:

Primär wichtig:

Die Abdeckung der einfachsten und häufigsten Bedürfnisse, die auch am meisten Frequenz bringen: Wo ist heute oder morgen der Lebensmittelmarkt als Vollsortimenter mit mindestens 1000 m2 Verkaufsfläche? Wir wissen, dass Purkersdorf einen österreichweit beobachteten Zukunftsladen von Billa mit Scannerkassen für die Kunden hat, aber dieser befindet sich nicht im Zentrum.

Zweitstärkster Magnet ist der direkt daneben befindliche DM   Drogeriemarkt mit etwa 500 m2 Verkaufsfläche und Schönheitscenter um zumindest einfachst die Bedürfnisse der Bürger in der Stadt abzudecken?

Wo ist der zentrale Parksilo direkt daneben zum Schaffen der Logistik?

Wo ist das einheitliche zentrale Leitsystem für alle ca. 15 Teilleitsysteme in der Zukunft?

Sekundär wichtig:

Wo ist die Mode mit den heute gefragten Markenbetriebstypen zu sehen?

Wo sind zumindest Teile der Unterhaltungselektronik (mit Handy, CD Fachmarkt, Elektrokleinteile, vor allem auch Computer und Zubehör und das alles gebündelt) zu bekommen um die jungen Erwachsenen zu halten?

Tertiär wichtig:

Welche sonstigen Bereiche wie auch Ärztehaus für welche Praxen, Schmerzambulanz, Tagesklinik, sonstige Gesundheitsdienste usw. sind zu schwach vorhanden und hätten ausreichend Nachfrage?

Wie können wir ein Marktwesen des 21. Jahrhunderts auf die Beine stellen, damit sich die Bürger gerne am Marktplatz auch treffen?

Quartär wichtig:

Gastronomie und Tourismus.

Weitere Fragen wie Integration der Kulturstätten usw.

Als Vergleich zeigen wir die Frequenzen anderer Innenstädte mit ihrer Standortattraktivität zum gleichen Zeitpunkt im Oktober gemessen auf.

Dabei kommt heraus, dass Städte heute eine Wochenfrequenz von mindestens 30.000 langfristig anzustreben haben um einen tauglichen Standort vorweisen zu können. Purkersdorf hat dazu auch genug Hinterland und zusätzlich ein gutes Kaufkraftniveau aufzuweisen.

Stadt Wohnbevölkerung per 1.1.2000 (Quelle: ÖSTAT) Wochenfrequenz am besten Punkt der Innenstadt (Mo-Sa; 8h-18h) Passanten ab ca. 14 Jahre. Oktober 2000 bzw. 2001 Attraktivität und Ausstrahlungskraft der Innenstadt auf andere Gemeinden: = Umschlag Frequenz zur Wohnbevölkerung
Purkersdorf 7.600 8.200 1,1
Städte in der Umgebung:
Baden 24.400 54.200 2,2
Klosterneuburg 24.100 20.700 0,9
Mödling 20.400 36.200 1,8
Tulln 13.300 30.100 2,3
Andere Städte gleicher Größe mit ihrer Frequenz:
Attnang Puchheim 8.900 20.000 2,2
Imst/Tirol 8.600 25.000 2,9
Landeck/Tirol 7.400 33.300 4,5
Freistadt 7.400 24.200 3,3
Leibnitz 7.000 46.900 6,7
Liezen/Stmk. 7.000 17.900 2,6
Oberwart/Bgld. 6.800 35.500 5,2
Mattersburg/Bgld. 6.300 31.700 5,0
Wolkersdorf/Weinviertel 6.200 12.100 2,0
Gmünd/NÖ. 6.000 12.900 2,2
Melk 5.200 34.300 6,6

Teilergebnisse der Frequenzwoche im Oktober 2001:

Die besten Tage und Tageszeiten.

Zeit Montag Dienstag Mittwoch Donnerstag Freitag Samstag Total
15. 10. 16. 10. 17. 10. 18. 10. 19. 10. 20. 10.
8-9 124 96 76 96 96 96 584
9-10 152 152 96 112 124 88 724
10-11 164 176 148 144 168 112 912
11-12 208 184 168 128 220 152 1060
12-13 100 128 144 80 152 80 684
13-14 152 136 104 116 152 44 704
14-15 124 128 124 40 124 16 556
15-16 204 140 100 168 204 56 872
16-17 292 152 176 172 292 96 1180
17-18 220 148 172 116 220 36 912
Total 1740 1440 1308 1172 1752 776 8188

Die besten Tage sind der Montag und der Freitag. Der schwächste Tag ist der Samstag. Die Innenstadt der Zukunft kämpft um die beiden Tage Freitag und Samstag, weil da die meisten Kaufentscheiden von "Er und Sie" fallen. Das ist Purkersdorf nur zu schwach dabei.

Der Freitag lässt keine Bauernmarktwirkung erkennen.

Der Bauernmarkt müsste Mitte Oktober alleine rund 2000 Besucher Frequenz bringen. Das ist nicht der Fall. Das heißt: Der Bauernmarkt ist ebenfalls zu wenig attraktiv, dass er eher Frequenznutzer als Frequenzbringer ist.

Nachdem am Samstag sichtbar auch kein besonderer Frequenzbringer vorhanden ist, sollte das Marktwesen von Purkersdorf neu überdacht werden. An Freitag und Samstag sollten designte wöchentliche Frequenzbringer im Frischebereich und monatlicher Trödler- Kunst- Portraitmarkt und vier mal jährlich Geschäfte(abverkaufs-)märkte usw. etabliert werden.

Zu den Tageszeiten der Frequenz:

Insgesamt ...

... hat Purkersdorf eine so schwache durchschnittliche Wochenfrequenz, dass eine grundlegende Frage für die Stadtentwicklungsplanung sein sollte: "Wie erreichen wir in zehn Jahren eine Frequenz nachhaltig von rund 30.000 Wochenfrequenz?"

Von selber löst sich diese Situation der schwachen Attraktivität für die Bürger sicher nicht.


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