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Wo die Bären 3 Meter groß sind


Kamtschatka - wo die Bären 3 Meter groß sind und sich die Vulkanlandschaft auf den Köpfen der Reiselustigen fort setzt ...

"... Tatsache ist, dass laut vorliegender Stellungnahme des Reiseleiters das Reiseprogramm ohne Einschränkung erfüllt worden ist, die Harmonie in der Reisegruppe ausgezeichnet war, Fahrer und Begleitmannschaft sehr gut gewesen seien und zu keiner Zeit irgendeine Gefahr für Leben oder Gesundheit bestanden hat." - ein Auszug aus einem Schreiben des zuständigen Versicherers des Reiseveranstalters ...

Ein Land, ganz weit im Osten der euro-asiatischen Landkarte, unbemerkt bei bisherigen Reiseplanungen, nur per Schiff oder auf dem Luftweg erreichbar, das ist die russische Halbinsel Kamtschatka.
Die TV-Sendung "Universum" war beeindruckend, eine Landschaft wie auf dem Mond, intakte Natur, weit weg ... im März 2003 dachte ich, dort würde ich niemals hin kommen.
Im April war die Reise für Juli 2003 ausgeschrieben und ich bezweifelte, 4 Touren à 12 - 14 h Tagesmarsch bewältigen zu können. Doch der Veranstalter beruhigte uns, der schwächste Wanderer sei der Richtwert.

Und so landeten wir in Petropawlowsk-Kamtschatskij, der Hauptstadt der Insel, die nicht in einfacher Weise mit den Anfangsbuchstaben "P-K" wie z. B. Ulan Baator mit "UB" in der Mongolei, abgekürzt wird. Wir waren 9 Frauen und 4 Männer plus 1 Reiseleiter, der Geologe ist.
Eine dicke Nebeldecke lag über der Stadt und den angrenzenden Ebenen, darüber ragten diverse Vulkankegel in den Himmel, so weit man aus dem Flieger blicken konnte.

Wir bestiegen ein Expeditionsfahrzeug, mit blau-schwarzer Tarnfarbe, welches uns 14 Reiseteilnehmer sowie 4 Personen Begleitmannschaft samt Gepäck, Küchenausrüstung plus Zelten aufnehmen sollte. Ich bemerkte, das KFZ sei überladen. Ausserdem bemerkte jemand, dass der Kühler tropfte und auch die Benzinleitung, wie sich später heraus stellte.

Unsere 1. Route führte uns zur Werkstatt, wo wir einen Dichtungsring für den Kühler erstanden.
Und dann in die Wildnis.

In Wien hatte ich mich mit einem möglichem Bärentreffen auseinander gesetzt, Mottenkugeln besorgt (diese wurden in einer weiteren "Universum"-Sendung über Braunbären angepriesen) und hatte mich mit der ev. empfohlenen Mitnahme eines Pfeffersprays beschäftigt - die Vorstellung, einem 2 - 3 m großen Bären dies ins Gesicht zu sprühen und mich sofort in Luft auslösen zu müssen, fand ich nicht sehr realistisch und verzichtete darauf. Was uns jedoch in Wahrheit erwartete, hatte niemand zu träumen gewagt: Millionen von Gelsen als auch Bremsen, die einen von früh morgens bis in die Nacht hinein, beim Essen als auch bei der Toilette, im Dschungel sowie auf den Vulkanrücken quälten. Unsere Haut als auch unsere Kopfhaut (siehe Titel!) waren mit tollen Pusteln und Krusten übersät. Die Tageshauptbeschäftigung war so dann, Autan und ähnliches zu verwenden, halbstündlich (!), sich möglicherweise zusätzlich bedeckt zu halten (bei 25 - 30° C Tagestemperatur nicht gerade erstrebenswert) und individuelle Überlebensstrategien aus zu arbeiten. Ich verwendete meine dichte Regenpellerine als mobiles Toiletten- und Waschzelt und verbuchte dies als Triumph über die extreme Natur.

Am 4. Tag, unserer Reise fuhren wir bergan, in Richtung Tolbatschik-Vulkan. Dieser ist 3.672 m hoch. Die Steigung ließ den Kühler heiß laufen und wir mussten mehrere Male zu Fuß neben dem Fahrzeug wandern. Dies kostete uns 4 Stunden kostbarster Zeit, denn wir hatten immerhin 11 Stunden Zeitverschiebung zu bewältigen, noch dazu eine Klima- und Höhenänderung. Als wir in die Nähe unseres Zeltplatzes in 1.200 m Höhe kamen, hatten wir einen Reifenplatzer. Es war bereits 24 h, kühl, dunkel. Wir saßen auf der kalten Lava, wärmten einander auf einer Rettungsdecke. Wir waren müde. 1 Stunde mindestens mussten wir aus harren. Dann weiter zum Lager. Ich baute mein Zelt auf einer Straße auf, da ich nicht besser sehen konnte ... Daraufhin gab es Abendessen! Um 3.30 h Nachtruhe - um 8 h sollten wir unsere Umgebungstour starten, doch ich weigerte mich, vor 10 h aktiv zu werden. Dies wurde akzeptiert.

5. Tag
6 Stunden sollte unser 1. Spaziergang über Lavagelände dauern; nach 8 Stunden und reif für das Abendlager, erreichten wir einen reissenden Fluss, der beim Start um 11 h ein Bächlein war. Wir konnten nicht zu unserem Lager zurück! Es hieß auf und wieder absteigen zum Fluss, um eine geeignete Stelle zur Querung zu finden. Dann endlich wurde ein Holzbalken von 10 cm Breite von unserem Lagerplatz geholt und über das Flussbett gelegt sowie 3 Seile darüber gespannt; angegurtet und mit hilfreichen Händen vorne und hinten schafften es alle ans andere Ufer. Nach diesem Ereignis schien der ursprüngliche Plan, eine Barfußquerung bei 10 ° C Wassertemperatur und mitschwimmendem Geröll zu wagen, ein Hirngespinst gewesen zu sein.

Resümee: es herrscht heuer ein extrem heißer Sommer, der die Schneeschmelze ausserordentlich voran treibt; würde man am frühen Morgen starten und gegen Mittag zurück sein, könnte man unliebsamen Überraschungen entgehen. Aber dies war eben wegen o. a. Pannen des Expeditionsfahrzeuges nicht möglich ...

7. Tag
Endlich die 1. Vulkanbesteigung!
Tagwache um 3.30 h mit Schweinssuppe ... Abmarsch um 5 h. Jeweils 45 Minuten Gehzeit, 10 Minuten Pause. Bis zum Fuß des Vulkans sind es 5 Stunden. Aber alle schaffen das gemütliche Tempo. 3 Stunden vor dem Anstieg zum Gipfel kam der "Point of Return", an dem man entschied, auf zu steigen oder um zu kehren. Unser Hauptbergführer Gena stieg auf, unser Buschauffeur Dima, auch geprüfter Bergfex, ging retour mit 2 von unserer Gruppe. Die ersten waren um 14 h im Lager, der Rest, der einen riesigen in die Tiefe reichenden Gletscher am Gipfel bewundern konnte, war um 19 h beim Abendessen.

Nach dieser 1. Prüftour für mich und einige andere waren wir erleichtert und zuversichtlich, auch das folgende Programm, die Besteigung 2 weiterer Vulkane, zu schaffen.

Doch dann hatten wir vorerst ganz andere Vorkommnisse zu meistern.

Am 8. Tag kehrten wir von einem Spaziergang im Toten Wald zurück - einem Gebiet, wo ein Ascheregen im Jahr 1975/1976 alles Leben für ein Dutzend Jahre aus gelöscht hatte. Wir erklommen wieder den Weg zu unserem Lager, diesmal am Abend, und mussten wieder pausieren, da der Kühler heiß war. Die Hälfte der Gruppe marschierte 2 Stunden zum Lager, der andere Teil legte sich ins spärliche Gras in der Sonne und wartete 2 Stunden lang, bis Dima Wasser aus einer Quelle für den Kühler geholt hatte ... Wieder war wertvolle Zeit mit Warten verstrichen ...

9. Tag
Wir verlassen unseren 1. schönen Lagerplatz und peilen den Dschungel Richtung Esso, einem kleinen Örtchen, an. Bereits nach 1 Stunde schafft unser Expeditions-Kfz die Steigung bergab nicht; wieder aussteigen, gehen. Dann, im Dschungel zwischen Millionen von Gelsen, stecken wir in einem Schlammloch fest. Aussteigen, schieben; Fällen von Birken mit einer undefinierbaren Axt. Füllen der Schlammspuren; hoffen, dass die eingebaute Seilwinde das Fahrzeug herausziehen kann. Es gibt hier keinen Verkehr, nur eine angedeutete Schneise, kein Handy und keinen Funk. Wir sind auf uns selbst angewiesen. 3 Versuche, dann ist das Auto auf festerem Grund und es kann - ein kleines Stück wahrscheinlich nur - weiter gehen ...

Weiter gehen zu den im Programm angekündigten sehnsüchtig erwarteten Duschen in Esso! Nach 5 Tagen eiskaltem Bachwasser eine Wohltat! Herrlich, 30 Minuten zu duschen, Staub, Lavasand, Autan, Schweiss und Sonnenschutzmittel abzuwaschen sowie die Haare, die langsam zu Dreadlocks verfilzen, sauber zu bekommen! Es begrüßt uns Nikolai (Goldzahn) mit seiner Gattin am Touristenstützpunkt, wo wir unsere Zelte aufschlagen. Um 18 h dann der Run auf die begehrten Duschen. Unsere Dolmetscherin meinte, 3 Duschen wären es, ich erhoffte zumindest 5 Stück für uns 18 Leute ... und was war die Realität? Ein Bad mit Badewanne, Waschbecken und Toilette! ... Aus der Traum vom halbstündigen Duschen; 5 Minuten sind angesagt, dann drängt schon der Nächste nach ... zumindest konnte ich das paarweise Benützen des Badezimmers einführen - einer in der Wanne hinter einem Duschvorhang, der andere beim Becken - Geschlechterzusammenstellung egal.


Anbei die uns vorgelegte Ausrüstungsempfehlung unseres Veranstalters:
Gültiger Reisepass mit russischem Visum
Flugticket
Geld, Reisechecks, Kreditkarte
Versicherungspolizze
Kopien von Reisepass, Visum und Flugticket
Tagesrucksack (ca. 25 - 40 l)
Schlafsack (Nachttemperaturen bis unter 0°C)
Schlafmatte (ev. Therm-a-Rest oder ähnl.)
Bergschuhe mit Vibramsohle - ggf. ein 2. Paar, falls die einen nass oder zerschnitten sind
Leichte Turnschuhe
Gamaschen - nicht übertrieben wegen des feinen Lavastaubs - oder Wanderhose mit Gummizug an den Knöcheln
Teleskopwanderstöcke - auch nicht zu vernachlässigen, sonst oft nur "Rückwärtskommen" am Vulkan möglich!
Wasserdichte Jacke und Überhose (Goretex od. ähnl.)
Fleecejacke
Warme Funktionsunterwäsche (Transtex, Odlo, Craft, o. ähnl.)
Warme Wandersocken
Leichte Bekleidung für warme Tage - für Temperaturen ab 25°C und weit darüber!
Handschuhe (nicht aus Leder)
Mütze
Gletscherbrille - da oft Schneefelder auf Vulkanen überquert werden
Sonnencreme mit hohem LSF - nicht zu wenig!
Mückenmittel (Autan od. ähnl.)
Ev. Moskitonetz fürs Gesicht - noch nie gesehen!
Thermosflasche 1 l - auf jeden Fall Wasserflaschen mit insgesamt 2 l Fassungsvermögen
Badebekleidung
Taschenlampe (ev. Stirnlampe)
Ev. Reisewecker
Ev. Notizblock und Schreibzeug
Wenn vorhanden: Reiseführer, Landkarte
Fotoapparat oder Filmkamera, genügend Filme ?
Papiertaschentücher
Blasenpflaster
Persönl. Apotheke (?)

Zusätzl. empfiehlt sich:
Pfefferspray (gegen Bären)
Plastikpacksäcke für Rucksack (Wasser- und Staubschutz)
Seiden- oder Baumwoll-Innenschlafsack
Wanderhose aus schnell trocknendem Strechmaterial
Fernglas

Da ich ein Moskitonetz fürs Gesicht nicht besaß, ebenso keine Gamaschen, fuhr ich ohne diese los. Zum Glück konnte ich den Vorteil einer Gruppenreise nützen und mir ein Moskitonetz ausborgen (welches zumindest teilweise Schutz bietet, da die Gelsen in die Ohren, wo das Netz anliegt, sehr wohl stechen) sowie Mini-Gamaschen, die mir ausreichende Dienste leisteten.

Mit der o. a. Ausstattung ist die Basis für einen Kamtschatka-Aufenthalt geschaffen. Aus persönlicher Erfahrung empfehle ich allerdings, noch folgende Artikel ins Gepäck auf zu nehmen:

Großes Moskitonetz - für eventuelle Wartezeiten in freier Natur ...
Kettensäge (mit Akku, um im Dschungel eine Schneise für das KFZ zu schlagen)
Schuhe mit Eisensohlen (halten messerscharfer Lava stand)
3 l (!) Autan
Insektenschutzmittel anderer Marke, falls Autan nicht anspricht
Pellerine, bodenlang (für persönliche Toilette)
Plastikschuhe (zur Durchquerung von Furten im Dschungel)
Gasmaske (beim Aufsteigen auf Schwefel ausstossende Vulkane)
...


Und weiter geht die Reise.
Nachdem unsere Dolmetscherin Dascha eine Gehirnerschütterung davon trug, weil sie an eines der übermächtigen Heizungsrohre im Gelände stieß, mussten eine Teilnehmerin und ich kurzfristig die Übersetzung im Museum übernehmen. Nach 15 Minuten anstrengender Kopfarbeit erscheint plötzlich Katharina, eine Bayerin namens Katharina Gernet, welche in Esso das Ernährungsprojekt des deutschen Vereins "Itenmen e. V." leitet. Sie übersetzt hochinteressante Details aus dem Leben der Evenen, 1,5 Stunden lang und ein Evene führt durch die ausgesuchten Sammelstücke. Katharina erhält Spenden als Dankeschön und der Fall ist erledigt. 1 Tag ist Dascha ausser Gefecht, dann geht's munter weiter.

Weiters trägt ein Reisekollege ein Cut am Hinterkopf davon, da das hinter ihm liegende Gepäck nicht ordnungsgemäß vertäut ist - zum Glück ist die Wunde nur oberflächlich, sonst wären chirurgische Maßnahmen erforderlich gewesen - z. B. mit Nadel und Faden (?) nähen ...

Nachdem wir also nach diesen Vorkommnissen auf dem Weg zum Avatschinskiy Vulkan auch noch die 5. Reifenpanne erleben durften, wir keinen Schlauch mehr hatten (an den Ersatzreifen denken wir schon nicht mehr), beschließen wir einstimmig als Gruppe Autostopp zu fahren!

Wir ergreifen binnen 3 Minuten unser Handgepäck, stellen uns auf die staubige Landstraße - links und rechts nur Gebüsch mit mörderischem Getier - und werden nach 2 Minuten von einem Militärtruck alle zusammen mitgenommen! Hurra! Vorerst zum nächst gelegenen Ort in 50 km Entfernung, wo der Reifenwechsel an unserem eigenen Fahrzeug vonstatten gehen soll. Aber der Fahrer hat eigentlich die Strecke nach Malki vor sich, der Ort, den wir heute Abend erreichen sollten (es ist 17 h). also zähes Verhandeln. Ich betone, dass wir natürlich bezahlen für die Strecke; 5 Minuten palavern, Augen rollen, warten, still sitzen - und dann: okay! Der Fahrer nimmt das Risiko auf sich, von einer Miliz gestoppt und gefilzt zu werden.

Wir fahren 500 m - und die Miliz stoppt uns. Türe öffnen, wieder still sitzen, wie in einem Viehtransport komme ich mir vor - ein kurzer Blick in unsere starren Gesichter, die Tür wird wieder geschlossen und weiter geht's 300 km lang. Der Truck packt locker 120 km/h und so sind wir um ca. 20 h in der Umgegend von Malki, wo wir in 1-stündigem Marsch unsere "Banja", das heutige Quartier, in der Fischzuchtstation für Lachse, aufsuchen.

Es gibt 2 Duschen ohne Vorraum plus ein 9 m2 großes Planschbecken, weiters im Gelände unsere Gelsenfreunde und keine Jacken, Decken, Zelte ... An diesem Abend fühlte ich mich sehr desperat. Nach unserer Rechnung konnte Dima mit unserem KFZ mit repariertem Reifen und geringer Geschwindigkeit erst um 2 h nachts hier ankommen - aber was bis dahin?

Einige überlegen nicht lange und springen mit einer Flasche Wodka ins nicht eindeutig reine Badebecken; der Rest schwirrt um die Duschen herum; halb nackt, nur die Hand vorm Geschlechtsteil (Vorteil der Männer, da eine Hand fürs Handtuch frei bleibt) oder ganz nackt - alles ist erlaubt. Wir sind mittlerweilen schon sehr intim ...

Dascha zaubert von irgendwo her Wurst, Käse und Brot und erwirkt ein Teekochen in der Küche der Fischzucht bis Mitternacht.
Ich sehe mich schon im feuchten Gras kauern und frieren ...
22.30 h, 23.00 h, 23.15 h, 23.30, 23.45 h - die Tür geht auf und herein schaut Gena, unser Guide! Die meisten fragen sich, wie das möglich sei ... Hauptsache die Zelte sind da und wir können aufbauen - ohne Licht, versteht sich.

Am nächsten Morgen verweigert ein Teilnehmer nun, in das alte KFZ wieder einzusteigen. Wir sind am Punkt angelangt, an dem die Organisatoren erkennen, dass unser Geduldspotential am Ende ist. Es komme ein neues Fahrzeug, aber erst am Avatschinskij Vulkan, vorher ist ein Umtauschen unmöglich. Es erfolgt eine Abstimmung vom Reiseleiter, der uns vorher erklärte, dass der Vorschlag von Tourführer Gena das einzig möglich Machbare ist ... die Abstimmung geht 12:2 aus ...

Im Dschungel stecken wir abermals fest, diesmal in einer 50 cm tiefen Furt. KFZ entlasten, durch 10°C kaltes Wasser waten, Seilwinde aktivieren, hoffen, dass das Fahrzeug nicht kippt ... Wieder einmal geschafft!

Dann nähern wir uns dem Vulkan und somit auch den Grenzen unseres KFZ ... Aussteigen, wandern, Kühler kühlen lassen, ... Ca. 2 Stunden sind wir über Schneefelder mit FlipFlops unterwegs, da ja nur ein kurzes Aussteigen ohne Handgepäck etc. geplant war ... dann zelten wir auf ca. 900 m Höhe unter herrlicher Kulisse um ca. 18 h. Um diese Uhrzeit erscheint die Sonne, welche tagsüber oberhalb der Nebeldecke zu finden ist und bleibt bis ca. 23.30 h bei uns.

Am darauf folgenden Nachmittag erklärt mir Sergej, unser Koch, dass er heute Abend nach P-K fährt, um dort einen anderen Job anzunehmen. Nach den vielen erlebten wundersamen Vorkommnissen frage ich nicht einmal nach, wer denn dann für uns kocht.

Unser Reiseleiter klärt dies um 20 h - Irina, welche aus den 500 m unter unserem Lager liegenden Containern stammt, werde für 1 Tag kochen, dann führen wir sowieso weiter ... Sache erledigt (die Container sind Überreste eines Trainingslagers für ehemalige sowjetische Schifahrer).

14. Tag
Der Aufstieg auf den Avatscha mit 2.741 m Höhe beginnt mit dem Frühstück um 5.00 h und einem Wecken um 5.05 h ... Ein guter entspannter Anfang für einen 10-stündigen Tag ...
Die letzten 100 m vor dem Gipfel gehen wir effektiv 2 Schritte bergan und 3 Schritte bergab ... es gibt zwar ein permantentes Tau, welches aber die Schwierigkeit nicht wegnimmt. Oben Schwefel, herrliche Ausssicht und Relaxen - einer schläft gleich ein.

Und dann wartet Irina mit dem Abendessen: French Toast, Fleisch mit Pürree und Salat, feinst angerichtet und Streuselkuchen ... man kann noch nachholen ... uns gehen die Augen über und die Mägen auf ... ein Festmahl!
Einhellige Meinung - die geben wir nicht mehr her!
Nach einigen ungläubigen Blicken ihrerseits willigt Irina ein, uns weiter zu begleiten und zu verwöhnen!

Mittlerweilen ist das neue Fahrzeug auch angekommen sowie der schon immer vorhandene eigene Jeep von Gena (- - -). Es sieht "gut" aus, robust und in den Jeep verladen wir einen Teil des Gepäcks.

Vorbei die Zeit des Wartens, des Schlendrians, des Zeit Vergeudens, hurtig geht's dahin!

Am Fusse des Mutnovskij Vulkans, unserer letzten wandermäßigen Herausforderung haben wir das einzige Mal Regen, hauptsächlich über Nacht. Wir erleben, welche Gnade es war, immer in Sonnenschein gebadet worden zu sein! Weiters sind wir unter der Nebeldecke, jedoch in einer üppigen Blumenwiese untergebracht. Das Gras erweist sich als so dicht, dass ich einmal in der Toilette die Grube "freitreten" musste ...

Hier an diesem Platz haben wir Zeit zum Faulenzen! 2 Nachmittage von 15 - 19 h für uns! Irina verwöhnt uns, es gibt Essen um 16 h nach einem Thermalbadbesuch (1 h Fußmarsch) und wieder Essen um 19 h ...
Die Körper, die sich auf Sparen eingestellt haben, werden jetzt überhäuft mit Angeboten ...
Fazit: eine Gewichtszunahme deshalb, aber auch durch die vermehrte Freizeit, mehr Schlafen, Lesen ...!

18. Tag
Zurück in Petropavlosk-Kamtschatskiy waren wir nicht mehr Einzelreisende, die gemeinsam Kamtschatka erkundeten, sondern wir waren eins geworden - wir hatten alles geteilt, hatten einander unterstützt und hatten uns so unsere Urlaubslaune und Alltagsfreuden nicht verderben lassen.

Es hätte allerdings noch eine kleine Steigerung geben können - welche unser Reiseleiter auf Grund der guten russischen seismischen Überwachungen ja ausschloss: Mag. Lisa Singer, eine österreichische Kamtschatka-Expertin, welche unser Programm zusammengestellt hatte, schreibt in ihrem Kommentar zum Ablauf unserer Reise wie folgt, "...Ich habe jedoch auf jeder Reise positive Überraschungen erlebt, ..., einen unerwarteten Vulkanausbruch, ...".

Susanne Wallner


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