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Lainzer Tunnel: Warnung vor Projektdesaster und Kostenexplosion

OTS-Aussendung, 2003-11-07

Bürgerinitiativen der überparteilichen "Plattform Schienenverkehr" nehmen den jüngsten Werbefeldzug für einen ihrer Meinung nach weit überzogenen Bahnausbau zum Anlass unverhohlener Kritik an FP- Verkehrsminister Gorbach und der HLAG. Bekanntlich hat die staatliche Tochtergesellschaft unter dem Titel "Schienen in die Zukunft" in Tageszeitungen - mehrseitig und täuschend ähnlich aufgemacht - die Investitionsoffensive unserer Bundesregierung für umstrittene Großbauvorhaben mit falschen Angaben beworben. Plattformsprecher Franz Schodl sieht darin "eine steuerfinanzierte Gehirnwäsche zugunsten sinnloser Tunnelprojekte, die weder verkehrsplanerisch noch wirtschaftlich zu rechtfertigen sind und lediglich das üppige Geflecht aus Bauindustrie, Großbanken und Politik nähren sollen." Offensichtlich diene diese Kampagne jenem ungeheuerlichen Geldverschwendungs-Coup, den man hinter einer vorgeschobenen Debatte über Eisenbahnerprivilegien im Zuge der geplanten ÖBB-Reform landen will: Sachlich nicht begründbare Mega-Projekte würden mittels garantierter Steuermilliarden beliebig durchgesetzt werden und mangels Rentabilität die Österreicher über Generationen hinaus unzumutbar belasten.

So entstamme beispielsweise das Milliardenprojekt Lainzer Tunnel jener politischen Willkür, mit der man sündteure Neubaustrecken finanziere, anstatt - wie im Gesetz vorgesehen - vorhandene Trassen mit relativ geringem Aufwand betrieblich und somit auch wirtschaftlich aufzuwerten. Ohne Bedarfsnachweis und am überaus wichtigen Umsteigeknoten Hütteldorf meilenweit vorbeigeplant, soll der Lainzer Tunnel laut HLAG die "überfrequentierte" Verbindungsbahn zwischen der West- und Südbahn in Wien entlasten. Demgegenüber belegen videogestützte Zählungen, dass auf dieser zwei- bis viergleisigen, teils abgesenkten und zugedeckten Verbindungsbahn nur halb so viele Züge verkehren wie auf der nahegelegenen Südbahn. Neben langfristig völlig ausreichenden Betriebsreserven hat diese Bestandsstrecke überdies den Vorteil der Anbindung an Hütteldorf sowie an die wichtige Vorortelinie zur Franz Josefsbahn. Betriebstechnisch bedingt muss die Verbindungsbahn daher in jedem Fall erhalten werden. Allerdings ist sie analog ihrem Meidlinger Abschnitt tieferzulegen und einzudecken, um die Hietzinger Anrainer vom Lärm zu befreien und die sechs (!) gefährlichen Schrankenübergänge zu eliminieren.

Es ist jedoch nicht die verkehrsplanerische Idiotie allein, die den Lainzer Tunnel zum Skandalprojekt macht: Vor zehn Jahren noch mit 6,4 Mrd. Schilling veranschlagt, sind seine präliminierten Kosten mittlerweile auf das Dreifache explodiert, noch bevor man mit dem Bau der eigentlichen Verbindungsröhre begonnen hat. Denn zum einen wurden die Baubescheide wegen "Verletzung von Verfahrensvorschriften" vom VwGH aufgehoben, zum anderen wäre angesichts schwerster Mängel bei der Sicherheit und Umweltverträglichkeit eine Baugenehmigung nicht zu verantworten.

Dass sich Hubert Gorbach nichts desto trotz als mittlerweile achter Verkehrsminister seit Rudolf Streicher für den Bau des Lainzer Tunnel stark macht, führen die Bürgerinitiativen auf seine fatale Leichtgläubigkeit zurück, welche die HLAG und sein Beraterstab schamlos ausnützten. Schodl ergänzend: "Gorbach wäre gut beraten, im Sinne der Bahnbenützer, Anrainer und Steuerzahler aus dem Abenteuer Lainzer Tunnel auszusteigen. Wir sind überzeugt, dass die geplante Röhre auch bei einer Prüfung durch den Rechnungshof als klassische Fehlinvestition bestätigt wird."

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