die kirschen in nachbars garten…
möglicherweise ist das problem doch vielschichtiger.
1. das gehäufte auftreten von villenbestzerInnen und JaguarfahrerInnen in wien umgebung kann ja nicht darüber hinwegtäuschen, dass auch in wien umgebung überwiegend menschen leben, deren einkommen durchschnittlich ist. und das ist in österreich ein brutto-jahreseinkommen von 22.812 euro (bei einem brutto- jahreseinkommen von mehr als 35.200 euro zählt man bereits zu den wohlhabendsten 10%). davon gehen sozialversicherung und steuer ab. außerdem miete (durchschnittsmieten der angebotenen wohnungen 9,5 Euro pro monat und quadratmeter). daraus geht doch klar hervor, dass nicht nur für die wachsende zahl der arbeitslosengeld-, notstands- und sozialhilfebezieher sondern auch schon für durchschnittseinkommen ein paar euro mehr oder weniger beim täglichen einkauf KEINE vernachläßigbare größe darstellen!
2. prinzipiell erscheint mir die unterscheidung, ob durch meinen einkauf lehrstellen und arbeitsplätze in österreich oder einem anderen land geschaffen werden, fragwürdig bis chauvinistisch. die entscheidenden fragen dabei sind doch: gibts kostenwahrheit beim transport? in der regel wohl eher nein. ist die verlagerung der arbeitsplätze ein mittel um die einkommensverteilung sowohl global als auch zwischen den sozialen schichten gerechter zu gestalten? in der regel eher im gegenteil.
3. daher sind appelle an jene, die es sich leisten können fairtrade-produkte (wegen der ökonomischen gerechtigkeit) bzw. bioprodukte (wegen der ökologie und weils sowieso xünder ist) zu kaufen sicher sinnvoll. aber man sollte jenen vielen, die in angespannteren ökonomischen verhältnissen leben, nicht auch noch ihr türkisches oder spanisches obst vermiesen.
4. politisch wichtig scheint mir zu sein, sich für kostenwahrheit beim transport, gerechteren welthandel und schrittweiser angleichung der sozialen standards und löhne zumindest im eu-rahmen (und zwar nach oben) einzusetzen.