Purkersdorf Online

Wienerwald-Wiesentag 2004


In Purkersdorf fand am 6. und 7. Mai 2004 die vom Netzwerk Wienerwald organisierte Fachtagung mit dem Titel "Schutz und Pflege der Wienerwaldwiesen 2004" statt.

 

In der Unternehmenszentrale der Österreichischen Bundesforste AG wurde dem interessierten Publikum in zahlreichen Fachvorträgen eine große Übersicht über das Thema geboten.

 

Der Bogen spannte sich von der Einführung zur Fauna von Wiesen, ihre Bedeutung als Lebensraum für Insekten und ihre Entwicklung in den letzten Jahrzehnten über die Möglichkeiten des Österreichischen Programms für umweltschonende Landwirtschaft bzw. Natura 2000 bis hin zu den Überlegungen des Biosphärenpark Wienerwald Management über die Zukunft des „Offenlandes Wienerwald“.

 

Der Auftakt zur Tagung war auch gleichzeitig einer ihrer Höhepunkte:

Dieter Armerdings Multimedia-Präsentation „Über Wiesen und Weiden“.

 

Natürlich hatte man auch nicht vergessen Vertreter der Landwirtschaft und der Österreichischen Bundesforste AG zu Wort kommen zu lassen.

 

Auch für das leibliche Wohl war gesorgt.

 

Zum Abschluss der Tagung stand eine Diskussion im großen Kreis auf dem Programm.

 

Am Freitag fand dann der praktische Teil der Fachtagung statt.

 

Auf dem Weg von Purkersdorf nach Königstetten konnten wir aufatmen, dachten wir doch noch am Vortag, dass der Regen unsere Vorhaben im Freien verhindern würde.

 

Eine Pressekonferenz mit Landesrat Plank und Umweltstadträtin Kossina sorgte zu Beginn bereits für großes Medieninteresse.

 

Nachfolgend der offizielle Pressetext:

 

Mehr Schutz für bunte Blumenwiesen!

Der Biosphärenpark soll das Überleben der artenreichen Wienerwaldwiesen sicherstellen

 

Auf einer blühenden Wiese präsentierte das Netzwerk Wienerwald – eine Plattform von Gruppen und Initiativen für Naturschutz und Lebensqualität im Wienerwald – am Freitag die Ergebnisse seiner Fachtagung „Schutz und Pflege der Wienerwaldwiesen“. Die durch Jahrhunderte lange landwirtschaftliche Nutzung entstandenen Wiesen sind nicht nur optisch prägende Landschaftselemente und beliebte Freizeitoasen, sondern auch überlebenswichtige Rückzugsgebiete für seltene Tier- und Pflanzenarten. Doch Erschließung, Zersiedelung und vor allem die Intensivierung der Landwirtschaft bedrohen die Wiesen. Einhellige Feststellung der Experten: Will sich der Wienerwald das UNESCO-Prädikat „Biosphärenpark“ verdienen, ist der Interessensausgleich zwischen den verschiedenen Nutzungsansprüchen und dem Naturschutz eine wesentliche Voraussetzung.

 

„Naturschutz will nicht Mensch und Natur trennen, sondern zusammenführen“, erklärt Georg Grabherr, Naturschutzprofessor an der Uni Wien und Vorsitzender des zuständigen nationalen UNESCO-Gremiums: „Wenn wir heute gefährdete Blumen unter Schutz stellen, dann mit dem Ziel, dass sie in einigen Jahren wieder gepflückt werden dürfen. Dieser Gedanke prägt auch das Biosphärenpark-Konzept der UNESCO – derartige Gebiete sollen weltweit als Vorbild für nachhaltiges Wirtschaften mit der Natur dienen, egal ob es um Blumen, um Wälder, um Gebirge, Wasser oder andere natürliche Ressourcen geht“.

 

Der Biosphärenpark steht seit dem Wienerwaldmillennium 2002 auf dem politischen Fahrplan der Länder Niederösterreich und Wien und soll bis 2005 umgesetzt werden. Josef Plank, als niederösterreichischer Landesrat für immerhin gut 94 % des Wienerwalds zuständig: „Die unbestritten wertvollen Wiesen sind vor Jahrhunderten durch Weidehaltung und Mahd entstanden, und sie brauchen die Bauern weiter zum Überleben. Im Zuge der aktuellen Biosphärenpark-Planung bringen wir daher Wissenschaft, Regionalentwicklung und Naturschutz mit der Landwirtschaft zusammen, um ein Konzept zur Erhaltung der Wiesen zu erarbeiten. Das Land Niederösterreich wird weiterhin den Schutz der Wiesen unterstützen und gleichzeitig den Bauern, die sie bewirtschaften eine ökonomische Basis erhalten, etwa im Rahmen des Österreichischen Programms umweltschonender Landwirtschaft, ÖPUL.“

 

Auch wenn der Wienerwald zum größten Teil ein Niederösterreicher ist, sieht sich die Stadt Wien mit verantwortlich für die Anerkennung zum Biosphärenpark. Umweltstadträtin Isabella Kossina: „Es sind vor allem Wienerinnen und Wiener, die die Natur im Wienerwald `konsumieren´, und sie wollen keine Unterhaltungsparks sondern `Natur pur´. Wir von der Stadt Wien werden deswegen daran mitarbeiten, dass keine ökologisch wertvollen Flächen, insbesondere Wiesen, verloren gehen. In Wien sind die Wiesen Teil des Schutzgebietes `Wald- und Wiesengürtel´ und dadurch seit 1905 streng geschützt.“

 

„Ob der ökologische Wert der Wiesen aufrecht erhalten bleiben kann, hängt vor allem von den Rahmenbedingungen für die regionale Landwirtschaft ab“, bringt es Dieter Armerding vom Netzwerk Wienerwald auf den Punkt. „Und hier ist die Politik gefragt, Rahmenbedingungen zu schaffen, die ökonomisches Wirtschaften bei ökologischer Bewirtschaftung erlaubt und ermöglicht“. Darauf dürfe allerdings nicht bis zur Anerkennung als Biosphärenpark gewartet werden, so Stefan Moidl vom WWF: „Im Wald haben NÖ und Wien schon vorab Kernzonen des künftigen Biosphärenparks durch finanzielle Abgeltungen sichergestellt – zumindest für die wichtigsten Wiesen ist ein sofortiges Schutzprogramm notwendig, damit sie nicht bereits verschwunden sind, bevor sie im UNESCO-Schutzprogramm Aufnahme finden.“


 

              

Dank Georg Grabherr geriet die Pressekonferenz zu einem einmaligen Ereignis. Er hatte schon am Morgen Wiesenblumen gepflückt und besondere Sträuße vorbereitet. Für Umweltstadträtin Kossina einen ganz besonderen „Muttertagsstrauß“, für Landesrat Plank einen kleineren „Herrenstrauß“ und, um keine Neidgefühle oder Ungerechtigkeiten aufkommen zu lassen einen zweiten, in den Landesfarben von Niederösterreich gehaltenen Blumengruß.

                              

Zuletzt gab es auch noch einen „Dankeschön-Blumenstrauß“ für Birgit Kohlmaier-Schacht, die für das Netzwerk Wienerwald und den WWF die Pressekonferenz so erfolgreich organisiert hatte. Natürlich einen etwas kleineren, weil: „...sonst hieße es ja, dass für die Umweltschutzorganisationen die meisten Blumen gepflückt werden ist typisch...“ (PS: Es wurden natürlich ausschließlich nicht geschützte Blumen gepflückt. Bei dem Wissen des „Pflückenden“ über die Flora wollen wir das gerne glauben!).

 

Nach dem Buffet auf der Wiese, welches ein Königstettner Heurigenwirt zubereitete und zu informellen Gesprächen genutzt wurde, teilten sich die Teilnehmer in zwei Gruppen. Eine machte unter der ortskundigen Führung von Roland Nagl eine halbkreisförmige Runde im Süden von Königstetten über die Abhänge des Wienerwaldes zum Tullnerfeld um danach in den Autobus zu steigen,

die andere Gruppe brach zu ihrer mehrstündigen „botanischen Wiesenwanderung“ nach Wolfpassing auf.

 

Die nächsten paar Fotos zeigen die Vielfalt der Wienerwaldlandschaft innerhalb von 60 Gehminuten.

 

Neben der landschaftlichen Vielfalt fällt vor allem eines auf: Während der Ortskern von Königstetten sehr kompakt erscheint und gegen die umliegenden Wiesen und Felder sehr klar abgegrenzt ist, ist der Blick nach Westen über Katzelsdorf und Tulbing geprägt von heterogener Bebauung, der leider typischen Zersiedelung der Wienerwaldlandschaft.

    

 

Königstetten sollte für diese rühmliche Ausnahme, welche offenbar auf einem breiten Konsens der politisch Verantwortlichen in diesen Fragen beruht, eine besondere Auszeichnung verliehen werden!

 

Die nachfolgenden Stunden erfuhren die Teilnehmer der Busexkursion eine Fülle von Informationen zu besonders ausgewählten Standorten über Bauprojekte, Mülldeponien, Hochwasserschutzmaßnahmen, Bachverbauungen, rasanten Bevölkerungs- und Verkehrszuwächsen usw., konnten sich aber auch an den immer noch vorhandenen Besonderheiten des Wienerwaldes erfreuen (mehr darüber an anderer Stelle - hier nur ein bezeichnendes Bild zur Einstimmung).

 

Beim Mostheurigen der Familie Wutzel in Wolfpassing trafen die beiden Gruppen wieder aufeinander und fuhren nach einer hervorragenden Jause  gemeinsam zurück nach Purkersdorf, nicht ohne schon über das nächste Vorhaben – eine Fachtagung über eine nachhaltige Raumordnung im Biosphärenpark – laut nachzudenken.

Die Mostschenke - einige Teilnehmer werden sicherlich wiederkommen!

Christian Urich / Netzwerk Wienerwald


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Letzte Änderung: 2004-06-15 - Stichwort - Sitemap