Purkersdorf Forum Archiv 2010-2013
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manfred bauer ® sagt am 08.11.2011 20:58 zu Josef Baum ®:Erster Beitrag

Re: Aus dem Gfrett was Gscheites machen


Wa net Wien (purkersdorf...)waun net duat wo ka gfrett is ans wurt...

Finde ich sehr originell im Sinne eines Weinheber-Zitats, und ich möchte meine Interpretation dazu darlegen: Das Ganze hätte ja leicht ohne Gfrett weitergehen können, wenn die wiederholten Hinweise, siehe Bina, beachtet worden wären, das liegt leider zunächst an der in jeder Beziehung satten absoluten Mehrheit, die ein Entwicklungshemmnis ist. Wahrscheinlich ist das auch nicht nur nicht beachtet, sondern auch nicht oder kaum verstanden worden. Eine event-orientierte Gesinnung, die sich wenig Gedanken um die Zukunft (siehe extremste Verschuldung durch Spekulationspech bei Schweizer Franken) und natürlich auch nicht um die Vergangenheit macht.
Ich finde es wichtig, und auch mutig von Manfred Bauer das aufgegriffen zu haben. Denn gerade bei den aktuellen Abgründen, vor denen Europa gerade steht, ist ein Blick in unsere Vergangenheit ganz sinnvoll. Es kann jetzt wirklich auch schnell gehen, dass sich tragische Irrtümer wiederholen .- Ich denke, es gibt genügend Beispiele mit einem entsprechenden Umgang mit fragwürdigen Denkmälern, die Gemeinde sollte sofort eine Gruppe zusammentrommeln, die für Lösungen finden; ich glaube, es gibt genügend Leute dafür in Purkersdorf Aber ich denke, wir sollten die Gelegenheit nützen, die unselige Vergangenheit systematisch aufzuarbeiten. Es gab diverse Ansätze, aber es ist im Gegensatz zu vielen anderen Städten nicht umfassend geschehen. Bei uns ist noch immer eine „Herr Koarl“-Mentalität (damit ist nicht der Bürgermeister gemeint, sondern die Qualtinger-Figur), gepaart mit geschichtsloser Schick-Micki-Einstellung stark. Noch ein Wort zu Alfred Czernoch. Ich weiß nicht, wie die Entscheidungen in den 60erJahren zu diesem Denkmal liefen. Aber ich möchte zu bedenken geben, dass Alfred Czernoch damals als KPÖ-Gemeinderat mit seiner Liste genau einen Sitz hatte. Eine Zustimmung von Alfred Czernoch zum Denkmal interpretiere ich so: Alfred war einfach ein sehr großzügiger Mensch (wenn auch bescheiden lebend). Als „rassisch“ und politisch von den Nazis Verfolgter und Überlebender des Terrors hatte er eine sehr positive Lebenseinstellung und „verdrängte“ so negative Tendenzen. (Legendär ist sein dezenter Hinweis, dass sich der Kameradschaftsbund auch Jahrzehnte nach dem Krieg noch vor den Russen fürchtet; dies hatte zur Folge, dass der Kameradschaftsbund dann – er wollte sich nicht der Feigheit bezichtigen lassen – erstmals auch am 1. November zum Russenfriedhof mitging). Er hatte das Image eines „Gentleman“, und war kulturell und vor allem literarisch sehr interessiert. Das alles zusammen ist eventuell der Hintergrund für seine Mitwirkung an der Denkmals Entscheidung, wie immer diese ausgesehen haben mag.


Im prizip hat josef baum recht, ich gehe sogar noch einen schritt weiter: eine reflexions - und unkritische denkmalpflege ist grundlage für braunen bodensatz.Da kann der Lyricker noch so kompetent sein. Das gebot der Stunde heist widerstand zu leisten. zumindestens hat mir das mein Vater beigebracht, und der befand sich im widerstand! Ich bin niemandes feind, will mich aber mit weinheber nicht abfinden müssen. Manfred Bauer

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