Purkersdorf Forum Archiv 2001
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Karl Berger sagt am 18.12.2001 15:47 h zu DJ.Rantanplan:Erster Beitrag

Re: Bundesheerfeindlichkeit


Also, 1. muß man nicht zum Heer, es gibt die Möglichkeit Zivildienst. Diese Alternative ist zwar finanziell und vom Zeitaufwand diskriminiert, (was auch wieder geändert gehört) aber ich halte sie trotzdem für die bessere Möglichkeit.
2. Dass das Heer für Frauen geöffnet wurde, hat nix mit Emanzipation zu tun. Wenn ein Geschlecht benachteiligt wird, – und dass das noch immer so ist, brauche ich hier hoffentlich nicht weiter ausführen – wird die Benachteiligung nicht weniger, wenn einige von ihnen bei einem der großen Reppressionsapparaten mitmachen dürfen oder gar müssen. 3. Ob es in diesem Forum eine bundesheerfeindliche Stimmung gibt, weiß ich nicht – ich würde es jedenfalls begrüßen. Ich habe schon vor gut 30 Jahren fürs Volksbegehren zur Abschaffung des Bundesheeres Unterschriften gesammelt. Das war damals eine Initiative von Günther Nenning. Für Jüngere mag das überraschend sein, dass dieser Kronen-Zeitungs-Patriot früher auch lichtere Momente gehabt hat. Die Argumente sind, meine ich, noch immer gültig:
A. Das Wesen des Militärs besteht darin, eine Truppe zur Verfügung zu haben, die auf das Umbringen anderer Menschen und das Zerstören von Natur und Sachwerten spezialisiert ist.
B. Diese Truppe ist ,was Österreich betrifft, erst einmal zum Kampfeinsatz gekommen: 1934 im Bürgerkrieg gegen die eigene Bevölkerung. 1938, beim Einmarsch Deutschlands, wo eine Bewaffnete Verteidigung diskutabel gewesen wäre, fiel kein Schuß.
C. Da Menschen normalerweise nicht herumlaufen und bereit sind andere Menschen, die sie nicht kennen umzubringen, müssen die Menschen in dafür spezialisierten Organisationen lernen, diese Tötungshemmung zu überwinden. Das Heer ist eine gezielte Verrohungsmaschinerie.
D. Militärstrukturen und Demokratie schließen sich weitgehend aus. Unbedingt empfehlenswert in diesem Zusammenhang ist das Buch »Tagwache!« unseres Stadtrates Josef Baum, der einer der Gründer der »Vereinigung Demokratischer Soldaten Österreichs« war. Ich fürchte nur, dass das Buch vergriffen ist.
E. Die Annahme, Österreich, oder sonst ein Land, wäre durch ein Heer sicherer läßt sich schwer belegen. Weder vor 30 Jahren, noch jetzt fällt mir für Österreich ein realistisches Szenarium ein, wo bewaffnete Verbände unser Land überfallen könnten. Da wir bald nur mehr von EU-Staaten umgeben sein werden, ist das auch in Zukunft, nicht anzunehmen. Dazu kommt, dass die abschreckende Wirkung des österreichischen Bundesheeres eher gering einzustufen ist. (Was kein Argument für ein höheres Abschreckungspotential sein soll, sondern eher die Nutzlosigkeit dieser Anstrengung verdeutlichen soll.)
F. Wenn wir uns aber - rein theoretisch - den Fall einer ausländischen Aggression vorstellen wollen. Wer sagt, dass es für irgendjemand besser wäre, wenn wir eine hochgerüstete Armee hätten? Es würde halt mehr geschossen, mehr zerstört, mehr gestorben, Und wenn dann der Schaden bei den anderen noch größer wäre, als im eigenen Land hätte man vielleicht gewonnen. Jiipiijeeh! Und die Konzerne könnten zuerst die Waffen liefern, dann am Wiederaufbau verdienen, und in den geschwächten Ländern Strukturen nach ihren Interessen einrichten. Supaa! Die Armen dürften sterben, verletzt werden, hungern und mit nationalistischen Feindbildern Verhetzt werden.
G. Der männerbündlerische Schmarrn der in Militärstrukturen gedeiht und verklärt Kammerradschaft genannt wird, kann mir gestohlen bleiben.
I. Ich hör auf sonst wird’s zu lang …

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