Re: Re: Re: Re: armut hat konjunktur
Lieber Manfred Bauer!Lieber Christian!
Dein erhobener Zeigefinger nervt ein wenig: Natürlich ist der Befund nicht „neu“, die Studie illustriert jedoch das ungebremste Wachstum von Armut und Armutsgefährdung hierzulande, sie zeigt aber auch, dass erstmals nach sieben Jahren endlich ein Entscheidungsträger mit Regierungsverantwortung diesen Trend UMKEHREN will.
Ich will ja dem Buchinger nicht den guten Willen absprechen. Nur sollte dieser Wille gesellschaftspolitisch wirksam werden, müsste Buchinger erst das opportunistische Machtkalkül der SP-Führung ausbremsen, das ihm gebietet, solange Molterer dagegen ist, kann es wegen Regierungsinteressen nicht sein.
Und wenn du in der Nacht der SPÖ schon Licht am Horizont siehst, gratuliere ich dir zu deiner Sehkraft. Ich habe in den letzten Wochen verfolgt, wie ihnen Peter Pilz durch großartige Ausschussarbeit den Rücktritt vom EF-Kaufvertrag auf dem Silbertablett serviert hat. Ich habe auch zur Kenntnis genommen, wie sie sich gegen dieses Geschenk gewehrt haben (allein wegen Rapid???) und sich immer mehr gegen den Ausschuss gestellt haben.
Manfred, ich kann dein Bemühen um eine positive Sicht auf deine Partei gut nachvollziehen. aber verlange nicht von mir, dass ich diese Sicht teile. Und gestatte mir, dass ich nerve. Das ist mein Auftrag.
Naja, wenn also Dein Auftrag lautet, zu nerven, so nerve frohgemut weiter.... Im Ernst: Ich versuche, keine "positive", vielmehr eine REALISTISCHE Sicht auf "meine" Partei zu finden; ein Unterfangen, das zuweilen sehr schmerzhaft ist. Aber es impliziert auch, den Blick nicht vor den Veränderungspotentialen (den alten und den neuen) einer SPÖ zu verschließen. Ich verlange keineswegs, dass Du meine Sicht auf Politik teilst (kannst Du das umgekehrt auch von Dir behaupten?), ich hätte mich bloss drüber gefreut, wenn Du auf meinen Versuch, einmal mehr einen Debattenbeitrag auf puon über das Grundeinkommen zu initiieren, ernsthaft eingegangen wärst und ihn nicht zu einem Rundumschlag auf die SPÖ genützt hättest. Weißt Du, Christian, zu glauben, dass nur eine Seite Recht hat, ist auch eine Form von Paranoia.
Eine realistische Sicht auf deine Partei (SPÖ) zu finden bedeutet für mich, dass sie das kleinere Übel sind.
Ein ÜBEL sind sie trotzdem!
Weit von ihren sozialistischen Wurzeln entfernt. Von sozialistischer Partei, die noch für einen Sozialismus stand, unfunktioniert in eine sozialdemokratische Partei die für einen Liberalismus steht.
Nicht unwesentlich daran beteiligt waren und sind, dass in Österreich so viele Menschen in Armut leben oder armutsgefährdet sind.
Heute findest du mit einem durchschnittlichen Einkommen kein Auskommen mehr. Der Verlust des Arbeitsplatzes ist heute bereits ein Abgleiten in die Armut (keine Gefährdung mehr)!
Nur über ein Grundeinkommen bzw. eine Grundsicherung zu diskutieren, dass sich wenn überhaupt nur am Durchschnittseinkommen orientieren kann, streut tatsächlich nur Sand in die Augen, wenn dazu nicht Begleitmaßnahmen erfolgen, die Leben und Wohnen wieder leistbar machen. Senkung der Mietkosten, Abschaffung der Mehrwertsteuer auf Miete, Strom/Gas etc.
Darüber sollte viel mehr diskutiert und noch besser endlich auch gehandelt werden.