Purkersdorf Forum Archiv 2001
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Karl Berger sagt am 08.06.2001 13:03 h zu Michael Huber:Erster Beitrag

Re: Inhalte verseuchen Köpfe


Lieber Michael, das ist tatsächlich ein Mißverständnis, diesmal deinerseits.
Mir geht es überhaupt nicht darum, irgend etwas negativ darzustellen. Um nicht den Eindruck zu erwecken, ich hätte eine besondere Aversion gegen eine bestimmte Partei, habe ich extra darauf verzichtet zu schreiben, wer dieses – für mich anstössige – Zitat geschrieben hat.
Was mich vielmehr irritiert hat, war, dass niemand darauf reagiert hat. Selbstverständlich finde ich, dass beispielsweise Kinderpornografie eine widerliche Sache ist. Aber: wenn Kinderpornos, Nazipropaganda u.ä. mit der Post verschickt werden, wird man vermutlich nicht daraus folgern, Briefe und Pakete gehörten kontrolliert.
Auch wenn ich nicht der Illusion anhänge, das Internet sei ein besonderer Hort der Freiheit (eher ein Überwachungsinstrument), sollten wir vorsichtig sein, welche Gedankenketten wir gerne bereit sind zu übernehmen, z.B.:
Drogenkriminalität - Mafia - wirksame Verbrechensbekämpfung - Zustimmung zu polizeistaatlichen Methoden. Oder eben: Internet - Kinderpornos, Nazipropaganda - Schutz – Verbot und Überwachung.
Also, das Problem ist für mich: Das Internet kann (und wird) zur Überwachung genutzt werden. Wenn man obige Gedankenketten entsprechend transportiert, stimmen die BürgerInnen der Kontrolle freudig zu, statt sich dagegen zu wehren.
Der Satz
denn die Inhalte bleiben ja nicht im "virtuellen Raum" sondern dringen in den Kopf der BenutzerInnen ein und "verseuchen" deren Denken

treibt das noch weiter. Auch wenn es anders gemeint sein mag, wird hier unterstellt, dass sich erwachsene Menschen nicht selbst eine Meinung bilden könnten, ja hilflos einer Manipulation durch „böse" Internet- Inhalten ausgeliefert seien. Diese Haltung hat in der Linken leider Tradition, mußten doch die hilflosen Massen schon anno 68 vor dem schrecklichen Konsumterror gerettet werden, und die Menschen im „realen Sozialismus“ wurden sehr umfassend vor „verseuchenden Gedanken“ geschützt.
Aus all dem bin ich nicht der Meinung, dass obiges persönlich ausgesprochen gehört, sondern vielmehr ein Thema ist, das im Internet genau richtig platziert ist.
Liebe Grüße Karl

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