Purkersdorf Online

Bis zu 400 Mitarbeiter weniger bei den Bundesforsten?


Erfüllung von gesellschaftlichen Leistungen und Umweltaufgaben bedroht!

Vom Vorstand der Bundesforste wurde ein Konzept zur Reorganisation des Unternehmens vorgestellt, das eine Reduktion von 29 Betrieben auf fünf oder zehn Betriebe, von 150 Revieren auf 100 bis 120 Reviere sowie von ca. 1.300 Mitarbeitern auf ca. 900 Mitarbeiter vorsieht.

Dies alles trotz sehr guter wirtschaftlicher Ergebnisse.

Die Personalvertretung sieht absolut keine Notwendigkeit für diese Maßnahmen und sieht den gesetzlichen Auftrag der Bundesforste, der ja neben den ökonomischen Aufgaben auch gesellschaftliche und Umwelt- bzw. Naturschutzaufgaben beinhaltet, massiv gefährdet.

Offensichtlich versucht der Finanzminister noch mehr Geld aus diesem Unternehmen zu holen, selbst wenn das auf Kosten der Umwelt und der Gesellschaft geht.

Begründung:

Unabhängige Institutionen (FGG) und Experten (Prof. Puwein) bezeichnen die Bundesforste in ihrer neuen Rechtsform (seit 1997) als gelungenes Ausgliederungsprojekt und auch die Zahlen können sich sehen lassen.

Im Zeitraum zwischen 1997 und 2001 wurden an Fruchtgenussentgelt, Dividenden und einmaliger Zahlung anlässlich der Ausgliederung rund 104 Millionen EURO an den Eigentümer "Republik Österreich" abgeführt. In diesem Zeitraum wurden auch pro Jahr zwischen 16 und 27 Millionen Euro "Ergebnisse der gewöhnlichen Geschäftstätigkeit vor Fruchtgenuss (EGT)" erwirtschaftet (Quelle: Evaluierungsbericht 1997-2003). Auch für die Zukunft sind äquivalente Ergebnisse zu erwarten.

Die nunmehr vom Management geplante Erhöhung der "EGT-Vorgabe" bis zum Jahre 2010 auf mindestens 45 Millionen Euro soll schwerpunktmäßig über eine reine Personalkosten/Mitarbeiterreduktion (minus 25 bis 30%) vollzogen werden. Eine Vorgangsweise, die der im vergangenen Jahr mit viel Aufwand angekündigten generellen Wachstumsstrategie fundamental widerspricht.

Personal:

Damit verbunden wäre eine nicht mehr vertretbare Reduktion der Flächenrepräsentanz und mangelnde Betreuung der Bewirtschaftungsflächen (rund 10% der Fläche Österreichs) verbunden. Ziele, die weder mit dem Bundesforstegesetz, noch mit einer nachhaltigen Forstwirtschaft oder einer verantwortungsvollen Verwaltung der Liegenschaften und Wälder des Staates vereinbar wären. Natürliche und notwendige Verknüpfungen zwischen ländlichem Raum und forstlich kompetentem Personal würden weitgehend verschwinden.

Bei geplanten Bewirtschaftungseinheiten von bis zu 200.000 ha (fünf Betriebe verteilt über Österreich) kann nur mehr eine Scheinorganisation am Papier zur Systemerhaltung vorliegen. Nach den derzeit bekannten Vorstellungen würden innerhalb Jahresfrist bis zu 400 Beschäftigte - das ist ein Drittel der Belegschaft(!) - ihren Job verlieren oder in Altersteilzeit gehen müssen.

In Zeiten von allgemein steigendem Interesse an Freizeitaktivitäten in allen Bereich der Natur oder verstärkt erkennbarem Umweltbewusstsein der Bürger wird hier ein Weg angedacht, der den Grundinteressen der Gesellschaft der Zukunft widerspricht und damit auch kein Beitrag zur wirklichen Zukunftssicherung des Unternehmens sein kann. In Niederösterreich wäre im extremsten Fall nur mehr eine Forstverwaltung vorhanden. Derzeit gibt es alleine im Wienerwald zwei Forstbetriebe mit 13 Revieren! Im Wienerwald würden dann drei bis vier Revierleiter die Bewirtschaftung vornehmen. Die Nationalparkforstverwaltung Donau-Auen wäre auch von der Auflösung betroffen.

Ökologie:

Die massive Personalreduktion hätte vor allem weitreichende ökologische Folgen. Die Sicherung der Schutz-, Wohlfahrts- und Erholungsfunktion wäre nicht mehr sichergestellt. Eine ordnungsgemäße Waldpflege wäre kaum mehr aufrecht zu erhalten. Das Unternehmen würde auf einen reinen Schlägerungsbetrieb umgestellt werden. Pflegliche Holznutzung würde der Vergangenheit angehören und die Schäden am Wald weiter zunehmen. Damit ist die Stabilität der Wälder stark gefährdet, was in einem Gebirgsland weitreichende Folgen für den Schutzwald haben kann. Diese Vorgangsweise steht auch in eklatantem Widerspruch zu den Zielsetzungen des Bundesforstgesetzes (§5), wo die Sicherung der Nachhaltigkeit und anderer Tätigkeitsfelder explizit genannte Ziele sind. Wie damit den neuen Herausforderungen wie Klimawandel, Trockenheit oder häufigere Stürme durch eine Vernachlässigung der Waldpflege begegnet werden kann, sei dahingestellt! Waldbau- und Naturschutzaufgaben würden zu reinen PR-Aktionen verkommen!

In Zeiten in denen Nachhaltigkeit in aller Munde ist, wird diese durch die geplanten Vorhaben ad absurdum geführt. Es soll ein Holzproduktionskonzern nach kanadischem oder nordeuropäischem Vorbild geschaffen werden, der auf die gewachsenen ländlichen Strukturen und die enge Verzahnung mit Landwirtschaft und Tourismus keinerlei Rücksicht nehmen kann.

Droht weiterer außerplanmäßiger Grundverkauf?

Aufgrund der jüngst bekannt gewordenen finanziellen Vorgaben des Eigentümers werden bereits im nächsten Jahr 47,5 Millionen Euro EGT von den Bundesforsten erwartet. Da dieser Betrag durch die normalen Geschäfte und eine scharfe Personalreduktion nicht erreicht werden kann, müssen sich die Bundesforste entweder durch Kreditaufnahmen hoch verschulden oder durch neuerliche Waldverkäufe den vom Eigentümer geforderten Betrag aufbringen. In Summe sind die geplanten substanzgefährdenden Maßnahmen abzulehnen und ich fordere alle Österreicherinnen und Österreicher auf, sich gegen diese Vorhaben auszusprechen.

Wolfgang Holzer
Zentralbetriebsrat
Österreichische Bundesforste AG - Unternehmensleitung
3002 Purkersdorf, Pummergasse 10-12
Mailadresse: bundesforste@bundesforste.at


AnfangZum Anfang der Seite
Letzte Änderung: 2003-05-30 - Stichwort - Sitemap