Purkersdorf Forum Archiv 2003
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Karl Berger ® sagt am 07.02.2003 00:01 zu Karl Berger ®:Erster Beitrag

aber natürlich andererseits


da mir niemand die aufmerksamkeit zuteil werden läßt, mir zu widersprechen, muss ich es wohl selbst tun. bedenken sollte man doch: wenn 5.500 wähler direkt von der fp zur kp wechseln konnten, dann wurde es ihnen doch relativ leicht gemacht. die fp hat gegen die abfangjäger gegen die eu und gegen die bonzenprivilegien gewettert. fp-wählerInnen denen diese themen wichtig sind, und denen ausländerfeindlichkeit kein überragendes anliegen ist, sind bei der kp-steiermark ganz gut aufgehoben. zum unterschied zur fp-führung nehmen die kommunisten das sogar ernst. ich finde es natürlich richtig, gegen abfangjäger zu sein. für oder gegen die eu gibt es gewiss eine menge gute gründe. aber dass eine konsequente anti-eu-haltung spezifisch links oder gar marxistisch sein soll, kann ich nicht nachvollziehen. schon im kommunistischen manifest heißt es: »die arbeiter haben kein vaterland. (…) die nationalen absonderungen und gegensätze der völker verschwinden mehr und mehr schon in der entwicklung der bourgeoisie …« und »die bourgeoisie hat zum großen bedauern der reaktionäre den nationalen boden der industrie unter den füßen weggezogen. (…) an die stelle der alten lokalen und nationalen selbstgenügsamkeiten und abgeschlossenheite tritt ein allseitiger verkehr, eine allseitige abhängigkeit der nationen voneinander. (…) die notwendige folge hiervon war die politische zentralisation. gesetze, regierungen und zölle wurden zusammengedrängt …« usw nirgends ein wort davon, dass es aufgabe der kommunisten wäre diesen zentralisationsprozess aufzuhalten oder zu behindern, wo er doch die vorraussetzungen für die klassenlose gesellschaft erst schafft. das kapital revolutioniert die gesellschaftlichen rahmenbedingungen ständig um sie der entwicklung der produktivkräfte anzupassen und das zurückdrängen zu wollen ist nicht fortschrittlich sondern tendenziell reaktionär.
ebenso widersprüchlich empfinde ich die agitation mit den »politikerprivilegien«. im grunde wird hier mit neid operiert. zu sagen: politiker bekommen eine menge kohle um für die herrschenden den laden zu schmeissen« stimmt zwar, greift aber zu kurz. wenn wir nicht bezahlte berufsrevolutionäre sind, tanzen wir schließlich alle nach der musik der herrschenden, und solange es ein durchdifferenzierte entlohnungssystem gibt, empfinde ich politikerInnen aller ebenen vergleichsweise nicht überbezahlt. dass linke ausgerechnet in diesem bereich immer einen vorgriff auf eine egalitäre gesellschaft versuchen, bringt bestenfalls wählerstimmen, sonst aber nix. so bleibt kalteneggers sozialfond zwar sympathisch aber eigentlich würde man sich von einem wohnungsstadtrat wünschen, dass er die missstände in seinem bereich politisch löst und nicht karitativ. und die haltung, politische tätigkeit möglichst umsonst zu leisten, also als hobby für die, die zeit haben und auf geld nicht angewiesen sind (überspitzt formuliert) erscheint mir auch nicht gerade als linke grundweisheit.

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