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Kindersitztest


Nur zwei von zwanzig Sitzen bekommen vier Sterne

Von 20 Kindersitzen ist die Hälfte nur "bedingt empfehlenswert"

(ÖAMTC-Presse) - Trotz eines weiteren erfreulichen Rückganges bei Kinderunfällen gab es 2001 dennoch bei 3.629 Unfällen mit Kindern im Straßenverkehr 3.964 verletzte und 26 getötete Kinder. Viel häufiger als gemeinhin angenommen kommen Kinder als Mitfahrer im Auto zu Schaden. Von den 26 im Jahr 2001 im Straßenverkehr getöteten Kindern starben 19 im Auto, bei den verletzten Kindern war rund die Hälfte im Auto als Mitfahrer unterwegs.

Erschreckend dabei ist, so das Ergebnis einer ÖAMTC-Studie, dass über 90 Prozent aller österreichischen Volksschulkinder im Auto nicht oder nicht ausreichend gesichert sind. "Am besten funktioniert die Kindersicherung noch bei Kleinkindern in Babyschalen mit 90 Prozent. Aber je älter die Kinder sind, umso niedriger werden die Sicherungsraten. So sind nur etwa drei Viertel aller Kleinkinder zwischen ein und vier Jahren richtig gesichert unterwegs. Bei Kindergartenkindern ist nur noch jedes Dritte vorschriftsmäßig in einem geeigneten Kindersitz untergebracht, bei Volksschulkindern nur noch jedes Zehnte", betont ÖAMTC-Experte Franz Peleska, der eindringlich an die Eltern appelliert, geeignete Kinderrückhaltesysteme zu verwenden.

Damit es leichter fällt, das optimale Kinderrückhaltesystem zur Kindersicherung zu finden, hat der ÖAMTC gemeinsam mit 14 europäischen Automobilclubs die 20 gängigsten Kindersitze einem umfangreichen Sicherheitstest unterzogen, dem sich auch die Stiftung Warentest und der Verein für Konsumenteninformation angeschlossen haben.

Nur zwei Sitze mit vier Sternen "sehr empfehlenswert"

"Nur zwei Sitze erreichten 'sehr empfehlenswert' und damit vier Sterne, für acht Sitze gab es immerhin drei Sterne und 'empfehlenswert', zehn schnitten mit zwei Sternen nur 'bedingt empfehlenswert' ab", resümiert der Testleiter dieses großen europäischen Kindersitz-Testes, ÖAMTC-Experte Franz Peleska.

"Sehr empfehlenswert" sind die Römer Produkte "Baby Safe" und "Duo", in den Gewichtsklassen 0 bis 13 kg und 9 bis 18 kg. Mit "empfehlenswert" und drei Sternen schnitten acht Sitze ab, wobei es aber leider keinen "empfehlenswerten" Kindersitz in der Gewichtsklasse 0 bis 13 kg gibt. Erschreckend aber, dass die Hälfte der getesteten Sitze mit zwei erreichten Sternen nur "bedingt empfehlenswert" ist.

Nach Vorjahrstest wurde Seitenschutz vieler Kindersitze besser

Im vergangenen Jahr wurde beim ÖAMTC-Kindersitztest erstmals der Seitencrash in die Bewertung aufgenommen und die Ergebnisse waren noch nicht zufriedenstellend. "Viele Hersteller haben auf die Ergebnisse des Tests prompt reagiert und die Sitze so konstruiert, dass die Seitensicherheit enorm verbessert wurde", freut sich Franz Peleska über den Erfolg des Kindersitztests.

So hat der "sehr empfehlenswerte" Vier-Sterne-Sitz Römer Baby Safe eine große, tiefe Babyschale und schützt damit die Neugeborenen bis zu einem Alter von etwa einem Jahr oder 13 kg im Seitencrash ideal.

Aber auch Maxi Cosi Priori und Römer Lord (beide für 9 bis 18 kg) haben große weit vorgezogene Sitzschalen, wodurch der Seitenschutz verbessert wird. Der Sitzerhöher mit Rückenlehne Concord Lift Pro wurde gegenüber seinem Vorgängermodell so verbessert, dass er nun der beste Sitz für Kinder zwischen vier und zwölf Jahren (15 bis 36 kg) ist. Aber auch der Kiddy Terra "base" bietet nach Verbesserungen nun einen akzeptablen Seitenschutz und ist damit ein durchschnittlicher Sitz ohne besondere Stärken und Schwächen für Kinder von vier bis zwölf Jahren bzw. 15 bis 36 kg.

"Unverständlich ist aber, dass es nach wie vor Sitze ohne geeignete Seitenabstützung gibt", kritisiert ÖAMTC-Experte Peleska. Besonderes Negativbeispiel ist der Chicco Quasar Evolution (15 bis 36 kg), der wegen unzureichender Kopfabstützung hohe Belastungswerte im Seitencrash aufweist, aber auch im Frontcrash wegen der fehlenden Gurthöhenverstellung hohe Belastungswerte verzeichnet. Dazu kommt, dass bei größeren Kindern ab 25 kg (etwa ab sechs Jahren) die Rückenlehne nicht mehr benützt werden kann, was absolut unzeitgemäß ist und keinerlei Schutz bieten kann.

Der Vier-Sterne-Sitz Römer Duo sichert mit Isofix-System

Beim "sehr empfehlenswerten" Vier-Sterne-Sitz Römer Duo, geeignet für Kinder ab einem Jahr bis etwa vier Jahre oder einem Gewicht von neun bis 18 kg, kann man die Vorteile des Isofix-Systems nutzen.

Das genormte Befestigungssystem Isofix ermöglicht es, Kindersitze durch einfache Handhabung fest in Fahrzeugen zu befestigen, wodurch das Abspulen und Umherfädeln des Sicherheitsgurtes entfällt. Da die Freigaben einiger Fahrzeughersteller noch ausständig sind, darf der Sitz noch nicht in allen Fahrzeugen mittels Isofix-Verriegelung befestigt werden. Einige Fahrzeughersteller bieten für das genormte Befestigungssystem Isofix serienmäßig oder optional die entsprechenden Befestigungspunkte im Fahrzeug an. "Die Zahl der verfügbaren Kindersitzmodelle mit Isofix ist derzeit noch gering, und da technische Änderungen am Auto und an den Kindersitzen notwendig sind, halten die sicheren Haken auf der Rückbank derzeit leider nur langsam Einzug auf dem Markt", bemängelt ÖAMTC-Experte Peleska die zu langsame Entwicklung .

So haben die internationalen Experten getestet

Unter der Testleitung von ÖAMTC-Experten Franz Peleska wurde mit einem Crash-Test die Sicherheit der Sitze bei einem Unfall überprüft. Dazu wurden die 20 Rückhaltesysteme in einer Golf-Karosserie montiert und ein Frontcrash mit 60 km/h und ein Seitencrash mit 50 km/h simuliert. Die europäischen Automobilclubs haben eine wesentlich strengere Crash-Situation als nach den üblichen Normen simuliert, die Schwächen bei den Kindersitzen noch deutlicher ans Tageslicht bringt.

Für die Beurteilung eines Sitzes ist jedoch das Kriterium der Bedienbarkeit genauso entscheidend wie die Crash-Sicherheit. Testleiter Peleska: "Ein Sitz kann im Crash noch so gut sein, wenn man ihn nicht einfach und ohne Fehler montieren kann, nützt das in der Praxis wenig." Um die Benutzerfreundlichkeit im Alltag zu überprüfen haben die Techniker der Clubs unzählige Male sämtliche Sitze in jeweils ein Auto der Mittel-, Kompakt- und Kleinwagenklasse eingebaut. Kinder im Alter von 3 bis 10 Jahren nahmen in den Kindersitzen Platz und lieferten den Testern ihre Eindrücke aus erster Hand. Ebenfalls getestet wurden der Komfort und die Gebrauchseigenschaften der Kindersitze, allerdings waren diese Bewertungen nicht entscheidend für das Gesamturteil.

"Eine generelle Beurteilung für Kindersitze kann es aber nicht geben, denn entscheidend ist immer das Zusammenspiel zwischen Kind, Sitz und Auto", so ÖAMTC-Experte Peleska abschließend. Daher rät der Club prinzipiell, immer mit dem Sprössling und dem Auto zum Kindersitzkauf zu kommen. Nur so kann wirklich der beste Sitz ausgewählt werden.

Die detaillierten Ergebnisse sowie Fotos und Crash-Videos vom ÖAMTC-Kindersitztest findet man auf der Homepage des Clubs unter www.oeamtc.at.


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