Purkersdorf Online

Informationsabend: Spannungsfeld Mobilfunk


(Wien, 21.10.2005 – Landkarte der Sendemasten vorgestellt; Ab wann wird es mit der Strahlung  bedenklich? Wie kann man die Mobilfunknetze optimieren ohne auf das mobile Telefonieren verzichten zu müssen? Kommen neue Sender? Nächste Schritte? )

 

Die Stadtgemeinde Purkersdorf und die Purkersdorfer Bürgerinitiative „Handymastenwildwuchs nein danke“ luden am 17.10.2005 zu einem Informationsabend und ca. 50 Interessierte kamen in den Stadtsaal. Die Veranstaltung dauert von 19:00 bis 22:45 Uhr. Das anschließende Buffet war noch bis 1.00 Uhr besucht. Doch der Reihe nach.

 

Kurz nach 19:00 Uhr eröffneten Bürgermeister Mag. Karl Schlögl und Frau Stadtrat Marga Schmidl den Abend und begrüßten die Vortragenden. Frau Schmidl stellte dabei eine große Landkarte mit den Sendemasten in und um Purkersdorf vor.

 

Mag. Robert Marschall (IVTK; BIG; TriCoTel): Er stellte kurz die Möglichkeiten vor, um an Informationen zum Thema Mobilfunkstrahlung und deren Auswirkungen zu gelangen. Maßnahmen sind in zwei Bereichen möglich a) bei den Ursachen, das sind die Mobilfunknetze und ihre Emissionen b) bei den Auswirkungen, wogen man sich teilweise schützen kann. Prinzipiell sei er nicht gegen den Betrieb von Mobilfunknetzen, eine Optimierung der Funknetze sei aber technisch machbar und wünschenswert. Studien über die gesundheitlichen Folgen im Zusammenhang mit Mobilfunkmasten: Naila 2004, Santini 2001, Kundi 2002, Valencia 2002, La Nora / Murcia 2003, Osteuropäische Studien 60er u 70er Jahre von Gordon (Moskau) Petro (Leningrad) Baranski und Czerski (Warschau)

 

DI Oswald Schrott (Amt der NÖ Landesregierung): Er stellt kurz die physikalischen Grundlagen und die Ergebnisse der Messungen in Purkersdorf vor. Bei den Messungen wurden frequenzselektive Messungen vorgestellt. Die Summe der gemessenen Strahlung im Frequenzbereich 800MHz – 2500 MHz konnte nicht ermittelt werden und wird nachgereicht. Überschlagsmäßig wurden ca. 2000 µW/m2 für den Messpunkt Schuldach des Gymnasiums errechnet. Er nahm in der späteren Diskussion auch zu den Abschirmungsmaßnahmen Stellung. (1 Watt W = 1.000 Milliwatt mW = 1.000.000 Mikrowatt µW)

 

DI Dr. Hans-Peter Hutter (Ärzte und Ärztinnen für eine gesunde Umwelt): Er erläuterte den Stand der Wissenschaft und teilte die Studien in vier Bereiche ein: Epidemiologische Studien, Experimente mit Versuchspersonen, Tierversuche, Zellversuche). Er erklärte, warum aus seiner Sicht das Vorsorgeprinzip beim Mobilfunk anzuwenden sei. Für ihn ist der Maßstab der Richtwert der Wiener Resolution von 1mW/m2. Der Salzburger Vorsorgewert 2002 von 10 µW/m2 basiere auf baubiologischen Grundlagen. Dr. Hutter hat bereits im Jahr 2002 ein Gutachten für Purkersdorf erstellt und ist dabei zu folgenden Schluss gekommen: „Bezüglich des Immissionspunktes Gymnasium Herrengasse 4 ist jedoch darauf hinzuweisen, dass eine weitere Steigerung der Sendeleistung der entsprechenden Basisstationen zu vermeiden ist, da die derzeitige (GSM-spezifische) Immissionsbelastung am Immissionspunkt 1 mit einer Leitungsflussdichte von 0,98 mW/m2 den erwähnten Vorsorgewert bereits zur Gänze ausschöpft.

Anmerkung: Dr. Hutter bezog sich damals auf den damals geltenden Salzburger Vorsorgewert von 1mW / m2. Inzwischen wurden UMTS Anlagen in Purkersdorf installiert und selbst der alte Salzburger Vorsorgewert deutlich überschritten.

 

DI Herbert Beyer (NÖ Umweltanwaltschaft): Er stellt den Rechtsrahmen vor (Baurecht, Forstrecht, Naturschutzrecht, Fernmelderecht).  Dabei gäbe es praktisch keine Möglichkeit für die Anrainer, einen neuen Sendestandort zu verhindern. Die Unterlagen von den Mobilfunkbetreibern über neue Sendestandorte waren früher umfangreicher und die Betreiber waren früher auch kooperationsbereiter als heute.

Die NÖ Umweltanwaltschaft ist keine Behörde. Sie kann aber für Gemeinden Strahlungsmessungen durchführen, Informationen bereitstellen und - wenn gewünscht - als Mediator fungieren.

 

Frau Marga Schmidl (Stadträtin Purkersdorf): Die Entscheidung über den neuen UMTS Sendestandort im Wald bei der Roten Kreuz Station ist derzeit aufgeschoben. Es soll in Kürze einen runden Tisch mit allen Mobilfunkbetreibern in Purkersdorf geben, um die Möglichkeiten zu diskutieren. Ziel ist, einmal alle Fakten zu erheben, welche Betreiber wo Anlagen und mit welchen Sendeleistungen betreiben. Aus der Gesamtsicht ist dann das Optimum, d.h. eine möglichst geringe Strahlungsbelastung für die Bevölkerung in Purkersdorf, anzustreben.

 

Fragen aus dem Publikum:

·         Was bedeuten jetzt die aktuellen Messwerte für unsere Gesundheit?

·         Wieso wurde am Schuldach und nicht in den Klassen gemessen?

·         Warum macht man kein Gesetz zum Schutz der Bevölkerung bei Handys, wenn man sogar im Fernsehen von der Ärztekammer erfahren hat, dass bei einem Medikament dies bei ähnlichen Ergebnissen nie auf dem Markt kommen dürfte?

·         Sie haben die Naila Studie nicht erwähnt. Könnten Sie uns die Naila Studie erklären?

·         Wozu brauchen wir UMTS überhaupt? Wozu brauchen wir neue UMTS Standorte?

·         Wünscht es der Kunde bzw. die Gesellschaft oder ist der Bedarf nur auf die Suggestion der Werbung zurückzuführen?

·         Stimmt es, dass UMTS auch während der Nacht permanent sendet?

·         Ist der dargestellte Verkehrsverlauf von 0:00 – 24:00 Uhr in den Mobilfunknetzen noch aktuell?

·         Was sagen sie zu Herrn Johannes Kamp aus Deutschland, der meint, dass 1/3 der Handymasten sowie 1/3 der Sendeleistung einsparen lässt und eine Verlagerung aus dem bewohnten Gebiet möglich ist?

·         Wie unterstützt die NÖ Umweltanwaltschaft betroffene Anrainer?

·         Wie kann man sich in seiner Wohnung abschirmen? An wem kann ich meine Kosten weiterverrechnen?

·         Ist der geplante neue UMTS Standort im Wald beim Roten Kreuz jetzt „gut“ oder doch „schlecht“?

·         Wo sind weitere Sendemasten geplant?

·         Muss man sich alles gefallen lassen?

 

Beim Buffet wurden noch einige Gespräche bis um 1:00 Uhr fortgesetzt.

 

Der IVTK-Interessensverband (www.ivtk.at) für Telekommunikation ist ein gemeinnütziger Verein, der die Interessen der rund 3,3 Millionen Festnetzkunden Österreichs in der Öffentlichkeit vertritt. Für Rückfragen steht Ihnen der Präsident des IVTK, Mag. Robert Marschall, unter der Festnetznummer 02231-68367 und unter der E-Mail Adresse robert.marschall@ivtk.at zur persönlichen Verfügung.


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