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manfred bauer ® sagt am 24.10.2006 20:40 zu Toth Dominik ?:Erster Beitrag

Re: Grundeinkommen & Grundsicherung


Glaube mal wo gehört zu haben das wenn man sämtliche Ausgaben für die Verwaltung des AMS,Sozialhilfe,etc. stattdessen den Bedürftigen einfach bar auf die Hand geben würde, diese dann das doppelte bekommen könnten. Leider nur eine Rechnung ohne dem psychologischen Wirt weil wer geht dann schon für sagen wir 1000 € arbeiten wenn er 800 auch so haben kann. Bedienungsloses Grundeinkommen würde sicher viele dazu verleiten weil viele arbeiten nur für das Geld und nicht weil sie ihr Beruf interessiert, erfüllt, jene pfeifen dann doch drauf. Trotzdem finde ich ein bedienungsloses Grundeinkommen nicht schlecht, aber dann niedriger.Nicht so hoch das für so einige überhaupt kein Ansporn mehr zum arbeiten besteht aber auch nicht so niedrig das man sprichwörtlich verhungert weil kein Mensch soll verhungen, in der Gosse landen, JEDER hat ein Recht auf ein halbwegs menschenwürdiges Leben.Meiner Meinung nach auch die faulen - warum ? Da ich arbeitsunwillige nicht für faul halte sondern einfach für Demotivierte welche mitmenschliche und/oder psychologische Betreuung brauchen und sie sicher nicht alleine Schuld sind sondern oft auch Defizite in Familie,Erziehung,Umfeld dazu führen. Wie heist es so schön : Wer andere als Faule hinstellt und nur selber zu faul deren Faulheit zu verstehen. Welche Summe da nun ideal wäre, keine Ahnung...


Lieber Dominik Toth!
Du hast in Deinem Beitrag einen ganz zentralen Aspekt des Grundeinkommens angesprochen: Den nämlich, dass es auch ein Instrument sein könnte, die flexible, eigenverantwortliche Aufteilung der Lebenszeit zwischen Erwerbsarbeit und unbezahlter Arbeit im eigenen, familiären und gesellschaftlichen Bereich, zwischen Lernen und Muße, zwischen Verpflichtung und Freiheit, autonom zu organisieren. Insoferne käme dem Grundeinkommen - neben all den sozial- und wirtschaftpolitischen Überlegungen - auch ein sehr maßgebliches emanzipatorisches und kulturelles Moment zu. Ich persönlich bin überzeugt davon, dass sich durch ein Grundeinkommen neue Werthaltungen und Lebensstile entwickeln würden, die vor allem sozialen, künstlerischen, ökologischen usw. Lebensformen neue Perspektiven eröffnen würden. Und arbeiten werden trotz Grundeinkommens noch viele Menschen. Denn Erwerbsarbeit wird noch Jahrzehnte lang ihre Attraktivität behalten; ebenso wie die damit verbundene Möglichkeit, über mehr Geld zu verfügen, um Bedürfnisse zu erfüllen, die über das Notwendige hinausgehen. Apropos: eine Studie des Sozialministeriums aus dem Jahr 1999 (!) kommt zum Ergebnis, dass 1% des jährlichen Brutto-Sozialprodukts (bezogen auf 1999) ausreichen würde, um eine "bedarfsorientierte Grundsicherung" in Höhe des Ausgleichszulagenrichtsatzes für PensionistInnen (damals glaube ich etwa 650 Euro; mit 800 bis 1.000 Euro liegt frau/man heute also ziemlich richig) zu finanzieren. Also: wie Du richtig feststellst, ein Grundeinkommen oder eine Grundsicherung als steuerfinanzierte Leistung würde keinen volkswirtschaftlichen Showdown bedeuten, sondern die Chance für eine gerechtere, solidarischere und entfremdungsfreiere Gesellschaft erhöhen. Manfred Bauer

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