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Bei den Bundesforsten drohen Streiks

Der Standard, 2003-05-10

400 bis 1200 Jobs wackeln - Die Förster stellen nun "den Baum auf"

Da bei der Österreichischen Bundesforste AG (ÖBf AG) 400 von 1200 Jobs wackeln, will nun die Belegschaftsvertretung des traditionell konservativen, ÖVP-dominierten größten Waldbetriebes Österreichs scharf schießen. Im Gespräch mit dem STANDARD kündigt Wolfgang Holzer, leitender Forsttechniker und Zentralbetriebsrat, spektakuläre Streikaktionen für Juni an, wenn der Vorstand nicht bei einem Gespräch Mitte nächster Woche einlenkt. Geplant sind etwa massive Protestaktionen mit Holztrucks vor dem Landwirtschaftsministerium.

In der sich zuspitzenden Auseinandersetzung geht es primär um den Jobkahlschlag, wodurch sich der ÖBf-Vorstand jährlich rund neun Millionen Euro Personalkosten ersparen will. Anstelle von 25 Forstbetrieben - in denen 15 Prozent der gesamten Waldfläche Österreichs bewirtschaftet werden - würde es künftig nur mehr "fünf oder zehn" Betriebe geben. Ein Förster hätte dann in Zukunft, so Holzer, "nicht mehr durchschnittlich 3.500, sondern 10.000 Hektar, also eine Fläche etwa so groß wie die Hälfte der Bundesforste-Flächen im Wienerwald, zu betreuen". Eine verantwortungsvolle Raumnutzung wäre dann nicht mehr garantiert.

Der Arbeitnehmervertreter kritisiert außerdem vehement, dass, nach dem Konzept des ÖBf-Vorstands, der Personalabbau in den Bereichen besonders schlagend würde, wo die Bundesforste ihre - im ÖBF- Gesetz festgeschriebenen - gesellschaftspolitischen Verpflichtungen zu erfüllen haben; also etwa bei der Schutzwaldpflege und im Naturschutzbereich, die zwar wichtig aber bei weitem nicht so lukrativ wie die Waldnutzung sind. Beide Aufgabenbereiche und die geplante Erschließung neuer Geschäftsfelder sei mit 30 Prozent weniger Leuten nicht ordentlich zu bewältigen. "Sanfte Personaleinsparungen" kann man sich deshalb höchstens im Verwaltungsbereich vorstellen, obwohl es, so Holzer, keine wirtschaftliche Notwendigkeit für einen Jobabbau gebe. Die ÖBf AG hat 2002 höchst erfolgreich einen Gewinn von 22,7 Mio. Euro (EGT) erwirtschaftet. Bei gleich bleibendem Personalstand und einem Anspringen der neuen Geschäftsfelder würde das EGT - nach einer Vorstandsberechnung - bis 2010 auf 34,2 Mio. Euro steigen. Mit 400 Leuten weniger wären es freilich 45,2 Mio. Euro.

Auf jeden Fall muss man weiterhin die Begehrlichkeiten von Finanzminister Karl-Heinz Grasser fürchten. 2002 wurden 72,6 Mio. Euro abgeliefert, heuer will Grasser zwar nur 7,5 Mio. Euro, 2004 jedoch bereits wieder 47,5 Mio. Euro Sonderdividende ernten. Dafür, so Holzer, müssten dann "die Filetstücke des Betriebes", also große Eigenjagden, an Private verkauft werden.

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Presseaussendung der SPÖ Niederösterreich

Ausverkauf von Wald und Boden muss gestoppt werden

"Die seitens der Bundesregierung betriebene substantielle und organisatorische Ausdünnung der Österreichischen Bundesforste schwächt nicht nur das Unternehmen selbst, sondern ist auch eine Gefahr für den Schutz und die Bewahrung unserer Wälder sowie deren wirtschaftliche und ökologisch nachhaltige Nutzung", kritisiert der Landwirtschaftssprecher der NÖ Sozialdemokraten, LAbg. Mag. Günter Leichtfried, die seitens der Bundesregierung geplanten Maßnahmen. So sollen von den derzeit rd. 1.300 Beschäftigten der ÖBf rund 25 % oder 400 MitarbeiterInnen abgebaut werden. Statt 25 Forstbetrieben sollen in Zukunft nur mehr fünf bis zehn Betriebe bestehen bleiben, statt 150 Revierleitern nur mehr 100. "Dabei wurde durch das Bundesforstegesetz 1997 bereits von 250 Reviere auf 150 reduziert, die Betriebsleistung damit um zwölf Prozent auf 175 Mio. Euro gesteigert", sieht Leichtfried notwendige Strukturmaßnahmen bereits in der Vergangenheit gesetzt.

Nun muss sich die Bevölkerung ernsthaft Sorgen um die "Zukunft ihres Waldes" machen. Seitens des Finanzministeriums wurde den Österreichischen Bundesforsten vorgeschrieben, Wald und Boden im Wert von 140 Mio. Euro zu verkaufen. Weitere riesige und vor allem attraktive Waldgebiete drohen damit aus öffentlichem Eigentum in private Hände zu gelangen. Damit einher geht wohl, wie viele Fälle in der Vergangenheit gezeigt haben, eine Verschlechterung des Zugangs für erholungssuchende Menschen und Wanderer. Die wirtschaftlichen Renditen wandern damit nicht mehr ins Budget, sondern auf private Konten - und das für immer. "Die NÖ Sozialdemokraten stellen sich ganz klar gegen diese Fortsetzung des Ausverkaufs und gegen die unternehmerische Zerschlagung der ÖBf. Es darf zu keinem weiteren Abbau von Arbeitsplätzen kommen, die bewährte Unternehmensstruktur der ÖBf muss erhalten bleiben. Die Betreuung und die Erhaltung unserer Wälder, wo die ÖBf wertvolle Arbeit leisten, muss nicht nur aus ökologischen und Klimaschutzinteressen weiterhin gewährleistet sein. Ein weiterer Ausverkauf unserer Wälder und damit unserer wertvollen Trinkwasserreserven ist strikt zu unterlassen", so Leichtfried abschließend.

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Presseaussendung der SPÖ Oberösterreich

Klubobmann Frais befürchtet Vorbereitungen für Ausverkauf der Bundesforste

Die geplanten, euphemistisch "Rationalisierungen" genannten Vorhaben im Bereich der Bundesforste lassen für SP-Klubobmann Frais einen vorbereitenden Schritt in Richtung eines weiteren Ausverkaufs von österreichischem Eigentum befürchten. Die sozialdemokratische Fraktion wird deshalb im nächsten Landtag einen Antrag einbringen, welcher sich gegen diese Bestrebungen richtet: "Der immense Grundbesitz der Bundesforste ist ein wesentlicher Teil der österreichischen Identität. Unser Antrag trägt dem in dreierlei Weise Rechnung. Erstens sollen gesetzlich nach wie vor unsichere Eigentumsfragen geklärt werden. Zweitens wollen wir einen Ausverkauf an private Interessenten - vermutlich vor allem für Eigenjagden - verhindern. Drittens schließlich möchten wir die Forstverwaltungen im bisherigen Ausmaß erhalten und damit auch gegen eine weitere wesentliche Ausdünnung des ländlichen Raumes vorgehen."

Die auf dem sogenannten Übergangsgesetz 1920 beruhende Eigentumsregelung der Bundesforste harre nach wie vor ihrer endgültigen gesetzlichen Klarstellung. Frais: "Es geht für Oberösterreich jetzt primär darum, dass die Bundesforste-Substanz in unserem Bundesland nicht reduziert oder in ihrem Wert geschmälert wird. Hier ist Landeshauptmann Pühringer gefordert, eine endgültige gesetzliche Regelung der Eigentumsfrage herbei zu führen und auf diese Weise - durch neue Rechtssicherheit - die Interessen unseres Bundeslandes zu wahren."

Außerdem sei - so der sozialdemokratische Klubobmann - der Verdacht nicht aus dem Weg geräumt, dass die Bundesforste nunmehr daran gehen wollen oder sollen, sich auf einige wenige Kerngebiete forstwirtschaftlicher Nutzung zurück zu ziehen. "Der große Rest - vor allem an dislozierteren Flächen - wird dann höchstwahrscheinlich verkauft und somit vor allem für Privatjagden zur Verfügung stehen."

Die Sicherung der Forstverwaltungen in ihrem bisherigen Ausmaß müsse vor allem auch unter dem Gesichtspunkt der Erhaltung qualifizierter Arbeitsplätze in wirtschaftlich sensiblen Gebieten gesehen werden. "Diese Gegenden sind traditionell mit der Forstwirtschaft verbunden und von ihr abhängig. Solche durch Jahrhunderte gewachsene Strukturen mit einem Federstrich privaten Interessen auszuliefern, kommt einer weiteren katastrophalen Schwächung des ländlichen Raumes gleich, wie sie die gegenwärtige Bundesregierung auch in anderen Bereichen betreibt," ergänzt Frais.

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Der Standard, 2003-05-14

"Kosmetik"

Für SPÖ-Agrarsprecher Heinz Gradwohl sind die von Pröll angekündigten Einsparungen im Agrarbereich nur Kosmetik und liefen in die falsche Richtung. "Eingespart wird in innovativen und jobschaffenden Bereichen, beispielsweise bei Lawinen- oder Wildbachverbauungen". Besonders hart wirke sich der Rotstift bei den Bundesförstern aus. Der angekündigte Personalabbau bei den österreichischen Bundesforsten (ÖBf) stehe wohl in Zusammenhang mit einer Sonderdividende für 2003 und 2004, zusammen 77 Mio. Euro. Anstelle der gekündigten Bundesförster kämen nun rumänische Erntehelfer zum Einsatz, schildert Gradwohl einen Lokalaugenschein.

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