Die PRESSE, 2003-05-24
Das Jugendstil-Sanatorium Purkersdorf ist fast fertig renoviert. Als noble Seniorenresidenz hat es zur ursprünglichen Bestimmung zurückgefunden.
Arnold Schönberg ist hier ein- und ausgegangen, Arthur Schnitzler und Gustav Mahler ebenfalls: Wer das schwarz-weiß-geflieste Foyer des Sanatorium Purkersdorf betritt, atmet die Luft des Fin-de-Siècle. Wieder. Denn gut 30 Jahre lang lag der weltberühmte Bau des Wiener Jugendstil-Architekten Josef Hoffmann im Dornröschenschlaf. Jetzt ist das Gebäude so gut wie fertig renoviert. Und als Seniorenresidenz seiner ursprünglichen Bestimmung als Wohnheim für pflegebedürftige Menschen zurückgegeben worden.
"Die Alma Mahler hätte ihre Freude", sagt Harald Fischl, einer der beiden Investoren, die das Sanatorium innerhalb der vergangenen drei Jahre um 11,5 Millionen Euro auf Trab gebracht haben. Denn: Man habe, unter Druck des Denkmalamtes, bis ins Detail auf originalgetreue Ausstattung geachtet. Die Sessel sind mit Stoffen nach Hoffmann-Entwürfen tapeziert, die Wände durften nicht mit der Walze, sondern mussten mit dem damals üblichen Pinsel ausgemalt werden.
Der Aufenthalt in dem noblen Altersheim hat seinen Preis: 100 Euro kostet der Tag, inklusive Essen, Krankenpflege und Animation. Die reicht von Tai Chi bis zum Tanzen. "Bei uns geht's zu wie im Club Med", sagt Fischl. Er hat bereits Erfahrung am Seniorenresidenz-Sektor: Seine Gesellschaft ("Kräutergarten-Gruppe") vereint unter einem Dach bereits vier andere private Pflegeeinrichtungen, mehrere sind in Bau oder Planung, denn: Der Markt für Altersheime bzw. für "betreutes Wohnen" wird wegen der steigenden Lebenserwartung immer größer. Angehörige oder Nachbarn hingegen haben für die Pflege immer weniger Zeit.
Lange hat man nicht gewusst, was mit dem Sanatorium geschehen soll. 1991 erwarb es der Bauunternehmer Walter Klaus und investierte zwei Millionen Euro in die Außenrestaurierung. Zunächst war auf Wunsch der zuständigen Ministerin Elisabeth Gehrer (ÖVP) ein Kulturzentrum geplant. Der Theatermacher Paulus Manker veranstaltete seine Alma Mahler-Show. Aber auch als Seniorenresidenz soll der Bau Kunstinteressierten offen stehen. Jede Woche soll eine Führung stattfinden.
Bis jetzt sind zwölf alte Menschen eingezogen. Sie wohnen in dem Neubau, der zusätzlich zum Hoffmann-Haus auf dem 20.000 Quadratmeter-Grund steht. Für 111 Bewohner ist insgesamt Platz.