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Gemeinde- und Bezirksvertreter - Info


Information für Gemeinde- und Bezirksvertreter im Biosphärenpark Wienerwald

Stand Mai 2005

 

Die Länder Niederösterreich und Wien beschlossen 2002 die gemeinsame Vorbereitung und Einrichtung des Biosphärenpark Wienerwald.

 

Das Biosphärenparkkonzept der UNESCO ist maßgeschneidert für Kulturlandschaften mit hohen Naturwerten wie den Wienerwald. Es zielt ab auf eine harmonische Verbindung von Schutz und Nutzung. Die UNESCO nennt für Biosphärenparks (derzeit mehr als 440 weltweit) folgende gleichrangige Funktionen:

-    Großflächiger Schutz von Ökosystemen, der biologischen und kulturellen Vielfalt, von Arten und ihren Lebensräumen.

-    Förderung von ökologisch, wirtschaftlich und soziokulturell nachhaltigen Landnutzungsformen.

-    Forschung, Umweltbeobachtung und Bildungsaktivitäten für besseres Verstehen von Wechselwirkungen zwischen Mensch und Natur.

 

Im April 2005 haben die Länder Niederösterreich und Wien bei der UNESCO die Aufnahme des Wienerwaldes in das weltweite Netz der Biosphärenparks beantragt. Dazu waren unter anderen folgende Vorgaben der UNESCO in umfangreichen Einreichunterlagen darzustellen:

-    Ausreichende Größe der Wienerwaldregion, um die drei Funktionen von Biosphärenparks ausüben zu können.

-    Vorhandensein repräsentativer Ökosysteme mit großer Bedeutung für die biologische Vielfalt.

-    Potentiale für die Entwicklung des Gebietes zu einer Modellregion für nachhaltiges Handeln.

-    Gliederung in Kern-, Pflege- und Entwicklungszone zur Unterstützung der Umsetzung der drei Funktionen von Biosphärenparks.

-    Schaffung einer Managementstelle und geeigneter Mechanismen zur Unterstützung und aktiven Einbindung der Menschen in der Region bei der Biosphärenparkentwicklung.

 

 

Kernzonen:

Mosaikartig verteilt garantieren 36 Kernzonen (ausschließlich in Waldflächen) natürliche Entwicklung und dauerhaften Schutz von unterschiedlichen Waldtypen. Die Aufgabe der forstwirtschaftlichen Nutzung von Kernzonen wird den Eigentümern abgegoltne. Die Kernzonen werden überwiegend unter strengsten hoheitsrechtlichen Schutz gestellt (Verordnung als Naturschutzgebiete). Vorhandene Wege, die von der Bevölkerung zu Erholungszwecken genutzt werden, markierte Wander-, Mountainbike- und Reitwege können auch in Kernzonen weiter benutzt werden. Die Menschen werden von Kernzonen keineswegs ausgeschlossen. Es soll möglich sein, die natürliche Entwicklung der Wälder in Kernzonen mit zu verfolgen und zu erleben.

 

Pflegezonen:

Für Pflegezonen liegen derzeit fachlich begründete Vorschläge vor (siehe Kartendarstellung). Diese beruhen auf allen verfügbaren Daten zu Botanik, Zoologie, Landschaftsökologie und Landwirtschaft. Der aktuellste Stand zu Bauland- und Siedlungsflächen war der Fachplanung nicht vollständig verfügbar. Die Raumordnungsbehörde wird daher die vorliegenden Pflegezonenvorschläge prüfen und sicherstellen, dass Pflegezonen nicht in Flächen mit Baulandwidmung liegen. Die verbindliche Festlegung der Pflegezonen wird durch Kartendarstellungen in Verordnungen der Landesregierungen erfolgen. Grundsätzlich wird für Pflegezonen gelten:

-    Sie liegen außerhalb von Flächen mit Baulandwidmung.

-    An Pflegezonen knüpfen keine für Eigentümer und Bewirtschafter direkt verbindlichen, rechtlichen Vorgaben oder Verpflichtungen. Die Bewirtschaftung der Flächen ist weiterhin möglich, vielfach sogar unbedingt notwendig für die Erreichung der Schutzziele.

-    Bestehende rechtliche Regelungen (z.B. aus dem Naturschutzrecht wie Landschaftsschutzgebiets- und Europaschutzgebietsstatus oder aus dem Raumordnungsrecht) gelten weiter.

-    In Waldflächen erfüllen Pflegezonen um Kernzonen eine Pufferfunktion. Besonderen Waldgebieten sowie Gewässern und ihren Uferbereichen soll durch die Kennzeichnung als Pflegezonen besonderes Augenmerk geschenkt werden. Hier soll möglichst schonende und naturnahe Waldbewirtschaftung stattfinden.

-    Im Offenland (nicht bewaldete Flächen außerhalb der Siedlungsbereiche) kennzeichnen Pflegezonen die landschaftlich und naturschutzfachlich wertvollsten Bereiche. Die vielfach reich strukturierte Kulturlandschaft mit Wiesen und Weiden, Äckern sowie Obst- und Weinkulturen entstand durch die Jahrhunderte lange Tätigkeit des Menschen. Ihre Erhaltung, am besten durch traditionelle landwirtschaftliche Bewirtschaftung, ist Ziel der Pflegezonen im Offenland. Die Landwirte sollen dabei unterstützt werden, öffentliche Wertschätzung und die notwendige wirtschaftliche Tragfähigkeit für naturschutzkonforme Bewirtschaftung zu bekommen.

 

Entwicklungszone: 

Alle Flächen, die nicht Kern- oder Pflegezonen sind, gehören zur Entwicklungszone. Das sind alle städtischen und ländlichen Siedlungsgebiete sowie Verkehrsflächen im Biosphärenpark. Flächenmäßig bedeutender sind die land- und forstwirtschaftlich genutzten Flächen der Entwicklungszone.

 

Die Entwicklungszone ist der „Hauptentfaltungsraum“ für die Aktivitäten des Menschen (Siedlungs-, Wirtschafts- und Erholungstätigkeit) im Biosphärenpark. In allen Bereichen sollen die Bedürfnisse von Mensch und Natur gleichermaßen berücksichtigt werden.

 

Mit ihrem Beitritt zur Wienerwalddeklaration 2002 haben sich bereits viele Gemeinden und alle Wiener Bezirke mit Anteil am Biosphärenpark zur Umsetzung von Zielen und Maßnahmen bekannt, die sich am Prinzip der Nachhaltigkeit orientieren. 26 Gemeinden beteiligen sich an „Verkehrsparen Wienerwald“, 24 sind Mitglied im Klimabündnis und in vier Kleinregionen des Biosphärenparks arbeiten Gemeinden bereits erfolgreich an gemeinsamen Projekten. Im Rahmen ihres Wirkungsbereiches können Gemeinden und Bezirke maßgeblich am Profil einer Modellregion für Nachhaltigkeit mitgestalten. Auch Aktivitäten der Dorf- und Stadterneuerung, der Umweltberatung und die vielen Umweltinitiativen der Stadt Wien sind wertvolle Beiträge zur künftigen Biosphärenparkentwicklung. Regional- und Stadt-Umland-Manager kooperieren ebenso eng mit dem Biosphärenpark Management wie die Tourismus Region Wienerwald. Als länderübergreifende Initiative bietet der Biosphärenpark Wienerwald eine Plattform zur Zusammenarbeit zwischen Wiener Bezirken und Gemeinden in Niederösterreich. Gemeinsame Arbeit unter dem Prädikat Biosphärenpark verspricht eine große Chance für den Wienerwald und seine Bewohner. Die Zukunft liegt in unserer Hand!

 

 

 

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Soweit die „amtliche“ Mitteilung!

 

Neben der offiziellen Einreichung durch die beiden Länder Niederösterreich und Wien wurde dem Generaldirektor der UNESCO auch vom „Förderverein Biosphärenpark Wienerwald“ persönlich eine Stellungnahme in Paris überreicht:

 

Sehr geehrter Herr Generaldirektor!

Sehr geehrte Damen und Herren der UNESCO!

 

Politische Vertreter Österreichs haben Ihnen die Region „Wienerwald“ als neuen Standort für das UNESCO-Programm „Der Mensch und die Biosphäre“ (MAB) vorgelegt.

Der Bevölkerung wird dieses „Biosphere Reserve“ - Projekt mit der Bezeichnung Biosphärenpark vorgestellt, und das nicht grundlos, vielleicht weil „reserve“ in Deutsch mit fürsorglicher Erhaltung in Verbindung gebracht werden müsste. Viele Menschen meinen nämlich, dass unter dieser Etikettierung noch mehr Profit aus diesem Gebiet gepresst wird. Einige Umweltschützer befürchten sogar, dass mit dem zukünftigen UNESCO - Prädikat „Biosphärenpark“ der Verkauf und die ökonomische Nutzung des Wienerwaldes noch lukrativer wird. Während nämlich vordergründig offiziell für biogenetische Vielfalt geworben wird, werden weiterhin Wald und Wiesen abverkauft, Waldflächen gerodet, Biotope in Golfplätze verwandelt, Mülldeponien angelegt, archäologische und historische Stätten zerstört, Steinbrüche in einst bestehenden Naturschutzzonen betrieben, internationale Transitrouten ausgebaut, Grünland in Bauland umgewidmet und vieles andere mehr.

Eine gängige Praxis, die sowohl Ihrer UNESCO - Kommission in Österreich als auch dem nationalen MAB - Komitee längstens bekannt ist, aber dennoch still und heimlich betrieben wird.

Um Ihnen - hier in Paris - die Situation wahrheitsgetreu darzulegen, werden wir Sie nunmehr mittels Beweisfotos und Dokumentationen mit der Realität konfrontieren, wobei sich die meisten der ressourcenzerstörenden Entwicklungen über das gesamte Gebiet erstrecken.

 

Wolfgang Kalchhauser, Publizist

 

 

Anmerkung C.U.:

Die Dokumentation liegt uns vor, ist aber zu umfangreich um sie hier wiederzugeben. Dies wird nach und nach in Teilen erfolgen, so uns die Möglichkeit dazu gegeben wird.

Jedenfalls liegt auch schon ein offizielles Antwortschreiben zu Herrn Kalchhausers Informationsmaterial vor:

 

 

Sehr geehrter Herr Kalchhauser,

 

vielen Dank für die Zusendung der Informationen zum geplanten Biosphärenreservat "Wiener Wald".

Als Mitglied des Advisory Committee für Biosphärenreservate kann ich Ihnen versichern, dass dies in die Diskussion der nächsten Sitzung des Advisory Committees einfließen wird, wenn der Antrag des Wienerwaldes geprüft wird.

 

Erlauben Sie mir ein paar kommentierende Worte. Ich kenne das Gebiet nicht, verstehe aber Ihre Bedenken und Ihre Argumente, und es ist wichtig, auf diese aufmerksam zu machen.

 

Bei allen Missständen, die Sie aufgezeigt haben darf man jedoch nicht vergessen, dass gerade in einem Biosphärenreservat mit den Menschen und Entscheidungsträgern vor Ort Wege gesucht (und gefunden!!) werden müssen, um bestehende Konflikte zwischen Schutz und Nutzung zu lösen und bestmögliche Kompromisse zu vereinbaren, um einer nachhaltigen Entwicklung Rechnung zu tragen.

 

Das heißt, dass aus meiner Sicht die Verantwortlichen für das geplante BR (Biosphärenreservat, Anm.) Wienerwald (d.h. die Entscheidungsträger in Kommunen, Landkreisen, Verbänden) darlegen müssen, wie und mit welchen Instrumenten sie dies künftig zu tun gedenken. Sie müssen darlegen, wie man all die "nicht nachhaltigen Entwicklungen", die Sie aufgezeigt haben, in den Griff bekommen wird bzw. wie man damit umgeht. Dies wird eine gewaltige Herausforderung für die Region sein, der sie sich jedoch wird stellen müssen.

Dazu gehört auch, dass in bestimmten Bereichen (bauliche) Entwicklungen möglich sein müssen, jedoch jeweils mit den geringst möglichen negativen Auswirkungen oder den bestmöglichen Ausgleichsmaßnahmen. Eine kritisch-konstruktive Begleitung von außen ist sicherlich hilfreich.

 

Insofern kann man ein BR auch als Chance (=Werkzeug) sehen, die Welt "besser" zu machen und Probleme zu lösen.

Zum Beispiel hilft hier ein gemeinsames Leitbild (Vision), das in den Statuten der UNESCO auch als "management concept" bezeichnet wird, und von allen Betroffenen in der Region erarbeitet wird ("Wie soll die Zukunft des Wienerwaldes aussehen?").

 

Der Beweis und das echte Bekenntnis zu "Schutz im Kontext einer nachhaltigen (Regional)-Entwicklung" muss jedoch vor einer Anerkennung des Gebietes von den Verantwortlichen gegenüber der UNESCO glaubhaft dargelegt werden.

Darüber hinaus müssen alle weiteren UNESCO - Kriterien erfüllt werden, um die Anerkennung als Biosphärenreservat zu erhalten.

 

Mit freundlichen Grüßen

Dr. Doris Pokorny

 

Dr. Doris POKORNY

Regierung von Unterfranken

Bayerische Verwaltungsstelle Biosphärenreservat Rhön

(Rhön Biosphere Reserve)


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