Purkersdorf Forum Archiv 2003
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Tipp ? sagt am 06.11.2003 09:03 zu Karl Berger ®:Erster Beitrag

Neoliberalismus


Im Phrasendreschen und Polemisieren kann ich Ihnen allerdings nicht das Wasser reichen. Den Ausdruck "wohlerworbene Rechte" verwendet die Gewerkschaft selber gerne, siehe zB "Betriebsräteinfo" hrsg. von ÖGB/AK-NÖ,

gegen wohlerworbene rechte habe ich auch nichts, aber dagegen wie der begriff in der neoliberalen umbaudiskussion als vorwurf missbraucht wird.
Wenn Sie den Hinweis auf das sich rasant ändernde wirtschafts- und gesellschaftspolitische Umfeld als "inhaltsleeres neoliberales sprachblabla" abtun, haben sie in den letzten 10 Jahren keine Zeitung mehr aufgeschlagen bzw verwenden den PC, auf dem Sie gerade tippen, nur als elektrische Schreibmaschine.

auf den gebrauch der phrasen kommts an (siehe oben). was hat sich in den letzten jahrzehnten verändert? vor allem 2 dinge:
1. die digitale revolution mit einer computerisierung fast der gesammten arbeitswelt und rasanten veränderungen der kommunikationstechnologie. also neue technologien, die letztendlich die wertschöpfung beschleunigen, die produktivität erhöhen, weniger menschen können mehr schaffen, etliche menschen können bei dieser umstellung nicht mehr mithalten. darauf sind antworten gefragt, wie diese arbeitsersparnis und diese wertschöpfung sinnvoll verteilt werden können: z.B. arbeitszeitverkürzung, grundeinkommen usw. die neoliberale antwort: menschen wegrationalisieren, arbeitsdruck erhöhen, sozialausgaben kürzen usw.
2. das »realsozialistische« system ist zusammengebrochen, und damit hat der kapitalismus keine konkurrenz mehr. seither werden die herrschenden großkapitalinteressen ungeniert bedient. sozialpartnerschaft und breiter konsens sind nicht mehr gefragt. der kapitalistische verwertungsprozess dringt in jede nische ein, öffentliches eigentum wird privatisiert (das heißt geraubt), usw.
diese prozesse, denen interessen zu grunde liegen, werden von einem sprachgebrauch begleitet, der sie als quasi naturgesetzlich darstellen soll, ein wertfreier sachzwang wird vorgegaukelt. das ist die sprache der politfunktionäre, und der von ihnen abhängigen experten. diese sprache ist inzwischen längst mehrheitsfähig, und sie haben sie gut gelernt. das war gemeint.
PS.: der ehemalige öbb-generaldirektor draxler hat berechnet, dass diese »reform« mindestens eine milliarde schilling jährlich an synergieverlust kostet. das zahlen sie mit ihrer fahrkarte und ihren steuern mit.

Und gerade die Aussage des Herrn Draxler ist also glaubwürdig? "Selektive Wahrnehmung" nennt man so etwas.

ich glaube eher der gewerkschaft und vernünftigen wirtschaftswissenschaftern, aber ich wollte ihnen einen zeugen präsentiern, der vermutlich eher ihrer denkschule entspricht.
www.brainworker.ch so schauts aus oder so ähnlich

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