Purkersdorf Forum Archiv 2005
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Philofritz ® sagt am 16.11.2005 07:48 zu Jerry ?:Erster Beitrag

Re: Brutalität an Wr.Schulen


Hallo Jerry!
Wenn man näher hinsieht erkennt man, daß wir bereits durchaus amerikanische Verhältnisse haben. Wo früher (vor 30 Jahren) ein Polizist 20 Delikte im Monat zu bearbeiten hatte, muß er nun, durch die annähernde Verdreifachung der Delikte, und der Halbierung der Polizei - 120 Delikte pro Monat bearbeiten. Wenn er früher ausgelastet war, oder gar etwas präventiv tätig, so ist er heute vollkommen überfordert. Zusätzlich stellt man nicht gerade die Klügsten (und dadurch teueren) Beamten ein, sondern spart auch hier, und so kommt es dazu, daß wir genau jene Polizisten bekommen - die wir bezahlen... Die amerikanische Justiz aber straft jedes Delikt (1 Delikt eine Strafe - 50 Delikte 50 Strafen), so daß kaum ein Berufsverbrechertum in Freiheit gibt(daher sind die Gefängnisse in den USA so voll), wogegen in Österreich das Absorbtionsprinzip (1 Delikt = eine Strafe, 50 Delikte = ebenfalls nur 1 Strafe, noch dazu fast immer unter dem gesetzlichen Strafrahmen) ausführt. Dadurch sind so viele Verbrecher in Freiheit, und werden immer mehr Vorbild für unsere Jugend. Sieh Dir einmal die Videospiele der jungen Herren an...Du wirst staunen!
Alleine im Wien des Jahres 1999 wurden rund 170.000 gerichtlich strafbare Handlungen pro Jahr verzeichnet. Das bedeutet, daß hier in Wien täglich etwa 465, österreichweit 1.314 Straftaten verübt werden. Somit geschehen in Wien rund um die Uhr, jede Stunde, etwa 19 kriminelle Straftaten. Wir haben hier laut Sicherheitsbüro pro Jahr 1.200 Raubüberfälle, das sind mehr als 3 Raubüberfälle pro Tag. Wo 1953 noch 28,12 Straftaten auf 1.000 Einwohner gezählt wurden, sind es im Jahre 1998 bereits 59,40 Straftaten auf 1.000 Einwohner. Die Bevölkerung wird also zusehends krimineller. Erschreckend ist, daß sich auch die Zahlen der Verbrechensaufklärung durch die Polizei sehr zum Nachteil veränderte. Klärte man 1953 noch 84,9 % der Straftaten auf, so beträgt die Aufklärungsquote 1998 nur noch 50,8%. Das heißt, daß nur die Hälfte aller begangenen Straftaten aufgeklärt wurde. Von den dann (1998) 243.854 aufgeklärten Tathandlungen wurden nur 63.864 gerichtlich abgeurteilt, was wohl daran liegt, daß die Justiz bei ihrem Personalstand eben nur ein gewisses Potential an Arbeit (Vorerhebungen, Anklageschriften, Verhandlungen etc.) leisten kann. Es können so viele aufgeklärte Fälle wie auch immer von der Polizei angeliefert werden, es kann doch nur ein Teil davon erledigt werden. Dies beweisen die immer länger werdenden Anhängigkeitszeiten, also die Zeit von der Anzeige bis zur Verurteilung. So wurden von den 1953 angezeigten 194.916 Straftaten 165.439 aufgeklärt, und es folgten 101.390 Verurteilungen. Vergleicht man das mit den vorangeführten Zahlen aus 1998, ist ersichtlich, daß etwa im gleichen Maße, wie die Kriminalität steigt, die Verurteilungen weniger werden. Hier mag auch die Begründung der stets vertrauenserweckenden Kriminalstatistiken (die letztendlich völlig verfälscht an die Bevölkerung weitergeben werden) liegen. Diese bekanntgegebenen Statistiken zählen nur die gerichtlich verurteilten Straftäter. Es geschahen in Österreich im Jahre 1998 479.859 strafrechtliche Delikte, von denen 243.854 aufgeklärt, aber nur 63.864 Täter verurteilt wurden. Von den restlichen 415.995 Straftaten im Jahr spricht die offizielle Statistik nicht. Der kürzlich jung verstorbene niederösterreichische Pathologe und Buchautor Dr. Bankl weist aber auch auf Statistiken hin, welche anführen, daß alleine in Österreich etwa 100–200 Morde pro Jahr überhaupt nicht als solche erkannt werden, somit weder an deren Aufklärung gearbeitet wird, noch diese Eingang in den Kriminalstatistiken finden .

1953 : 194.916 Straftaten 1998: 479.859 Straftaten 165.439 geklärt 243.859 geklärt 101.390 Verurteilungen 63.864 Verurteilungen
2005 haben sich die Straftaten bereits verdreifacht
Diese Graphik zeigt auf, daß sich zwar die Straftaten mehr als verdoppelt, die Verurteilungen aber trotzdem fast halbiert haben. Das schafft ein sehr günstiges Klima für Verbrecher. Natürlich wissen das auch die Jugendlichen - und handeln danach. Auch die Vorgänge in Frankreich weisen schon auf das hin, was bei uns nicht mehr lange auf sich warten lassen wird. Übrigens: Die angeführten Zahlen wurden mir von Statistik Österreich, dem ehemaligen Österreichischen statistischen Zentralamt, nach zähem Kampf, und ministerieller Beschwerde meinerseits, überlassen. Liebe Grüße

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