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Schlagitweit ® sagt am 18.03.2007 18:41 zu Alexandra Stangl ®:Erster Beitrag

inszenierte Empörung


Liebe Alexandra Stangl,
mir ist schon ein Anliegen diese Diskussion in aller Öffentlichkeit zu führen. Das ist eben Politik, Sache der Öffentlichkeit. Zu meinem Bedauern weichen die Entscheidungsträger dieser öffentlichen diskussion aus. Du bist eine der wenigen politischen FunktionsträgerInnen, die sich hier mit ihrem Namen zu Wort gemeldet haben. Das verdient Respekt und Anerkennung. Weil du einen eigenen Thread eröffnet hast, habe ich meinen Beitrag hinten noch einmal angehängt, damit er leichter nachlesbar ist. Alarmiert durch deine Empörung habe ich mir meinen Beitrag noch einmal durchgelesen. Nicht ein Grund für deine Aufgebrachtheit findet darin seine REchtfertigung.
Ich habe nicht von deiner KOmpetenz geschrieben. Auch nciht von der vom Ausschuss. Wir sind zwar gemeinsam in dem ausschuss, der thematisch für das JuZ zuständig ist. Aber muss ich dir wirklcih erklären, wie bedeutungslos unsere Diskussionen und Standpunkte sind? Muss ich dir erklären, wo die Machtzentren der Gemeinde liegen? Wach auf und sieh, wo die Entscheidung fällt, ob das JuZ ein Budget kriegt, mit dem es arbeiten kann. sicher nicht bei uns im ausschuss! Ich bin auch ein verfechter davon, dass die Politik nicht Einrichtungen wie Schulen, Kindergärten, Seniorenheime und JuZ selbst zu betreiben hat. Sie hat nur die Rahmenbedingungen zur Verfügung zu stellen, den Rest soll sie besser den operativ tätigen Fachleuten überlassen. Wenn die Politik anfängt sich in solchen Einrichtungen ins Tagesgeschäft direkt einzumischen, dann ist Feuer am Dach.
Worin bestehen meine "unglaublichen anschuldigungen"? Auch du warst dabei, wie ein wirklicher Entscheidungsträger (nicht die pro-forma wie ein ausschuss!) vom JuZ eine personelle Erneuerung gefordert hat. Das ist diese politische Unkultur, die ich an den Pranger stelle, wo immer ich ihr begegne. Es kann mir nur Recht sein, wenn diese Diskussion etwas weitere Kreise zieht.
Du wünscht eine Entschuldigung - bloß wofür? Dass ich den Zeitgeist der politischen Umfärbungsaktionen als geistlos bezeichnet habe? Deine fachkompetenz als Sozialarbeiterin würde ich nie in abrede stellen. In meinem Beitrag war nie die Rede von dir oder auch unserem ausschuss. Meine wortwahl im Beitrag war ganz mäßig. sie kann angesichts der Dimension der politischen Gängelungsversuche noch einiges zulegen.
Wenn du dennoch mit mir unter 4 augen reden willst, bin ich dazu gerne bereit. hg Christian




Auszug aus meinem Beitrag im JuZ-Thread:
Jugenzentren haben eine rasche BesucherInnenfluktuation, das hat mit dem Alter der BesucherInnen zu tun. Und so verändern sich auch Bedürfnisse, Befindlichkeiten und Akzeptanz. WEnn das JuZ im MOment von "schwierigen" Gruppen dominiert und von "angepassteren" gemieden wird, so kann das im Sommer schon wieder umgekehrt sein. Wenn die Mittel für das JuZ so begrenzt sind, kann das Angebot kein mehrgleisiges sein.
Das Wesen der offenen Jugendarbeit ist eben, dass die BetreuerInnen mit jenen arbeiten, die das JuZ frequentieren. Ich kann mir gut vorstellen, dass für euch angesichts der Dominanz "schwieriger" Jugendlicher die Arbeit auch beschwerlich ist. Umso mehr gilt euch der Dank und die Anerkennung der Gemeinde, dass ihr euch dieser Leute annehmt und sie nicht unbegleitet in den öffentlichen Raum verweist. Wir wollen nicht warten, bis Polizei und Justiz für die Leute zuständig sind, denn dann ist das schon geschehen, was durch eure prophylaktische Arbeit teilweise verhindert werden kann.
Die Angriffe auf das JuZ seitens der Stadtverwaltung sind unüberhörbar. Doch niemand will sich selber an der Nase nehmen und eingestehen, dass mit den zur Verfügung gestellten bescheidenen Mittel nicht alle Gruppen bedient werden können. Vergleiche mit den Angeboten anderer JuZ hinken, weil die meisten davon ein fünffaches Budget haben. Ihr leistet mit einem minimalen Budget seit vielen Jahren engagierte Arbeit mit wechselndem Erfolg. WEnn politischen Entscheidungsträgern jetzt gerade die Zielgruppe bei euch nicht gefällt, so zeugt das vordergründig von geringem Verständnis. Dahinter steht aber ein schlichtes machtpolitisches Kalkül: willfährige Leute an eurer statt setzen, "Umfärbung", wie der geistlose Zeitgeist gebietet.
Die Stadtverwaltung hat vor allem die aufgabe, eure Arbeit durch Bereitstelung der Ressourcen zu ermöglichen und unterstützen. WEnn immer die Politik glaubt fachkundiger zu sein als ihr mit eurer langjährigen Praxis, dann ist das nicht nur ein vermessener Anspruch. Es verbirgt sich dahinter ein simples Machtkalkül: zuerst sturmreif schießen und dann übernehmen.

Thread



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