Purkersdorf Forum Archiv 2008
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dicampi ® sagt am 20.12.2007 16:46:Erster Beitrag

Nicht nur Verspätungen bei den ÖBB ...


Eine kleine Weihnachtsgeschichte
Junge Familie (ein Kleinkind im Kinderwagen, ein zweites auf wackeligen, eigenen Beinen) vor einem Fahrkartenautomaten, dem die Elektronen einfrieren. Der junge Vater versucht verzeifelt, Fahrkarten zu bekommen, während der Zug einfährt. Die junge Mutter in Panik, den Zug abfahren lassen zu müssen, nur weil der Automat nicht funktioniert, wie er sollte. Der junge Mann ersucht den Schaffner, noch eine Minute zu warten, bis die Fahrkarten ausgedruckt wären. Die Frau hebt ihr größeres Kind in den nächstbesten Waggon und schafft es irgendwie mit Fahrgasthilfe, auch den Kinderwagen samt Inhalt in den Wagen zu bekommen. Der Schaffner (= Zugchef) sieht auf die Uhr und teilt dem jungen Mann schroff mit, dass der Zug seinetwegen nicht eine einzige Minute warten werde. Er gibt beinhart das Zeichen zur Abfahrt, der junge Mann springt in den abfahrenden Zug, gerade noch rechtzeitig, bevor die Türen schließen. Und schon steht der Schaffner vor der Familie, die eben dabei ist, den sperrigen Kinderwagen in das Innere des Waggons zu bekommen: „Foahkoatn!“ Und zum jungen Familienvater: „Haums jetzt a Foahkoatn?“ – „Naa, hot leida net funktioniert. Jetzt muassn Se mia a Koatn gegn. 4 Zonen fia an jedn.“ – „Naa, bei mia kriagn S’ kaane Koatn! Is a Söbstbedienungsstreckn! Miassn S’ hoet fria am Bauhnhof kumma!“ – „Nau, Se haum je gsegn, dass da Automat net funktioniert – wie so’ i sunst zu aana Koatn kumma?“ entrüstet sich der junge Mann. „Miassn S’ hoet fria am Bauhnhof kumma!“ ignoriert der Schaffner die Aussage des Fahrgastes. „I brauch owa aa Koatn ...“ klingt es verzweifelt aus dem Mund des leicht entnervten Familienvaters. „Wos steign S’ daunn ei’, ohne Koatn“, schnauzt ihn der Zugchef an, „is jo net da letzte Zug! Steign S’ aus in da näxtn Station und kaufn S’ eana durt die Koatn!“ – „Sicher net“, zeigt der junge Mann Widerstand, „dann foahn ma ohne. Kennans uns wirklich kaane verkaufn?“ – „Naa, des is aa Söbstbedienungsstreckn, i kaunn Ihna kaane verkaufn. Wos steign S’ denn ein’ ohne Koatn? Is jo net da letzte Zug! Steigns aus in der nächsten Station“ wiederholt sich der Schaffner. „Waunn S’ ohne Koatn weiterfoahn, miassn S’ Strof zoen!“ – „Kennan S’ net a Aug zuadruckn?“ bittet der junge Mann, „Sie haum jo eh gsegn, dass ...“ – „Na, wos glaum S’ denn“, fällt ihm der Schaffner ins Wort, „dann bin i weg vom Fenster! ... Waunn aana kummt .... Steigns aus und kaufn S’ eana die Koatn!“ Die Familie steigt in der nächsten Station aus. Der Zugchef schaut ihnen zu und nervös auf die Uhr, wie sich die beiden mit dem Ausladen des Kinderwagens abplagen: Die Türen sind schmal und man kommt nicht eben auf den Bahnsteig raus. Der Zug fährt ab. Und die Familie sucht den Fahrkartenautomaten. Pech gehabt: Die Station heißt Purkersdorf-Gablitz und dort gibt es seit Jahren keinen Fahrkartenautomaten mehr am Bahnsteig Richtung St. Pölten. Ein ausgestiegener Fahrgast klärt die beiden drüber auf und zeigt ihnen den Weg, wie man zum anderen Bahnsteig kommt, wo sich der einzige, hoffentlich funktionierende Automat befindet.
Eine Wintermärchen? Nein, eine Weihnachtsgeschichte, geschrieben vom ÖBB-Alltag, an einem Sonntag im Dezember 2007. Datum, Uhrzeit, Zugnummer und Name des Zugchefs sollen hier ungenannt bleiben.

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