Purkersdorf Forum Archiv 2006
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bauer manfred ? sagt am 14.02.2006 17:46 zu Schlagitweit:Erster Beitrag

Re: Ein kleiner Erfolg der Friedensbewegung


>.
Widerstand und Protest kann schon was bewirken.

Ein Debattenbeitrag:
Wir erleben seit Jahren schon das Ende der Aufklärung - die Ideolgie des Neoliberalismus hat die Ideen und Anschauungen der Aufklärung in ihr Gegenteil verkehrt. Der "Zeitgeist" propagierte schon vor 20 Jahren das "Ende aller Ideologien" - eine scheinbar bequeme Formel, sich von kritischer Gedankenarbeit zu verabschieden. Tatsächlich wurde damit das ideelle Vakuum erzeugt, das dann von neoliberalen Nebeln (weniger Staat, mehr privat und ähnliche Haltlosigkeiten) gefüllt werden konnte - und die Debatte um die "Euroatombombe" ist nur ein Beispiel von vielen, was im Schutze dieser Nebel an Irrationalem möglich ist, das angeblich rational daherkommt und von vielen Menschen bedauerlicher Weise auch so empfunden wird. Selbstverständlich fand und findet der Neoliberalismus breite Unterstützung von privatwirtschaftlichen Medien sowie von den aus dem Mehrwert dotierten Denkfabriken (solche gibts auch im Verteidigungsministerium) und allerlei karrierefördernden Seilschaften. Die neoliberale Bewusstseins-Konterrevolution ist aber auch auf die langjährige Kapitulation der Linken in den intellektuellen Diskursen zurückzuführen - als Sozialist nehme ich hier gerade die sozialistischen Parteien Europas nicht aus. Bei ihnen bahnten die "goldenen Nachkriegsjahre" dem ideologiefernen Karrierismus den so genannten "Dritten Weg", und die von den Medien inszenierte Personalisierung der Politik verdrängte mehr und mehr die programmatischen Inhalte als auch die Prinzipien- und Ideentreue (und nichts anderes ist die Ideologie). Die Irrlehre des Neoliberalismus ist tief in die Reihen der österreichischen, ja der europäischen Arbeiterbewegung eingedrungen - sie wurde erst spät als bewußtes politisches Projekt des Kapitals, der Konzerne, der Reichen, Mächtigen und Schönen und: des Militärs entlarvt. Und es waren und sind die Biotope der Zivilgesellschaft (im konkreten Fall die Friedenswerkstatt), die dem politischen Projekt des Neoliberalismus in Form von Protest, Widerstand und aufgenommenem theoretischen Diskurs Paroli geboten haben. Ihre Praxis und ihre Erfahrungen könnten/müssten das Fundament bilden, auf dem sich die praktische und theoretische Politik fortschrittlicher und demokratischer Parteien (und dazu zählt auch die SPÖ) sowie der Gewerkschaften (die sind bereits einen Schritt voraus) neu formieren und weiter entwickeln kann. Gefährlicher und vom Mainstream unhinterfragter Verbalschrott wie der vom atomaren Präventionsschlag wird erst dann ad absurdum geführt, wenn sich gerade der Mainstream das Bewusstsein von der Irrationalität der bestehenden - der HERRschenden - Zustände (wieder) aneignet.

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