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Turkmenistan


Eine Reise an der Seidenstraße

Ashgabat

Turkmenistan

Und sie fuhren durch die weiße Stadt.
Durch die Stadt, in der kein Staub zu liegen schien.
Welche Staatspräsident Gurbanguly Berdimuhamedow anlegen ließ.
Mit breiten Straßen, gesäumt von grünen Bäumen.
An deren Rändern Studentinnen mit schwarzen geflochtenen Zöpfen und Studenten mit Anzügen auf Sammeltaxis warteten.

In deren bis zu 20-stöckigen Gebäuden aus Marmor niemand wohnte. Diese gehörten den ausländischen Firmen mit ihren Büros.
Am Abend, wenn der Präsident nach Hause fuhr, wurde seine Route abgesperrt, der spärliche Verkehr großräumig umgeleitet.

Durch 1.000 Lichter beleuchtet erstrahlten die Gebäude dann. Auf den Hügeln wechselten sich die Farben des Standesamtes und des Burj-Al-Arab- Nachbaus ab. Grün-Blau-Orange-Rot. Und wieder: Grün-Blau-Orange-Rot.

Die Architektur ist bezeichnend. Ein großes Buch ist die Bibliothek. Ein Prunkbau das Teppichmuseum. Ein großer Zahn im grünen Rasen die Zahnklinik.

Turkmenistan

Sie fuhren durch eine Wüstenstadt, welche man an als solche nicht erkannte. Die Baumalleen tranken Grundwasser, die Wasserspiele der unzähligen Brunnen wurden vom Amurdarja, geleitet durch den Karakumkanal, breit angelegt, gespeist.

Nur Grün und Weiß sollte im Stadtensemble zu sehen sein, auch die Autos farblich angepasst.

Von einer der großes Moscheen prangte des Präsidenten Konterfei: die traditionelle Telpek auf dem Kopf, die Hände zum Gebet gefaltet. Auch in den Maschinen der Turkmenistan Airlines lächelte er von der Wand herab.

Gaskrater

Ein Großteil der Staatsausgaben Turkmenistans, welches zu 80% aus Wüste besteht, wird durch das reiche Gasvorkommen gedeckt.

In die Wüste Karakum sind wir mit unseren neuen japanischen Jeeps unterwegs, nach Derweze. Wir sollen erst bei der Dämmerung eintreffen.

Tagsüber, beim Aussteigen auf den rissigen, ausgebleichten Boden, spüren wir die        40 ° C der flirrenden Luft. Die Turkmeninnen tragen ihre bunten, selbst gestrickten Wollsocken in ihren Pantoffeln. Unser Pisten-Jeep-Vordermann schüttet immer wieder Wasser aus einer Flasche auf den Laderaum seines Pickups. Bei näherer Betrachtung fiepen leise unter der Hitze stöhnende Hühner.

Wir passieren Wüstendörfer mit komplett eingerichteter Mechaniker-Werkstatt, davor liegender Teestube; der Wind fegt den Sand zwischen die Häuser und Jurten.

Turkmenistan Gaskrater

Die Spannung steigt. Es wird kühler. Es tun sich kleine Erdspalten auf, dann größere, mit Wasser gefüllte Trichter.
Bis wird ankommen: ein Widerschein in Orange zwischen Hellbraun und Grau.
Es ist das Highlight in Turkmenistan:
Der Gaskrater. Entstanden durch eine Bohrung. Der austretende Gasvorrat sollte durch Verbrennen erlöschen – doch der Krater brennt unermüdlich weiter – man nähert sich ihm bis an den Rand, eine Absperrung ist nicht vorhanden.

Es dämmert noch immer, wie stärken uns in einer unbeheizten Jurte; es hat mittlerweilen 10 ° C.
Und dann ist es finster: das Tor zur Hölle ist geöffnet, der Schlund der Erde brodelt. Schwarz rundum, nur diese Bodenspalte brennt feurig. Den Flammen zugewandt, beginnt man zu glühen, am Rücken zu frieren. Ein einmaliges Spektakel.

Tiere

Flauschig zwischen den Fingern der Dromedarhaar-Bart. Dunkelbraun das Fell, märchenhafte dunkle, von wunderbaren Augenbrauen  gesäumte Augen schauen einen tief und genau an. Urlaute erklingen:. „Streichel mich weiter!“
Die Kälber halten sich blökend im Hintergrund.

Turkmenistan Dromedare

Auf der Strecke durch die Wüste dann Schaf- und Ziegenherden, bewacht durch die Alabaj, die hiesigen typischen Hirtenhunde. Ich überzeuge den Schäfer, einen seiner 3 Hunde herbeizurufen. Sofort bildet sich in 300 m Entfernung eine Staubwolke, die wie eine kleine Walze auf uns zukommt und auch kaum stoppen will, als sie bei uns anlangt. Daraus erscheint ein wuscheliger weißer hüfthoher Rüde, der Action fordert. Von mir! Wenn er denn schon herangetrabt ist. Er lehnt sich an und hüpft um uns herum. „Weißkopf“ wird er genannt, „Akbas“.

In einem kleinen Bergdorf bestaunen wir die Gräber eines Friedhofs: jedes einzelne ist mit einem Widdergeweih geschmückt. Bizarr für unsere Augen. Darunter eine kurze Beschreibung der Person in arabischer und kyrillischer Schrift: „Mahmud, Sohn von Abdul, gestorben am x.x.x“.

Turkmenistan Pferde

Eine andere Strecke führt uns zu einem Pferdegestüt, den berühmten, fast ausschließlich in Turkmenistan lebenden, Achal-Tekkinern. Es ist eine der ältesten Pferderassen.
Es sind Rennpferde, für das Prestige, den Sport, die Freizeit.
In jedem Hotel und Restaurant sind diese edlen Geschöpfe malerisch abgebildet, der ohnehin schon lange Hals noch weiter in die Länge gedehnt, geschmückt mit einer der silbernen Ketten. Eine Geldanlage haben wir vor uns.
Als der Zuchthengst herbeigeholt wird, macht er sich sogleich bereit mit erhobenem Haupt und ist wahrlich enttäuscht, als kein üblicher Einsatz von ihm gewünscht wird.

Am Rande des Vorführplatzes liegt eine Tazi-Hündin, dunkelgrau, schlank, sie wirkt zerbrechlich, mit den gefransten langen Ohren, in edlen Häusern ebenso auf Leinwand gebannt wie die Pferde. Es sind dies die dazugehörigen Jagdhunde. Etwas zurückhaltend. Als ich sie streichle, spüre ich nacheinander ihre Knochen in meiner Handfläche.

 

Susanne Wallner
Ostern 2018


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